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03. Juli 2025

Prolog

Vom Umgang mit dem Klimawandel

Stabio: –50%. Locarno: –30%. Die Angaben beziehen sich auf den im 2022 verzeichneten Rückgang der jährlichen Niederschlagsmenge. Sie führen drastisch vor Augen, wie sehr die Trockenheit in jenem Jahr dem Kanton Tessin zusetzte. Bedenkt man, dass die Trockenperiode bereits im Herbst 2021 begann und bis ins Frühjahr 2023 reichte, verdüstert sich das Bild zusätzlich. 2024 dann das andere Extrem: die Überschwemmung im oberen Maggiatal Ende Juni, die Tod und Verwüstung brachte. Die grossen Schäden an der Infrastruktur betrafen vor allem die Verkehrswege, die Wasserversorgungsanlagen und die Abwasserleitungen.

Steigende Temperaturen und weniger Niederschlag – insbesondere in den Sommermonaten – gehören zu den Szenarien, die südlich der Alpen infolge des fortschreitenden Klimawandels erwartet werden. Angesichts dieser Klimaszenarien und der bereits auftretenden Extremwetterereignisse stellt sich in der Schweiz wie auch im Ausland die Frage, ob wir über die geeigneten Instrumente verfügen, um mit dem Klimawandel umzugehen resp. seine Auswirkungen zu mildern.

Der Kanton Tessin hat seit über 30 Jahren ein eigenes Wasserversorgungsgesetz. Auf ihm basiert das regionale Wassermanagement: konkret plant der Kanton Verbindungsleitungen zwischen den kommunalen Versorgungsnetzen und stellt Subventionen für gemeinsame Anlagen (Wasserfassungen, Reservoirs, Leitungen) bereit. Im Zuge der Planung wurde das Kantonsgebiet in 27 Regionen unterteilt. Dort wurden redundante Quellen und Verbindungen identifiziert, um eine alternative Wasserversorgung bei Trockenheit, Unwetterereignis oder im Verschmutzungsfall zu gewährleisten. Diese Planung ist dynamisch. Sie wird etwa alle zehn Jahre aktualisiert, um die qualitativen und quantitativen Veränderungen der Wasserfassungen zu berücksichtigen. Zum Beispiel Quellen, die wegen längeren Dürreperioden nicht mehr zuverlässig sprudeln, oder durch Überschwemmungen beschädigte Bauwerke.

Im Mai 2022 verabschiedete der Bundesrat einen Bericht zur Wasserversorgungssicherheit. Darin schlug er verschiedene Massnahmen vor, unter anderem empfahl er den Kantonen ein regionales Wassermanagement. Also das, was der Kanton Tessin bereits seit 1994 erfolgreich praktiziert. Hätte er die Verbindungen zwischen den kommunalen Netzen in den vergangenen Jahrzehnten nicht schon so weit vorangetrieben, wären die Folgen der Trockenperiode 2022 und des Hochwassers 2024 weitaus gravierender ausgefallen.

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