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11. Juli 2019

St. Gallen

Bäche überschreiten Schadstoff-Grenzwerte

Kleine Bäche im Kanton St. Gallen sind stark mit Pestiziden und Rückständen von Medikamenten und Industriechemikalien belastet. Im extremsten Fall wurden Grenzwerte um den Faktor 160 überschritten. Dies meldet die Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Das Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen hat die Wasserqualität von fünf Bächen während mehrerer Monate untersucht und zieht eine besorgniserregende Bilanz: Die Qualitätskriterien für problematische Stoffe wurde über fast den ganzen Zeitraum der Messkampagne von April bis Oktober 2018 überschritten. Unter Qualitätskriterien versteht man Schwellenwerte, ab denen Stoffe für Organismen akute oder bei längerem Kontakt chronische Schäden auslösen.

Die untersuchten Bäche wurden anhand einer Voruntersuchung ausgewählt, bei der sie bereits auffällige Belastung zeigten, wie die Staatskanzlei des Kantons mitteilte. Es handelte sich namentlich um den Latenbach und Wagnerbach in Rapperswil-Jona, den Nebengraben und Tankgraben in Benken, sowie das Äächeli in Au. Das Einzugsgebiet des Tankgrabens liegt grösstenteils im Kanton Schwyz.

Pestizide als Hauptproblem

Beim Grossteil der untersuchten Stoffe handelte es sich um Pestizide, die auch mehrheitlich für die schlechte Wasserqualität verantwortlich sind.  Aber auch um Rückstände von Medikamenten und Industriechemikalien überschritten die jeweiligen Grenzwerte.

Unter den Chemikalien fanden die Fachleute beispielsweise erhöhte Werte für Perfluoroctansulfonat (PFOS), ein langlebiger und auch für Säugetiere giftiger Stoff, der sich über die Nahrungskette anreichern kann, wie Vera Leib von der Abteilung Gewässerqualität des Amtes für Wasser und Energie gegenüber der Nachrichtenagentur erklärte.

Der Einsatz von PFOS ist seit 2011 in der Schweiz bis auf wenige Ausnahmen verboten. Für einzelne Anwendungen ist PFOS noch erlaubt, beispielsweise in bestimmten Lacken und Beschichtungen, in Hydraulikflüssigkeit für die Luftfahrt, sowie in Feuerlöschschäumen, die vor 2011 in Verkehr gebracht wurden.

Rätselhafte Quelle

Woher das PFOS in den Bächen stamme, sei daher fragwürdig, so Leib. In vier der fünf Bäche überschritt die Konzentration von PFOS die Werte, bis zu denen die Chemikalie als unbedenklich eingestuft werden kann. Im Wagnerbach waren die Werte so hoch, dass man der Quelle definitiv nachgehen müsse. Möglicherweise könnte es aus Deponien oder von Feuerlöschplätzen stammen, auf denen noch alter Löschschaum eingesetzt wurde.

 

Die Pestizide und andere Stoffe könnten auf verschiedenen Wegen in die Bäche gelangt sein. Zum Beispiel könnte Regen kürzlich ausgebrachtes Spritzmittel abgeschwemmt, oder Pestizidreste unsachgemäss entsorgt worden sein. Auch Fehlanschlüsse oder Entlastungen aus der Kanalisation bei Starkregen kommen in Frage.

Insbesondere Insektizide sind bereits in kleinsten Mengen giftig für die Lebewesen im Bach. Gerade langlebige Schadstoffe könnten sich jedoch auch über die Nahrungskette anreichern und über die Bäche hinaus Schaden anrichten.

Ursachen finden und beheben 

Die Fachleute vom Amt für Wasser und Energie wollen nun für die Fälle mit hoher Belastung die Ursachen finden und beheben. Das Problem dürfte aber über die fünf untersuchten Bäche hinausgehen. Das Amt für Wasser und Energie hatte im Jahr 2011 bereits 78 Bäche des Kantons auf ihren biologischen Zustand hin überprüft und Defizite festgestellt.

Dafür kommen verschiedene Gründe in Frage, wie zu hoher Nährstoffeintrag, zu hohe Wassertemperaturen oder eben Schadstoffe. Die Detailanalyse der nun vorgestellten Messkampagne sollte die Rolle der Schadstoffe untersuchen.

Ein erheblicher Teil der kleinen Bäche des Kantons fliesst durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet und Siedlungen, aus denen Pestizide und andere Stoffe in die Gewässer gelangen könnten. Wichtig sei die Sensibilisierung von Landwirten, aber auch von professionellen und privaten Gärtnern für den sachgemässen Umgang mit Spritzmitteln, hiess es in der Mitteilung abschliessend.

 

 

 

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