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12. Mai 2020

Bafu-Bericht - Kommentar SVGW

Grossflächige Grundwasser-Belastung

Vielerorts im Mittelland überschreiten die Konzentrationen mehrerer Chlorothalonil-Metaboliten den Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Dies geht aus der ersten landesweiten Einschätzung des Bafu zur Belastungssituation im Grundwasser hervor. Nicht nur ist das Ergebnis für die Wasserversorgung problematisch, es ist auch ein schlechtes Zeugnis für das Vorsorgeprinzip.

Gemäss dem aktuellen Bericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) erlauben die Untersuchungen 2017 und 2018 eine erste landesweite Einschätzung der Problematik der Chlorothalonil-Metaboliten im Grundwasser. Insbesondere die drei Metaboliten R471811, R417888 und etwas weniger der Metabolit R419492 verunreinigen das Grundwasser in vielen landwirtschaftlich genutzten Gebieten des Mittellandes grossflächig. Die beiden erst genannten Metaboliten müssen die Wasserversorger in ackerbaulich genutztem Gebiet seit diesem Jahr auch in der Selbstkontrolle berücksichtigen.

Die meisten Daten liegen zum Metaboliten Chlorothalonil R417888 vor. Dieser überschreitet im Mittelland den Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter an mehr als einem Fünftel der Grundwasser-Messstellen, R471811 sogar an mehr als der Hälfte aller Messstellen – teilweise mit Werten über 1 Mikrogramm pro Liter. Im Sommer 2020 soll für den Metaboliten Chlorothalonil R417888 ein weitgehend vollständiger Datensatz zu den knapp 550 NAQUA-Messstellen des regulären Langzeitmonitorings 2019 vorliegen.

SVGW nimmt Belastungssituation mit Sorge zur Kenntnis

Für die Wasserversorger ist die Belastungssituation nicht überraschend, da die Metaboliten an verschiedenen Orten bereits im Trinkwasser nachgewiesen wurden. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben können den vorsorglichen Schutz der Trinkwasser-Ressourcen offensichtlich nicht gewährleisten. Die Forderungen des SVGW nach wirksameren Massnahmen bleiben deshalb unverändert aktuell. Die Trinkwasserbranche steht zweifelsohne vor einer grossen Herausforderung.

Das Qualitätsproblem im Grundwasser muss regional, branchenübergreifend und in Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen angegangen werden. Es muss aufgezeigt werden, welche nachhaltigen und vernünftigen Massnahmen die Wasserversorgung zusammen mit den Behörden planen und ergreifen können, um das Problem mittelfristig auch vor dem Hintergrund des Klimawandels zu lösen. Das braucht Zeit und eine seriöse Abklärung der Handlungsoptionen, damit voreilige Investitionen vermieden werden können. Diese Zeit haben wir. Die Höchstwerte für die Chlorothalonil-Metaboliten im Trinkwasser sind als tief angesetzte Vorsorgewerte zu taxieren, nicht als toxikologisch begründete scharfe Maximalwerte.

Wir sagen deshalb überzeugt und abgestützt auf der Experteneinschätzung von Toxikologen «Der Konsum von Leitungswasser ist sicher, auch wenn die Höchstwerte für Chlorothalonil-Metaboliten überschritten werden. Nachhaltige Massnahmen werden regional und branchenübergreifend und in Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen angegangen.

Hier geht’s zur Studie des Bafu!

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