Eine Umfrage des Vereins der H2 Produzenten hat ergeben, dass ein Grossteil der Kantone das Potenzial von Wasserstoff als Element zur Dekarbonisierung sowie als Bestandteil einer sicheren und flexiblen Energieversorgung erkannt hat. Die vielen Bemühungen in den Kantonen, den Wasserstoffstandort Schweiz zu entwickeln, müssten nun besser koordiniert und die Rahmenbedingungen vereinfacht werden.
Anfang September hat der Verein der H2 Produzenten eine von ihm durchgeführte nationale Umfrage veröffentlicht. Der Verein hält im Fazit fest, dass die Wasserstoffwirtschaft in der Schweiz sich im Aufbau befindet und bereits viele gute Ansätze bestehen würden, doch sei es nötig, jetzt daraus eine koordinierte Entwicklung zu formen. Ein Grossteil der Kantone habe das Potenzial von Wasserstoff erkannt. Die Resultate der Umfrage würden aber auch zeigen, dass es offenbar erhebliche Unterschiede in der Herangehensweise, in der strategischen Verankerung sowie in der operativen Umsetzung von Wasserstoffmassnahmen in den Kantonen gibt. Einige Kantone positionieren sich klar als Vorreiter, während andere eher eine abwartende Haltung einnehmen.
Kantone spielen eine Schlüsselrolle
Es brauche dringend eine stärkere Koordination, Klarheit und Verbindlichkeit auf allen Ebenen – insbesondere hinsichtlich der Definition der Rolle der Kantone in der Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie ist der Verein überzeugt. Der Bund habe mit der Wasserstoffstrategie 2024 die Stossrichtung vorgegeben und die Kantone zu wichtigen Partnern erklärt. Die Kantone seien nun gefordert, diese Empfehlungen in eigene Strategien, rechtliche Rahmenbedingungen und erste operative Massnahmen zu übersetzen.
Die Resultate der Umfrage sollen laut den H2 Produzenten auch verdeutlichen, dass viele Kantone bereit sind, konkrete Beiträge zur Wasserstoffwirtschaft zu leisten – sei es über die Förderung von Pilotprojekten, die Unterstützung bei Infrastrukturvorhaben oder über das Durchführen von Studien. Diese Vielfalt sei zwar ein grosses Potenzial, doch brauche es eine gute Koordination, um Synergien zu nutzen, abgestimmte Planungsgrundlagen (z. B. überregionale H2-Infrastrukturkorridore), einheitliche Bewilligungsprozesse sowie transparente Förderkriterien.
Katalog an Verbesserungsmassnahmen
Aus der Umfrage und den Erfahrungen mit bisherigen Wasserstoffprojekten, spricht sich der Verein der H2 Produzenten für folgende Verbesserungen aus:
Gute Rahmenbedingungen
- Prüfung und Umsetzung von geeigneten Massnahmen für die Produktion, die Transport- und Speicherinfrastruktur und die möglichen Anwendungen im Rahmen der kantonalen Klima- und Energiestrategien
- Ausscheiden von geeigneten Standorten für lokale und regionale Wasserstoffökosysteme
- (Weiter-)Entwicklung von Infrastrukturen in der Hoheit des Kantons für die Nutzbarmachung von (grünem) Wasserstoff
- Sicherstellung der nötigen Ressourcen und Kompetenzen bei den kantonalen Behörden für die Bearbeitung der Gesuche zum Bau und Betrieb von Wasserstoffproduktionsanlagen
- Prüfung der Richtpläne und Bewilligungspraxis, um allfällige bürokratische Hürden abzubauen
- Harmonisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die räumliche Energieplanung, die Baubewilligungs- und Betriebsbewilligungsverfahren für Wasserstoffproduktionsanlagen (v.a. für grössere Anlagen im Geltungsbereich der Störfallverordnung und bezüglich der Konsequenzen einer Pflicht für einen Unverträglichkeitsbericht – bspw. im Kanton Solothurn)
- Technologieneutralität bei der Dekarbonisierung von schwer zu elektrifizierenden Anwendungen, da viele Kriterien in der Technologiewahl eine Rolle spielen (nicht nur der Wirkungsgrad)
- Vorbildrolle der öffentlichen Hand in den eigenen Anwendungen
- Offenheit, damit denkbare Anwendungen nicht ausgeschlossen werden (Pilotprojekte benötigen auf Basis der technischen Entwicklungen fünf bis zehn Jahre, um herauszufinden, welche Anwendungen überhaupt sinnvoll sein können.)
- Eine Kultur des Ermöglichens bei der Produktion und bei den Anwendungen
Förderungen
- Unterstützung von den Kantonen beim Aufbau regional abgestimmter Infrastrukturcluster (Produktion, Speicherung, Nutzung, Transport)
- Projektunterstützung, beispielsweise durch (Mit-)Finanzierung von Studien und/oder öffentlicher Kommunikation
Kommunikation
- Koordinierte Kommunikation über die kantonalen Massnahmen (Studien, Förderungen, Strategien, etc.), beispielsweise über die Konferenz Kantonaler Energiedirektoren
- Den Dialog mit den relevanten Akteuren in den Kantonen aktiv gestalten – insbesondere zur Koordination von Bewilligungsverfahren und Fördermassnahmen
Bündelung der Interessen
- Eine gute Zusammenarbeit mit Bund, Kanton und Gemeinden bei der Ausgestaltung der nötigen Rahmenbedingungen und der Umsetzung von konkreten Projekten
- Aktive Beteiligung an Strategie, Planung und Umsetzung - insbesondere Kantone an der Landesgrenze und somit in Zusammenarbeit mit dem grenznahmen Umfeld (z.B. Raum Basel, Bodenseeregion etc.)
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