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Fachartikel
25. Mai 2023

Gasnetztransformation

«verifHy» erleichtert Planung

Eine neue Datenbank des DVGW stellt Netzbetreibern umfassendes Wasserstoff-Wissen in Bezug auf die Ertüchtigung ihrer Netze und deren H2-Readiness zur Verfügung. verifHy erleichtert so die Planung der Transformation für eine zukünftige Gasnetzinfrastruktur sowie die Bewertung der Netze hinsichtlich Wasserstofftauglichkeit. Sowohl Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft als auch Herstellerinformationen werden kontinuierlich eingepflegt.
Frank Birnmeyer, Gert  Müller-Syring, 

verifHy ist eine neue Datenbank der DVGW Service & Consult GmbH, die Gasnetzbetreibern umfassendes Wasserstoff-Wissen in Bezug auf die Ertüchtigung ihrer Netze und deren H2-Readiness zur Verfügung stellt. Seit Sommer 2021 beschäftigen sich die DVGW S&C und ihre beiden Projektpartner DBI GmbH und DVGW e. V. mit der Entwicklung dieser Datenbank.

Die ursprüngliche Projektvision war, das über viele Jahre entstandene Forschungswissen zur H2-Verträglichkeit von Bauteilen der Gasnetze zu bündeln und automatisiert auszuwerten. Aber dieser Schritt genügte nicht zur Begleitung der Transformationsphase. Daher hat sich die Service & Consult GmbH auch intensiv damit beschäftigt, wie neues Wissen systematisch erfasst und in verifHy eingebracht werden kann. Die Forschung zu H2 läuft auf Hochtouren; Wissen in diesem Bereich dürfte somit exponentiell ansteigen.

Die verifHy-Datenbank, in deren Entwicklung der SVGW von Anfang an mit eingebunden war, wird eines der wichtigsten technischen Werkzeuge werden – insbesondere für die Netzbetreiber, um die Planung ihrer Gasnetztransformation durchführen zu können. Denn mithilfe der Datenbank können die Netzbetreiber die Wasserstofftauglichkeit ihrer Netze bewerten. Dank verifHy schaffen die Unternehmen auf effiziente und ressourcenschonende Art und Weise die Bewertungsgrundlage für eine zukünftige Umstellung der Netze auf Wasserstoff. Damit ist die Voraussetzung für eine qualifizierte und zeitnahe Transformation der Gasinfrastruktur hin zu grünen Gasen gegeben. Die Netzbetreiber werden bei der Transformation durch verifHy professionell digital unterstützt.

Wie funktioniert verifHy?
Basisbefüllung

Im ersten Schritt wurden die Forschungsergebnisse des DBI, die sogenannten Kompendien, in datenbankfähige Datensätze umgewandelt, um verifHy damit zu befüllen.

Etablierung des Eingabemechanismus

Anschliessend wurde ein Prozess etabliert, um die fortlaufende Befüllung von verifHy mit neuen Erkenntnissen zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Mitarbeit der Hersteller von Bauteilen gerichtet, um möglichst viele konkrete Herstellererklärungen zu Produkten in verifHy zu erfassen. Idealerweise sind bereits unabhängige Prüfberichte zur H2-Tauglichkeit der Produkte verfügbar. Produktspezifische Prüfberichte repräsentieren den inhaltlich belastbarsten Eignungsnachweis.

Quality Gate

Es werden nur Informationen in der Datenbank freigeschaltet, die nach einem Plausibilitätscheck durch das DBI bzw. durch die Clearingstelle freigegeben wurden. Eine erste Prüfung findet bei jeder Dateneingabe statt. Auch wenn die Datenbank transformationsbegleitend kontinuierlich wachsen wird, ist das Ziel, den Informationsgrad so rein wie möglich zu halten. Die DVGW S&C kann zwar keine komplette Haftung für die Vielzahl der auf unterschiedlichen Quellen basierenden Daten übernehmen, aber sie gibt ein Garantieversprechen dahingehend ab, dass keine Daten ungefiltert in die Datenbank eingepflegt werden, sondern vorab das sogenannte Quality Gate passieren.

Clearingstelle

Die Clearingstelle ist das Freigabeorgan für kritische Fragestellungen – sofern es eine wesentliche Änderung der bestehenden Daten bzw. Erkenntnisse betrifft. Da eine solche Freigabe eine ausgeprägte Souveränität bedingt, ist die Clearingstelle mit einer Reihe von ausgewiesenen Fachexperten besetzt. Der Grund ist klar: Diese Bewertungen werden dazu genutzt, um Netze zukünftig für die Nutzung mit Wasserstoff zu qualifizieren bzw. sie dienen als Wissensgrundlage für einen Sachverständigen, der dann wiederum diese Freigabe erteilt. Insofern kommt diesen Daten eine sehr hohe Bedeutung zu.

Betrifft es einen konkreten Hersteller oder bestimmte Produkte eines Herstellers, wird die DVGW Service & Consult versuchen, auch den Hersteller im Rahmen einer Sitzung anhören, um zu gewährleisten, dass auch er seine Informationen entsprechend darstellen und erläutern kann. So will die Clearingstelle der Verantwortung gerecht werden, dass die freigegebenen Daten auf dem bestmöglichen aktuell verfügbaren Wissensstand basieren. Aktuell werden noch Kriterien entwickelt, nach denen die Informationen bewertet werden. Ziel ist es, einen hohen Fairnessgrad bei der Bewertung aufrechterhalten zu können und zu vermeiden, mit unterschiedlichen Massstäben zu agieren. Da verifHy in der gesamten DACH-Region verwendet werden soll, erhalten auch die Kolleginnen und Kollegen des österreichischen ÖVGW und des SVGW in der Clearingstelle einen Sitz.

Wie kann verifHy genutzt werden?
Suchfunktion in verifHy

verifHy kann als digitales Nachschlagewerk verwendet werden, um nach bestimmten Produkten oder auch Materialien zu suchen.

Anwendungsbereich Stapelverarbeitung

Da für die Bewertung von Netzen oft Tausende von Datensätzen verarbeitet werden müssen, ist die Funktion der automatisierten Auswertung (Stapelverarbeitung) für Gasnetzbetreiber extrem zeit- und arbeitssparend. Hierzu bedarf es einer detaillierten Aufnahme des Netzbestandes. Diese Informationen müssen in einer vorgegebenen csv-Datei bereitgestellt werden und können anschliessend in verifHy eingespielt werden, wo sie automatisiert mit den in verifHy enthaltenen Daten angereichert werden. Mit dieser Auswertung können Sachverständige ihre Arbeit aufnehmen und das Gesamtnetz auf die H2-Fähigkeit überprüfen.

Aufbau eines Bedarfsmonitors

Wird verifHy in der jetzigen Ausbau­stufe von Gasnetzbetreibern für die automatisierte Auswertung eingesetzt, ist schnell ersichtlich, für welche Produkte, Komponenten und Materialien es bisher noch keine verfügbaren Informationen zur Wasserstoff-Verträglichkeit gibt. Diese Daten können im Hinblick auf die Häufigkeit der Abfragen bzw. auf die verbauten Volumen ausgewertet werden. Die aggregierten Daten werden in einem Bedarfsmonitor als Dashboard dargestellt. Bei einer umfassenden Nutzung von verifHy entsteht eine ausreichende Anzahl von Stichproben, um den tatsächlichen Informationsbedarf für fehlende Aussagen zur H2-Verträglichkeit von Produkten, Komponenten und Materialien zu ermitteln.

Standortbestimmung

verifHy wurde im Januar 2023 lanciert. Die DVGW S&C hat ihre Funktionsfähigkeit in vielen Einzelterminen mit Gasnetzbetreibern nachgewiesen. Seit April haben die ersten lizenzierten Gasnetzbetreiber zur Bewertung ihrer Netze ­Zugriff auf das System.
Bisher haben sich rund 50 Hersteller von Bauteilen registriert, täglich kommen neue Produktinformationen hinzu. Somit ist bereits nach kurzer Zeit ein Anstieg des Befüllungsgrades und damit zusätzliches Wissen zu verzeichnen.

Besuchen Sie die verifHy-Website!

Über das Kontaktformular auf der Website von verifHy können Fragen gestellt sowie individuelle Termine zur Vorführung der Funktionsweise vereinbart werden.
www.verifhy.de

SVGW-Webinar stellt verifHy vor


Datum: 12. Juni 2023, 13:30-15:30 h

Info: m.hafner@svgw.ch


Um für zukünftige Anwendungen mit Wasserstoff gewappnet zu sein, braucht es Wissen, Erfahrung und Sicherheit – vor allem bei den Netzbetreibern, Herstellern oder Lieferanten von Komponenten für die Gasnetzinfrastruktur. Denn diese soll für die energetische Zukunft wasserstofftauglich gemacht werden.

Nach welchen technischen Grundlagen Wasserstoffrohrleitungen geplant, gebaut und betrieben werden, beschreibt die neu erschienene SVGW-Empfehlung H1000. Im Webinar wird die H1000 vom eingespielten H2-Team des SVGW, Bettina Bordenet und Matthias Hafner, vorgestellt.

Eine weitere Erleichterung bei der Gasnetztransformation bietet die neue Datenbank verifHy von DVGW und DBI, bei deren Entwicklung der SVGW von Anfang mit eingebunden war. Funktion und Nutzen der Datenbank werden im Webinar aufgezeigt. Die Teilnehmer können live erleben, wie nach Komponenten gesucht wird und welche Resultate die Datenbank dazu liefert.

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