Plattform für Wasser, Gas und Wärme
Fachartikel
02. Dezember 2025

Interview mit Oliver Schmidt

«Transparenz ist oberstes Gebot»

Im Mittelland steht die wichtigste Trinkwasserressource der Schweiz, das Grundwasser, in quantitativer wie qualitativer Hinsicht unter Druck. Die Konflikte, beispielsweise zwischen Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft, durch starke Bautätigkeit oder energetische Nutzung des Grundwassers nehmen zu. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels. Wie ein mittlerer Wasserversorger diese Herausforderungen angeht, beschreibt im Interview Oliver Schmidt, der seit bald 15 Jahren den Gemeindeverband Wasserversorgung untere Langete WUL als Geschäftsführer mitgestaltet und weiterentwickelt.
Margarete Bucheli 

Zum Einstieg, könnten Sie bitte den Gemeindeverband Wasserversorgung untere Langete WUL kurz vorstellen?

Der Gemeindeverband Wasserversorgung untere Langete WUL versorgt die Gemeinden in der Region Langenthal mit Trinkwasser. Gegründet wurde er 1983 mit sechs Gemeinden. Heute umfasst er elf Verbandsgemeinden und es läuft ein Projekt zur weiteren Ausdehnung des WUL. Anfang 2001 übernahm der WUL die sogenannten Primäranlagen zur Gewinnung, zum Transport und zur Speicherung von den Verbandsgemeinden. Es galt und gilt immer noch, aus den einzelnen Versorgungssystemen eine sichere und wirtschaftliche regionale Infrastruktur zu schaffen. Rund ein Viertel des Wassers stammt aus Quellen und rund drei Viertel sind gepumptes Grundwasser aus sechs Pumpwerken Hard im Langenthaler Becken und einem Pumpwerk in Mumenthal. Das Wasser der Quellen wird präventiv durch UV-Bestrahlung desinfiziert. Ansonsten bereiten wir unser Wasser nicht auf. Das Leitungsnetz ist ungefähr 60 Kilometer lang. Damit versorgt der WUL indirekt rund 36 000 Einwohnerinnen und Einwohner in der Region Langenthal.

Im Einzugsgebiet Ihrer Fassungen ist die Landwirtschaft wichtig. Was bedeutet das für die Qualität des gewonnenen Wassers?

In unserem Grundwasser messen wir Nitratkonzentrationen, die um den Wert von 25 mg/l herum liegen. Aus Trinkwassersicht haben wir folglich keine Probleme, doch bezüglich des Anforderungswerts der Gewässerschutzverordnung bewegen wir uns im orangen bis roten Bereich. Eine Ausnahme ist die Quelle Madiswil, die 20 bis 25 Prozent unseres gesamten Wassers liefert. Dort wurden bisweilen, insbesondere nach Trockenperioden, Werte über 40 mg/l gemessen. Daher wurde schon vor vielen Jahren eine Online-Nitratüberwachung eingebaut und mit einem Verwurf gekoppelt, der bei Werten knapp unter dem Höchstwert ausgelöst wird. Was noch aussteht, sind Diskussionen mit den Landwirten, vor allem in den Schutzzonen, um durch Anpassungen in der Bewirtschaftung die Situation zu verbessern. Allerdings läuft bei uns kein Nitratprojekt nach Artikel 62a des Gewässerschutzgesetzes.

Wie sieht es mit Pestizidrückständen in dem vom WUL gewonnenen Wasser aus?

Von unseren Grundwasserpumpwerken im Hard sind seit über zwanzig Jahren zwei nicht am Netz wegen Belastungen durch Pestizidrückstände – Atrazin, Chloridazon und andere. Diese sind zurückzuführen auf Bahnanlagen der SBB sowie Baumschulen. Gleichzeitig sind die beiden Fassungen ab und an mit Lösungsmittelrückständen belastet, die von der sanierten Altlast einer ehemaligen chemischen Reinigung stammen. Zusammen mit dem Kanton haben wir über sieben Jahre ein Monitoring durchgeführt im Langenthaler Becken. In diesem Rahmen haben wir alle zuvor von verschiedenen Stellen erhobenen Werte gesammelt und in einer Datenbank zusammengeführt. Die Auswertung der früheren Analysedaten und der Daten des Monitorings liessen uns zum Schluss kommen, dass die Situation so gut ist, dass die beiden Pumpwerke wieder in Betrieb genommen werden könnten. Das sollte eigentlich dieses Jahr geschehen. Dann funkten aber S-Metolachlor und seine Metaboliten dazwischen. Im Oktober 2024 wurden alle Metaboliten neu als relevant eingestuft, das heisst, ab dann gilt ein 100-fach niedrigerer Höchstwert als vorher. Vor allem der Metabolit Metolachlor-ESA bereitet uns Sorgen, da er in einem der beiden Pumpwerke den Höchstwert von 0,1 µg/l deutlich überschreitet und sich bisher kein klarer abnehmender Trend abzeichnet. Die Pumpwerke sind daher bis heute nicht wieder in Betrieb gegangen.

Seit 2019 messen Sie die Konzentration verschiedener Chlorothalonil-Metaboliten im Grund- und Trinkwasser. Welchen Trend können Sie beobachten und was bedeutet das für Ihr weiteres Handeln?

Wir haben frühzeitig in allen unseren Fassungen Messungen zu Chlorothalonil-Rückständen durchgeführt, die vom Kanton ergänzt wurden. An allen Bezugsorten lagen die Konzentrationen der Metaboliten R417888 und R471811 über dem Höchstwert. Somit kamen die sogenannt einfachen Massnahmen – Wechsel des Wasserbezugsorts oder Mischen – für uns nicht in Betracht. Seit 2019 messen wir in fünf bis sechs Bezugsorten drei Chlorothalonil-Metaboliten vierteljährlich. Eine abnehmende Tendenz ist erkennbar. Am schnellsten ist bis anhin die Abnahme in den beiden Bezugsorten Mange und Mumenthal, wo anfangs die höchsten Konzentrationen gemessen wurden. Wenn die Abnahme sich so fortsetzt, dann sollte in den nächsten Jahren der Höchstwert unterschritten werden. Das wäre für uns sehr gut, denn Mischen ist in unserem Fall – wie bereits gesagt – nicht zielführend und eine Aufbereitung würde sich als sehr komplex gestalten, denn das Wasser von den recht weit auseinanderliegenden WUL-Bezugsorten geht direkt ins Netz. Daher müsste das Wasser entweder an allen neun Fassungen aufbereitet oder mit neuen Verbindungsbauwerken vor einer Aufbereitung zusammengeführt werden.

«Es galt und gilt immer noch, aus den einzelnen Versorgungssystemen eine sichere und wirtschaftliche regionale Infrastruktur zu schaffen.»

In der Schweiz und in Europa wird aktuell die Stoffgruppe der stabilen und persistenten PFAS und insbesondere die kleinste Verbindung dieser Gruppe, die Trifluoressigsäure (TFA), stark diskutiert. Was würde die Anpassung bzw. Einführung von Höchstwerten für PFAS und allenfalls auch TFA in der TBDV für den WUL bedeuten?

Als das Thema PFAS im Trinkwasser im ersten Quartal 2023 in der Schweizer Presse aufgenommen wurde, haben wir in Absprache mit dem kantonalen Amt für Wasser und Abfall AWA und dem Trinkwasserinspektorat bereits Ende März 2023 Wasser aus der Mangequelle diesbezüglich untersuchen lassen. Zudem sind die Quelle Madiswil und ein Hardpumpwerk (Unterhard III) NAQUA-Messorte, wo auch PFAS umfassend analysiert wurden. Zwischenzeitlich haben wir im Zusammenhang mit Konzessionserneuerungen oder Ähnlichem weitere PFAS-Messwerte gesammelt. Damit sind wir heute im Stand, im Hinblick auf die neue EU-Trinkwasserrichtlinie und den darin festgelegten Grenzwert für «Summe PFAS-20» eine Aussage zu machen. Von dreissig untersuchten PFAS-Substanzen lagen 25 unter der Nachweisgrenze. Für fünf Substanzen fanden sich Konzentrationen in einem Bereich von «100-fach kleiner» als die aktuell geltenden Höchstwerte, die in der TBDV nur für drei Vertreter der Stoffgruppe festgelegt sind. Insgesamt lassen sich also nur wenige PFAS im tiefen einstelligen Nanogramm-Bereich nachweisen. Anders sieht die Situation bei TFA aus. Dazu liegen uns zwar deutlich weniger Messwerte vor, doch diese rangieren im Bereich von etwa 1 µg/l. Je nachdem, ob ein Höchstwert für TFA festgelegt und wie hoch dieser Wert ausfallen wird, wären wir dann, wie wahrscheinlich viele andere Wasserversorger auch, mit einem ziemlich grossen Problem konfrontiert.

Überwacht der WUL die Wasserqualität an den Fassungen ebenfalls online?

An allen unseren Fassungen ist seit rund drei Jahren eine moderne Onlineüberwachung installiert, welche Messsonden vom Ende der 1990er-Jahre ersetzt. Damit werden die Trübung, Leitfähigkeit und Temperatur des Wassers gemessen wie auch der spektrale Absorptionskoeffizient bei 254 nm und 436 nm. Bereits vorher haben wir die Fassungen online überwacht, gerade auch wegen des Bahn-2000-Projekts und der damit verbundenen Betonierungsarbeiten. Damals wurde vor allem der pH-Wert überwacht, worauf wir mittlerweile verzichten können, da die Gefährdung nicht mehr besteht. Die Online-Überwachung an den Fassungen ist mit einer Alarmierung verbunden. Nur die Nitratüberwachung an den Quellen Madiswil und Mange ist zusätzlich mit einem Verwurf gekoppelt. Dieser wird ausgelöst, sobald ein knapp unter dem Höchstwert für Trinkwasser definierter Wert überschritten ist. In den Pumpwerken kann die Förderung bei einem Alarm sehr rasch abgestellt werden.

Wie sieht es mit den Schutzzonen zu den WUL-Grundwasserfassungen und -Quellen aus? Entsprechen diese den heutigen Anforderungen?

Zu allen Fassungen bestehen rechtsgültige Schutzzonen, doch diese entsprechen nicht allerorts den heutigen Anforderungen. Bei den wichtigen Fassungen in Unterhard sind die Schutzzonen recht neu. Daher erfüllen diese die heutigen Anforderungen. Bei den Fassungen mit älteren Schutzzonen und Reglementen sieht die Situation anders aus. So besteht bespielsweise bei diesen noch nicht überall ein Gülleaustragsverbot. An vielen Orten haben wir jedoch glücklicherweise eine sehr gute Überdeckung, sodass es zu keinen Qualitätseinbussen im Wasser führt. Im Zusammenhang mit Konzessionserneuerungen schauen wir die Schutzzonen nach und nach an und überarbeiten die Reglemente.

Virulente Konflikte bestehen momentan bei den Schutzzonen der Mangequelle, da in deren S2 eine Bauzone liegt. Die Konzession der Quelle läuft 2031 aus. So wie es momentan aussieht, ist eine Neukonzessionierung nicht möglich, weil sich die Schutzzonen nicht korrekt ausscheiden lassen. Obwohl die Gefährdungen in den Schutzzonen der Mangequellen eindeutig bestehen, war die Wasserqualität bisher immer einwandfrei. Aus qualitativen wie auch quantitativen Gründen wäre es schade und meines Erachtens auch kurzsichtig, die Quelle komplett aufzugeben. Es sollte irgendwie möglich sein, diese Ressource für eine künftige Trinkwassernutzung im Bestand schützen zu können.

 

«Zu allen Fassungen bestehen rechtsgültige Schutzzonen, doch diese entsprechen nicht allerorts den heutigen Anforderungen.»

Aktuell wird das Thema der Zuströmbereiche stark diskutiert. Eine Gesetzesgrundlage wird ausgearbeitet, die verlangt, dass an ausgewählten Standorten Zuströmbereiche möglichst rasch bezeichnet werden müssen. Sollen zu den Fassungen des WUL auch Zuströmbereiche bestimmt werden?

Zu unseren Fassungen bestehen aktuell noch keine Zuströmbereiche, da im Einzugsgebiet der WUL-Fassungen – wie erwähnt – keine 62a-Projekte laufen. Der Kanton Bern hat jedoch für unsere Ressourcen ein numerisches Grundwassermodell, das Grundwassermodell Oberaargau, erstellt. Der Kanton hat also vor, in nächster Zeit Zuströmbereiche zu bestimmen. Für welche Bezugsorte dies geschehen wird, ist mir noch nicht bekannt. Die Quelle Madiswil würde sich auf jeden Fall anbieten.

Die TBDV verlangt, dass Wasserversorger periodisch eine Analyse der Gefahren fĂĽr die von ihnen genutzten Wasserressourcen durchfĂĽhren. Wie gehen Sie dabei vor und welche Hilfestellung erhoffen Sie sich hierfĂĽr vom SVGW?

Diese Frage nimmt die Diskussionen auf, die wir im Rahmen der Erarbeitung der W1019 «Umgang mit Nutzungskonflikten in Grundwasserschutzzonen von Trinkwasserfassungen» und der W2 zur Qualitätssicherung im Fassungseinzugsgebiet geführt haben respektive noch führen. Natürlich verstehe ich, dass der Trinkwasserversorger seine Ressource kennen und so weit wie möglich im Griff haben sollte. Aber in der Praxis ist es eine enorme Herausforderung, diese in der Verordnung geforderte Gefahrenanalyse für die Wasserressourcen durchzuführen. Ausserhalb der Schutzzonen erhält der Versorger nicht die benötigten Informationen und hat keinerlei rechtliche Handhabe. Innerhalb der S3 ist es bereits recht schwierig, die erforderlichen Informationen zu erhalten. Aktiv und mit Konsequenz Einfluss nehmen kann der Versorger besonders in der S2. Kurz und gut: Der Aufwand, an die nötigen Informationen fürs gesamte Fassungseinzugsgebiet zu gelangen, ist riesig und damit für einen Wasserversorger wie den WUL kaum ohne Unterstützung durch den Kanton und weitere Stellen bewältigbar.

Aus GrĂĽnden der Versorgungssicherheit sollte eine Wasserversorgung ĂĽber mindestens zwei Standbeine verfĂĽgen. Wie sieht das beim WUL zurzeit aus und was ist geplant, um die Situation zu verbessern?

Als der WUL die Primäranlagen in sein Eigentum übernahm, wurde ein Bewirtschaftungskonzept dafür ausgearbeitet. Dabei zeigte sich, dass die vom WUL genutzten Wasserressourcen nicht unbedingt hydrogeologisch unabhängig sind. Damit begann die Suche nach einem weiteren Standbein. Zum Beispiel wurde jenseits der Aare in der Gegend von Niederbipp geschaut. Hier gab es jedoch verschiedene Probleme, darunter erhöhte Nitratkonzentrationen. Gleichzeitig wurden grosse Projekte diskutiert: SolAqua – ein Verbundprojekt von Solothurn bis Langenthal – und TriAqua – ein Verbund von Solothurn bis Biel. Doch ein Aufbau solcher Verbünde hätte sich keinesfalls schnell realisieren lassen. Daraufhin hat der WUL eine Untersuchung seiner Bezugsorte inklusive Risikoabschätzung in Auftrag gegeben. Kurz zusammengefasst war das Resultat der Studie: Obwohl alles Wasser aus dem gleichen Grundwasserkörper stammt, sind dennoch die WUL-Bezugsorte quasi-unabhängig. Das aufgrund der grossen Distanzen und der hohen Fliesszeiten. Zudem zeigten Qualitätsuntersuchungen, dass mehrere Teilströme vorliegen. Das WUL-Wasser wird aus verschiedenen Teilströmen gewonnen. Damit wurde in unserem Fall das Risiko, das mit der Wassergewinnung aus einem einzigen Aquifer einhergeht, niedriger eingestuft, und die Prioritäten im Bewirtschaftungskonzept entsprechend angepasst. Längerfristig strebt der WUL aber weiterhin an, einen von den heutigen Fassungen wirklich unabhängigen Bezugsort hinzuzufügen, gerade auch im Hinblick auf eine wünschenswerte qualitative Diversifizierung. In Abklärung befindet sich aktuell beispielsweise die Nutzung von Karsttiefengrundwasser in Wynau.

«Aber in der Praxis ist es eine enorme Herausforderung, diese in der TBDV geforderte Gefahrenanalyse für die Wasserressourcen durchzuführen.»

Auch das Thema Klimawandel und damit einhergehende längere Phasen der Trockenheit beschäftigt die Wasserversorgungsbranche zurzeit. Wie haben die vom WUL genutzten Grundwasserressourcen in Jahren mit anhaltender Trockenheit reagiert? Welche Strategie verfolgt der WUL, um auch künftig auf die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot vorbereitet zu sein?

Seit Ende der 1970er-Jahre werden im Kanton Bern die Grundwasserpegelstände erhoben. Zur gleichen Zeit, also Ende 70er-/Anfang 80er-Jahre, waren die Niederschlagsmengen in den Winterhalbjahren überdurchschnittlich hoch. Diese meteo­rologische Anomalie führte Anfang der 80er-Jahre zu einer mehrjährigen Periode mit erhöhten Grundwasserständen. Berücksichtigt man diesen Umstand, präsentiert sich die Situation seither als praktisch konstant. Unsere Grundwasserstände sind innert wenigen Monaten Schwankungen von mehreren Metern ausgesetzt. Sie pendeln aber um einen Mittelwert, der sich kaum verändert. Auch in sehr trockenen Jahren, wie 2003 oder 2018, hatte der WUL keine Probleme in seinen Fassungen. Im Sommer 2011 wurde ein extrem starker Abfall des Grundwasserpegels im Hardwald verzeichnet. Damals haben wir die Situation in den verschiedenen Hard-Grundwasserfassungen genauer angeschaut. Glücklicherweise sind wir aber auch 2011 nicht in eine kritische Situation hineingelaufen. Als Grundlage für eine längerfristige Strategie zum Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels haben wir in einem ersten Schritt Wasserbilanzen für verschiedene Szenarien, vor allem auch Worst-Case-Szenarien mit dem gleichzeitigen Ausfall verschiedener Bezugsorte, erstellt. Bezüglich Versorgungssicherheit zeigten unsere Berechnungen, dass wir uns in den nächsten 20 bis 50 Jahren immer noch im grünen Bereich befinden sollten. 

Um das gesteckte Netto-Null-Ziel zu erreichen, ist die energetische Nutzung des Grundwassers eine Möglichkeit. Welche Pläne bestehen hinsichtlich der energetischen Nutzung im Einzugsgebiet der WUL-Fassungen?

Vor gut 10 Jahren hat der WUL zwei Grundwasserbrunnen ausser Betrieb genommen. Damals sind wir auf die betroffenen Gemeinden zugegangen und haben ihnen die Pumpwerke zur Wärmegewinnung aus Grundwasser angeboten. Doch diese sind leider nicht auf den Zug aufgesprungen. Einer der beiden Grundwasserbrunnen existiert heute noch, der andere wurde zurückgebaut. Im Moment haben wir keine anderen Pläne für die energetische Nutzung von Grundwasser oder Trinkwasser.

Bereits frühzeitig wurde der WUL in die Erarbeitung des Richtplanes Energie der Stadt Langenthal einbezogen, denn über drei Viertel des vom WUL geförderten Wassers fliesst, bevor es in die zentralen Fassungen im Langenthaler Hard gelangt, als Grundwasser unter der Stadt hindurch und ist daher von Massnahmen der energetischen Grundwassernutzung stark betroffen. Der WUL hat daraufhin seine Bedenken zur vorgesehenen Förderung von Wärmepumpen und Erdsonden und vor allem zu Grundwassernutzungen zu Kühlzwecken dargelegt.

Einige Ihrer Verbandsgemeinden setzen auf Bau und Erweiterung von Fernwärmenetzen, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Kommt es dabei auch zu Konflikten mit der Wasserversorgung und wie versuchen Sie diese zu entschärfen?

Da zurzeit ein regelrechter Bauboom in der Fernwärme herrscht, die Bauvorhaben schnell vorangetrieben werden und es sich häufig auch um private Akteure oder Burgergemeinden handelt, ist es für den WUL recht schwierig, seine Interessen anzumelden und durchzusetzen. Wichtig ist vor allem, dass wir von den Projekten Kenntnis erhalten. Im Kanton Bern steht nämlich mit dem Wasserversorgungsgesetz ein gutes Werkzeug zum Schutz der bestehenden Trinkwasserleitungen zur Verfügung. Demnach können wir auf der Basis einer Überbauungsordnung unsere Leitungen im Bestand schützen und Massnahmen wie Mindestabstände oder Isolation der Fernwärmeleitung in einem bestimmten Perimeter um die Trinkwasserleitungen verfügen.

Ein Grossteil des vom WUL verteilten Trinkwassers ist gepumptes Grundwasser. Welche Ansätze verfolgt der WUL, um die Energieeffizienz der Pumpen zu erhöhen und das Betriebsregime zu verbessern?

Pumpen zu ersetzen gehört bei einer Lebensdauer von ungefähr zwanzig Jahren bei uns mehr oder weniger zum Tagesgeschäft. Wir fahren in der Regel auf Crash und ersetzen die Pumpen nicht vorsorglich. Beim Ersatz wählen wir selbstverständlich immer die höchste Effizienzklasse. Zudem schauen wir, dass die Pumpen optimiert sind für unser WUL-System. Früher oder später werden wir unser Pumpregime anpassen, um auch Regelenergie anbieten zu können. Dafür sehe ich Potenzial, doch unsere Überlegungen hierzu stecken noch in den Kinderschuhen.

Die Kommunikation, gerade zur Trinkwasserqualität, ist nicht immer einfach. Was ist Ihre Herangehensweise, um schwierige Themen, wie dasjenige der Pestizidrückstände im Trinkwasser zu kommunizieren? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Es ist schwierig, als Wasserversorger mitzuteilen, dass das Wasser Stoffe enthält, die nicht darin vorliegen sollten. Transparenz ist aber oberstes Gebot. Gleichzeitig gilt es, die gemessenen Werte einzuordnen, beispielsweise durch den Vergleich mit anderen Lebensmitteln. Dabei darf allerdings nicht der Eindruck erweckt werden, dass versucht wird abzuwiegeln. Derzeit findet man auf unserer Website wie auch in unseren Geschäftsberichten relativ wenige Informationen zur Wasserqualität. Es ist jedoch geplant, die Website diesbezüglich auszubauen. Sehr viel Mühe gebe ich mir, um auf Kunden- wie auch auf Presseanfragen umfassend und seriös zu antworten. Das wird in der Regel sehr geschätzt.

Zur Person
Nach einem Studium der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich war Oliver Schmidt zuerst in der Entwicklungszusammenarbeit in Westafrika und im Anschluss daran in der Papier- und Zellstoffindustrie tätig, zuletzt auf Ebene Geschäftsleitung. Seit 2011 ist er Geschäftsführer des Gemeindeverbands Wasserversorgung untere Langete WUL.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.