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16. Oktober 2018

Klimawandel

Gletscher verlieren im Hitzesommer massiv an Eis

Der Winter mit Rekordschnee konnte die Schweizer Gletscher nicht vor massiven Eisverlusten bewahren. Hitze und Trockenheit dieses Sommers haben ihnen zugesetzt. Das setzt eine dramatische zehnjährige Entwicklung fort.

Die Eismasse der Schweizer Gletscher ist im Hitzesommer 2018 massiv geschrumpft. Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) mitteilt, schätzen die Fachleute, den Verlust an den etwa 1500 Gletschern auf 1,4 Milliarden Kubikmeter oder 2,5 Prozent im Vergleich zum September 2017, berichtete die Akademie der Wissenschaften Schweiz. Nur der sehr schneereiche Winter habe «eine noch dramatischere Entwicklung» verhindert. Insgesamt hätten die Gletscher in zehn Jahren ein Fünftel ihres Volumens verloren.

"Viele Gletscher sind in den vergangenen Monaten bereits komplett ausgeapert", sagte der Glaziologe Andreas Bauder der dpa. Das bedeutet, dass der Winterschnee auf der gesamten Gletscherfläche schnell wegtaute. Das sei doppelt problematisch, weil der hellere Winterschnee die Sonne gut reflektiert und die darunter liegenden dunkleren Eisschichten vor Sonneneinstrahlung schützt. Zudem sei Winterschnee nötig, damit die Gletscher Rücklagen bilden könnten. Winterschnee, der den Sommer überdauert, wird über Jahre kompakter und dann zu Gletschereis.

Rekord-Schneefall im Winter

Nach Angaben der Akademie der Wissenschaften wurden im vergangenen Winter teils Rekord-Schneehöhen gemessen. Im Kanton Wallis hätten die Gletscher etwa zu Beginn der Schmelzperiode bis zu 70 Prozent mehr Schnee gehabt als im Durchschnitt der vorangegangenen Jahre. In manchen Tälern sei so viel Schnee gefallen wie nur alle 70 Jahre zu erwarten sei.

Bis Ende März habe oberhalb von 2000 Metern noch bis zu doppelt so viel Schnee gelegen wie in früheren Jahren. Aber: Weil April und Mai extrem warm und trocken waren, seien die Schneefelder rasant schnell ausgeapert, nicht später als in anderen Jahren.

Das Sommerhalbjahr von April bis September war das wärmste seit Beginn der Messungen Mitte des 19. Jahrhunderts, schreibt die Akademie. Vor allem habe es wenig Neuschnee gegeben. Auf dem 2540 Meter hohen Weissfluhjoch, wo seit 81 Jahren gemessen werde, sei es an 87 Prozent der Sommertage nicht unter null Grad gewesen. Noch nie habe es dort zwischen dem 17. Mai und 4. September so wenig Neuschnee gegeben wie in diesem Jahr.

Worum es bei den Messungen geht

Bei den Messungen geht es nicht um die Länge oder Fläche der Gletscher, die ebenfalls stark rückläufig ist. Der flächenmässig grösste und längste Gletscher der Alpen, der grosse Aletschgletscher, hat seit Beginn der Messungen im Jahr 1870 zum Beispiel mehr als 3000 Meter an Länge verloren. Bei diesem Ergebnis geht es um die Eismasse, die jeweils im September gemessen wird. Die Experten bewerten den Zuwachs durch Schnee im Winter und den Verlust durch die Schmelze im Sommer.

Nicht alle Gletscher reagieren gleich auf die klimatischen Bedingungen, wie Andreas Bauder weiter erklärte. Wie stark ein Gletscher schrumpfe, hänge unter anderem von Länge, Eisdicke und Neigungswinkel ab. Im vergangenen Jahr allerdings gingen praktisch alle der rund 100 in der Schweiz vermessenen Gletscherzungen zurück.

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