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05. Juli 2021

Mikroplastik in Gewässern

Schweiz hinkt dem EU-Verbot hinterher

Seit Samstag sind in den 27 EU-Mitgliedstaaten zahlreiche Einwegprodukte aus Plastik verboten. Betroffen sind unter anderem Einmalbesteck und -teller sowie Trinkröhrchen. Die Schweiz ist noch nicht so weit, hat sich doch der Bundesrat gegen ein nationales Verbot ausgesprochen - allerdings haben einzelne Branchen und Kantone Schritte unternommen.

So müssen in Basel-Stadt seit dem 1. September 2019 Getränke und Esswaren im öffentlichen Raum in Mehrweggeschirr verkauft werden. Anfang 2020 verbot auch die Stadt Genf Einweg-Plastikprodukte wie Trinkröhrli, Besteck, Becher und andere Behältnisse. Das Verbot betrifft Verkaufsstände und alle von der Stadt bewilligten Anlässe auf öffentlichem Grund.

Einzelne Detail- und Grosshändler wie die Migros haben unterdessen freiwillig verschiedene Kunststoffprodukte aus dem Sortiment genommen oder ersetzt.

Wie der Bundesrat im Mai vergangenen Jahres in einer Stellungnahme im Parlament klarstellte, besteht eine Branchenvereinbarung aus dem Jahr 2016 zur Verringerung des Verbrauchs von Einweg-Plastiksäcken zwischen der Swiss Retail Federation und der Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz.

Die Massnahmen sollen diejenigen Branchen betreffen, die vor allem Einwegplastikartikel verkaufen wie der Detailhandel, Tankstellen-Shops, Kioske, Take-Aways und Fastfood-Verkäufer.

Vor allem Reifen-Abrieb und Littering

Nach einer Schätzung des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) gelangen pro Jahr rund 14'000 Tonnen Kunststoffe in Schweizer Böden und Gewässer. Hauptverantwortlich sind dafür der Reifenabrieb und das Littering. Die Ergebnisse stammen aus einer vom Bafu in Auftrag gegebenen Metastudie, die im Mai vergangenen Jahres veröffentlicht wurde.

Rund eine Million Tonnen Kunststoffe wird in der Schweiz jedes Jahr zu Wegwerfprodukten wie Verpackungen oder Einweggeschirr verarbeitet, aber auch zu Gütern mit einer längeren Lebensdauer wie Fensterrahmen oder Karosserieteile für Autos.

780'000 Tonnen dieser Kunststoffe landen im Müll. Dank der Abfallentsorgung, der Reinigung des öffentlichen Raums, der Strassenentwässerung und der Abwasserbehandlung könnten zwar grosse Mengen dieser Abfälle zurückgehalten werden, so das Bafu. Doch trotzdem gelangten schätzungsweise immer noch jährlich rund 14'000 Tonnen Plastikpartikel in Böden, Luft und Gewässer.

Schweiz keine Musterschülerin

Und die Schweiz ist alles andere als eine Musterschülerin: Pro Jahr und Person fällt nach Angaben der Meeresschutzorganisation OceanCare rund dreimal mehr Plastikabfall an als im europäischen Durchschnitt. Demnach wird der grösste Teil des Mülls in der Schweiz nach wie vor verbrannt. Dabei entstünden pro 1000 Kilogramm Abfall rund 170 Kilogramm hochgiftiger Sondermüll, der eingelagert werden muss.

Weil in den Kompostierungsanlagen nicht alle dieser Kunststoff-Fragmente entfernt werden können, gelangen sie via Kompost und Gärgut in die Böden und belasten laut dem Bafu so die Umwelt. Dort zersetzen sie sich nach und nach zu Mikroplastik und verbleiben dort Schätzungen zufolge bis zu mehreren Hundert Jahren, bis sie abgebaut sind.

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt finden sich Kunststoffe in allen untersuchten Schweizer Seen, Flüssen und wohl auch fast in allen Böden. Menschen und Tiere nehmen Mikroplastik über Nahrung oder Atmung auf, scheiden sie aber zu einem grossen Teil wieder aus.

(SDA)

Innovative Wege bei der Erfassung und Bestimmung von Kunststoffabfällen

 

Während die Verschmutzung der Gewässer rapide wächst, ist der MPP-Nachweis verhältnismässig zeitaufwändig. Zu einer deutlichen Verkürzung der Analysezeit für Mikroplastik beschreiten Forschende aus der Zuse-Gemeinschaft neue Wege.

Detaillierte Informationen zur neuen Methode finden Sie in einem Fachbeitrag auf AQUA & GAS.

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