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Fachartikel
16. Januar 2020

Wasserversorgung

Hydranten sind sorgfältig zu warten

Hydranten sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil einer städtischen oder ländlichen Wasserversorgung, sie können auch mal Leben retten oder Notlagen überbrücken helfen: Um jederzeit einsatzbereit zu sein, müssen sie deshalb fachmännisch gewartet werden –nicht nur bei akuten Problemen.
  

Eigentlich ist der Hydrant in erster Linie für den Einsatz der Feuerwehren gedacht, doch manchmal wird er auch anderweitig «angezapft», gewissermassen zweckentfremdet: «Immer wieder wird den Hydranten ohne Bewilligung Wasser entnommen», weiss zum Beispiel Andreas Häfeli, Brunnenmeister der aargauischen Gemeinden Kölliken, Oberentfelden und Mooslerau: «Offenbar meinen viele, der Hydrant sei ein Selbstbedienungsladen – das ist er aber keineswegs!» Meist seien es Mitarbeitende von Baugeschäften, die das Wasser aus den Hydranten brauchen. Oft hätten diese auch keine andere Möglichkeit, als dort Wasser zu entnehmen. Selten seien es Privatpersonen, die damit im Sommer ihren Pool füllen wollen. Manchmal brauchen auch die Bauern der Region die Hydranten zum Bewässern ihrer Felder.

Nicht immer legale Nutzungseinsätze

Das Wasser vom Hydranten kostet laut Urs Kupferschmid, der bei der Hinni AG In Biel Benken für den Bereich Produktemanagement und Qualitätssicherung zuständig ist, nicht allzu viel. Doch wer ohne Bewilligung Wasser abzapfe und somit die Pumpe betätige, verursache Stromkosten. Diese Kosten würden dann allen Kunden verrechnet. Er betont zudem, es sei wichtig, dass die Hydranten richtig bedient würden. Oft würden sie nicht vollständig geschlossen. Dann entweiche Wasser, das wieder durch Pumpen gewonnen werden müsse. Das entwichene Wasser könne zudem im Untergrund Schaden anrichten, es unterspüle die Erde.

Zudem könnten bei unerlaubtem Wasserbezug diverse Probleme entstehen. So könne ein Hydrant im Winter einfrieren, wenn er nicht vollständig geschlossen und korrekt entleert würde. Oder es könne sogar so weit gehen, dass ein Hydrant durch das vereiste Wasser gesprengt würde. Rund 2500 Franken kostet ein neuer Hydrant.  Wenn jedoch noch die Leitung in Mitleidenschaft gezogen wird, kann es erheblich teurer werden: «Durch falsche Bedienung kann es sein, dass Schmutzwasser ins Netz zurück gespeist wird, was seine Auswirkungen auf die Wasserqualität haben kann», erklärt Cosimo Sandre, Technischer Berater beim SVGW, der auch an der W5, der «Richtlinie für die Löschwasserversorgung», mitgearbeitet hat: «Um zu verhindern, dass beim Löscheinsatz Fremdwasser ins Trinkwasser gelangt, sollte man deshalb als Verbindung zwischen Schlauch und Hydrant ein Rückschlagventil einsetzen, so Cosimo Sandre. «Bei allen anderen Wasserbezügen ab Hydrant ist eine Wasseruhr und eine Sicherungseinrichtung einzubauen.»

Manchmal sehen aber gar Feuerwehren nicht den Sinn und Zweck solcher Rückflussventile ein, wie Beispiele aus der Umgebung von Zürich zeigen: Es kommt zu technischen oder gar finanziellen Diskussionen, und am Ende müssen oft die Gemeinden im Sinne einer stets sicheren Trinkwasserversorgung die Kosten für den Einbau von Rückflussventilen übernehmen. Mit gutem Beispiel geht hier jedoch die Betriebsfeuerwehr auf dem Gelände des Flughafens Zürich voran: Hier ist die Verwendung von Rückflussventilen seit Kurzem im wahrsten Sinne des Wortes «beschlossene Sache».

Temporärer Bezug: Nur mit Bewilligung

Andere Orte der Schweiz, wie zum Beispiel Posieux in der Gemeinde Hauterive im Kanton Fribourg, berichten beim Umgang mit ihren Hydranten von Problemen mit der Landwirtschaft: «Wir hatten diesen Sommer plötzlich Gülle im Trinkwasser», erzählt zum Beispiel Brunnenmeister Jean-Pierre Stirnimann, der in der Gemeinde auch schon Feuerwehrkommandant war. «Dies hat uns vor grosse Probleme gestellt. Die Suche nach der Ursache war sehr aufwändig und am Ende fanden wir keinen Schuldigen. Was blieb war ein Versicherungsfall von rund 60’000 Franken.»   

Verschiedene Wasserversorgungen, wie zum Beispiel die Werke am Zürichsee AG, die Stadt Bülach oder die Trinkwasser Emmental AG geben deshalb bezüglich Nutzung der Hydranten ausführliche Merkblätter heraus: «Wir weisen darauf hin, dass die Hydranten, obwohl sie Trinkwasser enthalten, nicht zum öffentlichen Wassernetz gehören, sondern ausschliesslich für den Löschzweck der Feuerwehr vorgesehen sind», ist da zum Beispiel zu lesen. Der Bedarf für «temporäre Bezüge ab Hydrant» könne man bei der jeweiligen Wasserversorgung anmelden. Der Verwendungszweck werde dann geprüft. Allerdings könne eine Wassernutzung «ohne Angaben von Gründen» auch verweigert werden, handle es sich doch um eine «freiwillige Dienstleistung der Werke, die jederzeit widerrufen werden kann.»

Magden: Stopp dem Wasserklau

Noch härtere Massnahmen hat die Gemeinde Magden im Kanton Aarau ergriffen: Da es in letzter Zeit immer wieder zu «unerlaubten Wasserklau» kam, liess der Gemeinderat die Hydranten plombieren: «Jeder, der zum Hydranten kommt, sieht sofort: Stopp, das ist nicht zum Öffnen gedacht», erklärt Vizeammann Rudolf Hertrich, der auch für die Wasserversorgung zuständig ist, die Idee der Plastikplombierung. Zusätzlich habe man so eine psychologische Hemmschwelle eingebaut, glaubt Rudolf Hertrich.

Der Präsident des SBV, Andreas Mori, findet das Plombieren von Hydranten «eine gute Sache». Es sei mit verhältnismässig wenig Kosten und Aufwand verbunden und dennoch signalisiere man klar, dass man den Hydranten nicht öffnen soll. Dennoch seien solche Plastikplombierungen heutzutage noch eher selten, schätzt Andreas Mori. «Doch wer weiss, vielleicht müssen wir zum Schutz unsrer Wasserversorgung künftig gar zu noch härteren Massnahmen greifen!»

 

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