Wie geht es unseren Gewässern? Wie hat sich ihr Zustand verändert? Um diese Fragen zu beantworten, betreiben Bund und Kantone seit dem Jahr 2012 das Programm «Nationale Beobachtung Oberflächengewässerqualität» (NAWA). Die Erkenntnisse dienen als Grundlage für die nationale Gewässerschutzpolitik. Fachpersonen untersuchen deshalb periodisch Fische, Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Kleinkrebse und Kieselalgen sowie Wasserpflanzen im Rahmen des Teilprogramms «NAWA TREND Biologie». Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat die Ergebnisse der vierten Messkampagne aus dem Jahr 2023 veröffentlicht.
Laut BAFU ist steht das Leben in den Bächen und Flüssen weiter unter starkem Druck, doch grundsätzlich haben sich die Fliessgewässer als Lebensraum wie auch deren Biodiversität auf tiefem Niveau stabilisiert. Beobachtet wurde, dass Tier- und Pflanzengemeinschaften oft dort nicht naturnah sind, wo der Mensch die Gewässer mit Verbauungen sowie Schad- und Nährstoffen aus Siedlungen, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie beeinträchtigt. Auch waren Abfall, Schaum oder Gerüche an vielen Messtellen sicht- und riechbar.
Insbesondere die Fischbestände und Wasserpflanzen stehen unter diesem Druck – vor allem dort, wo viele Menschen leben und die Flächen um die Gewässer intensiv genutzt werden. Auch der Klimawandel verändert laut BAFU die Gewässerbiologie. Darauf deuten die Fisch-Beobachtungen hin: Der Alet beispielsweise ist häufiger anzutreffen, da er mit steigenden Wassertemperaturen besser klarkommt. Kälteliebende Arten wie Äschen, Forellen oder Groppen werden hingegen seltener.
Damit es den Gewässern und ihren Bewohnern besser geht, muss noch viel getan werden, fasst das BAFU die Situation zusammen. Renaturierungsmassnahmen und Schritte zur Steigerung der Wasserqualität verbessern die Fliessgewässer als Lebensraum. Gemeint sind zum Beispiel eine effektivere Abwasserreinigung, naturnahe Ufergestaltung, fischgängige Wasserkraftwerke, oder wenn vermieden wird, dass Pflanzenschutzmittel die Gewässer belasten.
Tiere und Pflanzen im Wasser reagieren unterschiedlich auf verschiedene Gewässerbelastungen. Deshalb schauen Fachleute bei der biologischen Untersuchung der Flüsse und Bäche auf verschiedene Gruppen: Fische, kleine Tiere am Gewässergrund, Kieselalgen und Wasserpflanzen. Für jeden dieser Bereiche wurde je ein Fachbericht verfasst. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Berichte sind hier zusammengefasst.
Fische geben wertvolle Hinweise darauf, wie es den Gewässern geht: Sie sind langlebig und reagieren empfindlich auf viele verschiedene Umwelteinflüsse. Die Untersuchungen der Fischbestände zeigen, dass die Gewässerabschnitte fast flächendeckend (72,6 %) in einem schlechten ökologischen Zustand sind. In vielen Gewässern gibt es zu wenige Fische.
Kompletter Bericht inkl. Grafiken zu Fischen hier als Download
Das Makrozoobenthos umfasst Kleintiere, die im und auf dem Gewässergrund leben – Insektenlarven, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln und Würmer. Sie haben unter anderem eine grosse Bedeutung als Fischnahrung. Sie reagieren sensibel auf Einflüsse aus Landwirtschaft und Siedlungen – zum Beispiel auf das Einleiten von Abwasser, Verbauungen oder Pestizide.
Kompletter Bericht inkl. Grafiken zu den Kleintieren am Gewässerboden hier als Download
Kieselalgen (Diatomeen) sind einzellige Algen. Sie sind bewährte Sensoren für die Nährstoffbelastung: Denn Kieselalgen kommen ganzjährig in Bächen und Flüssen vor, und es ist gut erforscht, wie sie auf Nährstoffkonzentrationen im Wasser reagieren.
Kompletter Bericht inkl. Grafiken zu Kieselalgen hier zum Download
Wasserpflanzen, die man von blossem Auge sieht, werden Makrophyten genannt. Sie wachsen oft fest an einem Ort und leben mehrere Jahre. Deshalb zeigen sie an, was das Gewässer über längere Zeit beeinflusst hat.
Kompletter Bericht inkl. Grafiken zu Wasserpflanzen hier zum Download
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