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05. Dezember 2019

Nachhaltigkeit

Umbau der Energieversorgung ist ein steiniges Unterfangen

Langfristig bleibt der Weg für den Umbau des Energiesystems ein steiniger, wie das neuste Monitoring des Bundes zeigt. Zudem erhöht die Umsetzung der Energiestrategie 2050 tendenziell die Abhängigkeit vom Ausland. Die kurzfristigen Richtwerte werden dagegen erreicht, meldet die Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Wie das Bundesamt für Energie (BFE) in einer Mitteilung zum zweiten Monitoringbericht 2019 schreibt, befindet sich die Umsetzung der Energiestrategie 2050 bezüglich der kurzfristigen Ziele weitgehend auf Kurs. Längerfristig zeichne sich indes ab, dass es "weitere Anstrengungen" brauche, um das Energiesystem schrittweise umzubauen. Der Bericht zeigt die Situation per Ende 2018 auf.
Die Energiestrategie 2050 sieht eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz vor. Der Anteil der erneuerbaren Energien soll gesteigert und die energiebedingten CO2-Emissionen sollen gesenkt werden. Zudem dürfen keine Rahmenbewilligungen zum Bau neuerKernkraftwerke mehr erteilt werden.
Erdölprodukte, also Brenn- und Treibstoffe, einschliesslich der Treibstoffe für den internationalen Flugverkehr machten 2018 gemäss Monitoring rund die Hälfte des Endenergieverbrauchs in der Schweiz aus. Der Anteil der Erdölprodukte ging zwischen 2000 und 2018 allerdings um knapp 10 Prozentpunkte zurück. Strom machte 2018 etwa einen Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs aus und Gas rund 14 Prozent.
Der Energieendverbrauch pro Kopf ist damit rückläufig und lag 2018 fast 19 Prozent unter dem Wert des Jahres 2000. Der Stromverbrauch pro Kopf lag fast sieben Prozent tiefer als vor 18 Jahren. Die Zielwerte 2020 in beiden Bereichen waren damit laut BFE bereits Ende 2018 erreicht oder unterschritten.

Anteil der Erneuerbaren bei 6 Prozent

Ende 2018 lag der Anteil der erneuerbaren Stromproduktion (ohne Wasserkraft) an der gesamten Netto-Elektrizitätsproduktion bei 6,1 Prozent. Der angestrebte Richtwert 2020 war damit zu 83 Prozent erreicht.
Die Aufteilung nach Technologien zeigt, dass seit 2010 insbesondere die Photovoltaik (PV) absolut gesehen stark zugelegt hat. Sie trägt heute rund die Hälfte zur erneuerbaren Stromproduktion bei. Die Windenergie ihrerseits hat seit 2010 ebenfalls zugenommen. Sie macht mit 3,1 Prozent jedoch nach wie vor einen geringen Anteil der erneuerbaren Stromproduktion aus.
Gemäss der im Jahr 2019 aktualisierten Abschätzung des BFE zum Ausbaupotenzial der Wasserkraftnutzung ist der Richtwert von jährlich zusätzlich 83 Gigawattstunden (GWh) nach heutigem Stand zwar erreichbar, allerdings müsste dazu fast das gesamte bis 2050 ausgewiesene Potenzial bereits bis 2035 realisiert werden.

Langfristig sind die Herausforderungen gross, auch wenn laut BFE die Energieversorgung breit diversifiziert ist, was zur guten Versorgungssicherheit der Schweiz beiträgt. Diese Sicherheit wird
jedoch tendenziell zunehmend im Ausland eingekauft, wenn der ökologische Umbau nicht rascher als vorgesehen gelingt.

Zunehmend abhängig von Importstrom

In den Szenarien resultiert laut BFE auch bei einer Kombination des Kohleausstiegs in Deutschland mit einer frühzeitigen Reduktion der Kernkraftkapazität in Frankreich für die Schweiz zwar eine
insgesamt gute Versorgungslage. Diese Beurteilung gelte auch für die Zeit nach der Abschaltung der Kernkraftwerke in der Schweiz. Daraus folgt allerdings laut dem Bericht auch, «dass die
Stromversorgungssicherheit in zunehmenden Masse durch importierten Strom sichergestellt wird».
Die Bruttoimporte wiederum setzen sich dabei im Wesentlichen aus fossilen Energieträgern und Kernbrennstoffen zusammen, also aus nicht erneuerbaren Quellen. Der Anteil Importe am Bruttoenergieverbrauch war von 2000 bis 2006 gestiegen und ist seither rückläufig, jedoch weiterhin auf hohem Niveau: 2018 betrug der Anteil Importe am Bruttoenergieverbrauch 75 Prozent.
Wegen der absehbar verstärkten Nachfrage nach elektrisch produziertem Strom zeichnet sich laut dem neusten Monitoringbericht ab, «dass die Stromnachfrage langfristig steigen wird und sich dadurch neue Herausforderungen ergeben».

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