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05. Mai 2021

Fählensee

Dem Sorgenkind auf den Grund gegangen

Der Fählensee ist das Sorgenkind unter den Bergseen im Alpstein. Seit Jahrzehnten sinken die Fischfangerträge. Systematische Untersuchungen brachten nun Klarheit. Der Bergsee hat von Natur aus einen erhöhten Nährstoffgehalt.

«Verschiedene Gewässeruntersuchungen in den vergangenen acht Jahren am Fählensee haben gezeigt, dass der See einerseits einen zu hohen Nährstoffgehalt hat und andererseits in tieferen Bereichen zeitweise keinen Sauerstoff mehr im Wasser aufweist», schrieb das Innerrhoder Amt für Umwelt und Fischereiverwaltung am Dienstag in einer Mitteilung.

Durch die Sauerstoffarmut könnten Organismen wie Fische ab einer gewissen Seetiefe nicht mehr leben. Chemische Untersuchungen der Seesedimente, welche im Juni 2020 bei einem Tauchgang entnommen wurden, hätten weiter gezeigt, dass am Seegrund immense Phosphorkonzentrationen vorhanden sind.

Die Sauerstofflosigkeit bewirkt, dass sich der Nährstoff Phosphor wieder ins Wasser rücklöst und den See immer wieder düngt. «Diese Düngung führt schliesslich zu einer Verschlammung und Veralgung des Gewässerbettes, aufgrund dessen kaum Lebensraum für Fischnährtiere wie Insektenlarven vorhanden ist», schreibt das Amt weiter.

Umweltarchiv geht bis ins 13. Jahrhundert zurück

Die Seesedimente, welche sich seit der Entstehung des Fählensees am Seegrund abgelagert haben, sind ein wichtiges Umweltarchiv. Sie geben Auskunft über den Seezustand zur Zeit der Ablagerung. Die Schalen abgestorbener mikroskopisch kleiner Kieselalgen sind Bestandteil des Sedimentes.

Über die Zusammensetzung der jeweiligen Arten können Schlussfolgerungen zum Seezustand und zum Nährstoffgehalt im See gemacht werden. Die Analyse eines bereits im Jahr 2009 entnommenen Sedimentkerns ergab erstaunliches: Der See hatte bis zurück ins 13. Jahrhundert bereits einen atypisch hohen Nährstoffgehalt für einen Bergsee.

Die Frage, woher die hohen Phosphorvorkommen im See stammen, sei aber nicht restlos geklärt. Die seit Jahrhunderten vorhandene Alpnutzung und die bis ins Jahr 2001 eingeleiteten Abwässer des Berggasthauses Bollenwees hätten sicher wesentlich dazu beigetragen, könnten jedoch nicht alleine für derart hohe Mengen an Gesamtphosphor verantwortlich gemacht werden.

 

 

Keine Sanierung geplant

Im Einzugsgebiet des Sees befänden sich auch Gesteine mit phosphorhaltigen Mineralien, welche wohl zusammen mit dem karstigen Einzugsgebiet zu der speziellen Nährstoffsituation im See beitragen. Der Fählensee habe natürlicherweise einen erhöhten Nährstoffgehalt. Eine Sanierung des Sees zur Senkung des Nährstoffgehaltes sei deshalb nicht vorgesehen.

Historische Quellen zum Fischbestand des Sees lassen vermuten, dass der Fählensee bereits früher schlechte Lebensbedingungen für Fische bot. Auch beim Tauchgang zur Beurteilung der Fischlebensräume zeigte sich, dass der Seegrund praktisch komplett veralgt und auch die seitlichen Halden stark verschlammt sind.

Die Fischereiverwaltung hat infolge dieser Erkenntnisse verschiedene Szenarien ausgearbeitet und wird diese mit der Fischereikommission und dem Fischereiverein besprechen, wie es weiter heisst. Über die künftige Bewirtschaftung des Fählensees werde die Standeskommission (Regierung) entscheiden. (sda)

 

Nährstoffproblematik im Bergsee

Seit den 1990er Jahren ist bekannt, dass der Fählensee einen hohen Nährstoffgehalt hat. Um den See vor Nährstoffzuflüssen zu schützen wurden damals die Abwassereinleitungen durch Gastbetriebe in den See aufgehoben und neu auf die ARA geleitet. Gewässerchemische Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass der See zwar eine geringere Nährstoffbelastung aufweist als in den 90ern, aber dass diese immer noch deutlich höher ist, als man dies bei einem Bergsee erwarten würde. Problematisch sind die Nährstoffeinträge, insbesondere der des Phosphors bzw. Phosphats, weil dadurch der See gedüngt wird. Als Folge wachsen Algen in den oberen Seeschichten. Nach dem Absterben der Algen sinken diese ab. Die Zersetzung der Algen braucht nun Sauerstoff in tieferen Seeschichten. Sinken zu viele Algen ab, so kann der Sauerstoff zumindest im Tiefenwasser komplett aufgebraucht werden. Als direkte Folge sind die betroffenen Seeschichten nicht mehr für Gewässerorganismen wie Fische und deren Nährtiere bewohnbar. Ein zweiter Effekt spielt sich am Übergang vom Wasser zum Seegrund ab: Bei Sauerstofflosigkeit kann sich Phosphor, der mit abgestorbener Biomasse im Sediment abgelagert wurde, in die Wassersäule rücklösen – danach steht dem See wiederum Phosphor für das Algenwachstum zur Verfügung.

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