Legionellen kommen überall vor, wo feucht-nasse Verhältnisse herrschen, und der Erreger verursacht unter anderem die Legionärskrankheit. Die Anzahl Infektionen stieg in den letzten 20 Jahren kontinuierlich an. Um diesem weit verbreiteten Erreger entgegenzuwirken und gezielte Massnahmen umsetzen zu können, braucht es nicht nur weitere Forschung, sondern auch eine enge Zusammenarbeit der Wissenschaft mit Industrie und Politik. Zu diesem Schluss kommt ein Team aus Forschenden in ihrer Publikation «Foresight 2035», die kürzlich im FEMS Microbiology Reviews erschienen ist. Darin fassen die Forschenden unterschiedlicher internationaler Institutionen und Forschungsfelder unter der Leitung von Frederik Hammes, Forscher der Eawag-Abteilung Umweltmikrobiologie und Mitautor der Studie, jene Themen zusammen, die in den nächsten Jahren angegangen werden sollten.
Die Problematik mit den Legionellen muss laut den Autoren von unterschiedlichen Seiten angegangen werden, denn wie Hammes erklärt: «Die Berührungspunkte der Legionellenforschung sind vielfältig. Dazu gehört die Sanitär- und Gebäudetechnik, das Ingenieurwesen, Mikrobiologie, aber auch Politik und natürlich Medizin». Die Zusammenarbeit von Behörden, Industrie und Wissenschaft sei der Weg, um Infektionen durch Legionellen nicht nur zu kontrollieren, sondern auch einzudämmen. In ihrer Publikation, so die Eawag, zeigen die Forschenden verschiedene Problemfelder auf, die in den nächsten Jahren relevant sein werden.
Eine dieser möglichen neuen Herausforderungen sei der Klimawandel. Das Autorenteam kommt zum Schluss, dass der Klimawandel zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Legionellen spielen werde. Nicht nur wachsen Legionellen bei wärmeren Temperaturen schneller, es entstehen auch neue Risiken für den Menschen, sich mit dem Erreger zu infizieren. Denn während die Bevölkerung sich mit Klimaanlagen gegen Hitze schützen kann, kann das Gerät selbst gleichzeitig ein ideales Zuhause für die Bakterien werden. Ausserdem können auch Bestrebungen zur Energieeinsparung den Legionellen gelegen kommen: Werden die Temperaturen zum Beispiel beim Duschen oder beim Geschirrabwasch gesenkt, um Energie zu sparen, kann das zu verbesserten Bedingungen für Legionellen führen.
Ein zentraler Aspekt der Forschungsbestrebungen sei es zudem, herauszufinden, wo sich Menschen infizieren können. Ein defekter Boiler kann zwar ein Nährboden für Legionellen sein, doch erst in der Dusche besteht das Risiko, mit kontaminiertem Wasser in Berührung zu kommen. Auch neue Technologien können noch nicht bekannte Infektionsquellen darstellen. Diese gelte es proaktiv zu beobachten.
Nicht zuletzt gewinne gemäss den Autoren die Zusammenarbeit mit Spitälern und Labors in der Forschung weiter an Bedeutung, denn nicht alle Legionellen sind gleich gefährlich. Ausgelöst werden die Erkrankungen häufig durch Legionella pneumophila. Die restlichen mehr als 70 bekannten Arten sind nur für ca. drei bis fünf Prozent der Erkrankungen verantwortlich. Das Warum dahinter ist noch nicht vollständig geklärt und bedarf weiterer Forschung.
Auch fünfzig Jahre nach Aufkommen der Legionärskrankheit, so schreibt die Eawag, sind viele Fragen noch offen und mit zusätzlichen Faktoren wie dem Klimawandel und neuen technologischen Entwicklungen kommen neue dazu. Das Thema und das Forschungsfeld sind komplex und benötigen intensive Zusammenarbeit, vorausschauende Politik und intelligente Sanitär- und Gebäudesysteme, so das Fazit der Studie. Die nun erschienene Publikation soll eine gute Ausgangslage bieten, damit das gelingen kann.
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