Hoher Ernteertrag vs. Schäden an Umwelt und Mensch – Niklas Möhring von der Universität Bonn ist zusammen mit 13 Kolleginnen und Kollegen von insgesamt sechs Kontinenten der Frage nachgegangen: Was würde passieren, wenn Landwirtinnen und Landwirte rund um den Globus auf nachhaltige Pflanzenschutzmassnahmen umstellen würden? In einer Studie haben die Forscherinnen und Forscher daher untersucht, welche Chancen und Risiken die Expertinnen und Experten vor Ort in einer Umstellung sehen. Die Einschätzungen fielen laut der Studie zwar je nach Weltregion und Expertise unterschiedlich aus, doch im Durchschnitt glaubten die Befragten, dass sich die Umstellung auf nachhaltigen Pflanzenschutz positiv auswirken würde - zumindest langfristig gesehen.
In der Studie erfasste ein Fragenkatalog, welche Konsequenzen die Befragten bei einer Umstellung auf nachhaltigen Pflanzenschutz erwarten würden. Die möglichen Effekte gliederten sich in fünf Bereiche: Auswirkungen auf die Umwelt, Gesundheit, Ernährungssicherheit, ökonomische Situation der Landwirte und soziale Gleichheit und Sicherheit - darunter fallen unter anderem die Arbeitsumstände der Landwirte und Angestellten. 517 Personen, zu den Befragten gehörten Agronominnen, Ökologen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen oder Toxikologen, haben ihre fachliche Perspektive eingebracht.
Laut den Autoren der Studie rechneten die Befragten im Bereich Umwelt (Gewässerbelastung oder Biodiversität) mit besonders starken Fortschritten - nahezu einhellig und unabhängig von der Region. Ähnlich sah es bei den erwarteten Effekten im Bereich menschliche Gesundheit aus. Bei der ökonomischen Bewertung gab es dagegen starke Unterschiede. In Nordamerika, Europa und Australien rechneten in etwa genauso viele Expertinnen und Experten mit positiven wie mit negativen Auswirkungen auf das Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe – zumindest kurzfristig. In Asien, Afrika und Südamerika sahen die Befragten in der Umstellung dagegen eher auch eine ökonomische Chance, so die Studie. Auch beim lokalen Zugang zu sicheren Lebensmitteln erwarten Befragte dieser Kontinente von einer Umstellung viel stärkere positive Impulse als solche aus Nordamerika, Europa und Australien.
Die Forschenden betonen, dass ihre Studie ein Meinungsbild eingeholt habe. Wie realistisch die daraus erstellten Prognosen seien, müsse noch besser geprüft werden, unter anderem mit lokalen Studien und Versuchen in verschiedenen Regionen.

Im Durchschnitt erwarten die Befragten in den Bereichen Umwelt (grün) und Gesundheit (blau) positive Auswirkungen einer Umstellung. In anderen Bereichen zeigen sich kurzfristig Zielkonflikte. Langfristig werden auch beim Einkommen (long-run income, violett), bei der Sicherheit der Lebensmittel (safe food, blaugrün) oder der Arbeitssicherheit (safe work, gelb) die Veränderungen positiv eingeschätzt. Die Erwartungen fallen aber etwa in Europa und Nordamerika weniger positiv aus und in Regionen mit geringeren Einkommen höher. (Abbildung: AG Möhring/Uni Bonn)
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