Plattform für Wasser, Gas und Wärme
News
25. August 2025

Lehrgang für Brunnenmeister/-innen

«Durch das neue Wissen erkenne ich Zusammenhänge schneller»

Elvira Keller arbeitet bei der Stadt Zürich als Laborantin und engagiert sich im Vorstand der Gemeinde Hedingen. Sie hat den Lehrgang zur Brunnenmeisterin abgeschlossen. Mittlerweile unterrichtet sie selbst im Lehrgang für Brunnenmeister:innen zum Thema «Trinkwasserparameter beurteilen» und ist neu beim «Risikobasierten Messen» dabei. Der SVGW hat dies zum Anlass genommen, sie nach ihrer Motivation für die Teilnahme zu fragen und herauszufinden, was sie gelernt hat und wie sie die Ausbildung in ihrer täglichen Arbeit nutzen kann.

Sie gehören zu den wenigen Frauen, welche den Lehrgang für Brunnenmeister/-innen absolviert haben. Wenn Sie an Ihre Zeit als Teilnehmerin im Lehrgang zurückdenken – wie war das für Sie persönlich?

Ich habe mich für den Lehrgang entschieden, weil mich das Thema von Anfang an fasziniert hat. Die Anzahl der Frauen in der Klasse war für mich dabei unerheblich. Natürlich fällt man als einzige Frau auf, doch letztlich zählen für mich fachliche Kompetenz und Engagement – nicht das Geschlecht.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert, als Sie das neue Wissen aus dem Lehrgang anwenden konnten?

Durch das neue Wissen erkenne ich Zusammenhänge schneller, kann Probleme gezielt analysieren und passende Lösungen umsetzen. Das macht meinen Arbeitsalltag nicht nur effizienter, sondern auch abwechslungsreicher. Zudem habe ich spürbar mehr Sicherheit in meinen Entscheidungen gewonnen.

Gab es Situationen, in denen Sie besonders froh waren, dass Sie die Weiterbildung gemacht haben?

Besonders in komplexen fachlichen Fragestellungen bin ich froh über mein erweitertes Wissen. Ich weiss heute gezielt, wo ich zusätzliche Informationen finde, und kann diese sicher einordnen. Das ist vor allem bei der Umsetzung der W12 sowie bei Fragen zu Schutzzonen von grossem Vorteil - hier setze ich mein Wissen unmittelbar und praxisnah ein.

Welche Erfahrungen oder Geschichten aus Ihrer eigenen Berufspraxis erzählen Sie den Teilnehmenden am liebsten?

Ich unterrichte nun das Thema «Trinkwasserparameter beurteilen» im Lehrgang für Brunnenmeister/-innen. Am liebsten sind mir die Teile, in denen ich mit konkreten Beispielen arbeiten kann – etwa Wasserproben mit unterschiedlicher Trübung. So wird der Stoff greifbar und die Theorie bekommt einen direkten Praxisbezug.

Was hat Sie motiviert, neben Ihrer Arbeit im Labor auch Ihr Wissen im Lehrgang fĂĽr Brunnenmeister/-innen weiterzugeben?

Der Lehrgang lebt davon, dass Dozierende ihr praktisches Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Das Thema «Trinkwasserparameter beurteilen» gehört zu meinem täglichen Arbeitsalltag - und genau deshalb gebe ich mein Wissen gerne weiter: praxisnah, verständlich und mit direktem Bezug zur Realität.

Inwiefern profitieren Ihre Lehrgangsteilnehmenden davon, dass Sie direkt aus der Praxis berichten können – und umgekehrt: Was nehmen Sie aus der Lehrtätigkeit mit in Ihren Laboralltag?

Besonders spannend wird es, wenn Teilnehmer/-innen auf Grundlage des Gehörten von Herausforderungen aus ihren eigenen Wasserversorgungen berichten. So wird die Theorie für alle greifbar und praxisnah – und auch ich nehme dabei stets neues Wissen mit. Der Austausch schafft einen wertvollen Abgleich zwischen Theorie und Praxis. Zudem profitieren alle davon, dass die Teilnehmenden aus unterschiedlichen Sektoren und mit verschiedenen Ausbildungswegen kommen und sich gegenseitig mit praktischen Tipps unterstützen.

Mit welcher Motivation kommen die meisten Teilnehmer-/innen in den Lehrgang – und gibt es dabei Unterschiede zwischen jungen Berufseinsteiger/-innen und erfahrenen Fachkräften?

Die Motivation der Teilnehmer/-innen ist sehr vielfältig: Manche befinden sich bereits in einer Nachfolgeplanung, weil eine Pensionierung ansteht, andere arbeiten schon als Brunnenmeister und möchten nun die passende Ausbildung erwerben. Es gibt auch Teilnehmer/-innen wie mich, die nicht direkt als Brunnenmeister/-innen tätig sind, das Wissen jedoch gewinnbringend im Arbeitsalltag einsetzen. Für einige ist die Teilnahme von ihrer Firma vorgegeben, andere wiederum haben keinen formalen Abschluss, dafür aber viel Praxiserfahrung, die sie im Lehrgang gezielt vertiefen möchten.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Laborleiterin aus, und welche Aufgaben sind besonders herausfordernd?

Zu meinem typischen Arbeitstag gehört die Organisation der Probenahme sowie die Zuteilung der Analysengeräte an die Laboranten. Bei technischen Problemen mit den Geräten, aber auch bei Neubeschaffungen oder der Entwicklung neuer Methoden, bin ich direkt eingebunden. Ich beurteile die Prüfberichte, leite daraus notwendige Massnahmen ab und berate Brunnenmeister/-innen bei Untersuchungen anderer Wasserversorgungen. 

Bei Bauarbeiten in Schutzzonen organisiere ich das qualitative Grundwasser-Monitoring. Ausserdem verantworte ich die Eingangskontrolle der Chemikalien fĂĽr die Werke.

Neben meiner Tätigkeit als Laborleiterin engagiere ich mich auch in der Wasserversorgungs-Genossenschaft meiner Wohngemeinde, wo ich für die Anlagen und die Qualitätsbelange zuständig bin. Besonders herausfordernd sind die vielfältigen Anforderungen dieses Berufs – sie verlangen sowohl fachliche Präzision als auch organisatorisches Geschick.

Welche Faktoren beeinflussen die Qualität unseres Trinkwassers am stärksten, und worauf achten Sie bei der Analyse besonders?

Die Qualität unseres Trinkwassers wird massgeblich vom Betrieb der See-, Grund- und Quellwasserwerke bestimmt. Bei Quellwasser spielt zudem das Wetter, insbesondere die Niederschlagsmenge, eine wichtige Rolle.

Bei der Auswahl der Analysenparameter berücksichtigen wir, welche Veränderungen in den einzelnen Aufbereitungsstufen auftreten können, und wählen die Parameter entsprechend aus. In der Beurteilung achten wir nicht nur auf auffällig erhöhte Werte, sondern auch auf schleichende Veränderungen, die langfristig relevant sein können.

Welche Entwicklungen oder Technologien im Bereich Wasseraufbereitung und -untersuchung halten Sie aktuell fĂĽr besonders zukunftsweisend?

Die Möglichkeiten zur Untersuchung von Wasser werden immer besser. Heute können wir Stoffe in viel kleineren Mengen nachweisen als früher. Das heisst aber nicht, dass das Trinkwasser schlechter geworden ist. Wir messen einfach genauer. Wichtig ist, dass wir die Inhaltsstoffe kennen und gezielt darauf achten, wie belastende Stoffe ins Wasser oder in andere Lebensmittel gelangen. Auch die Geologie und der Standort haben grossen Einfluss.

Gibt es etwas, das Sie privat tun, um besonders sorgsam mit Wasser umzugehen?

Wasser ist für mich nicht nur eine Ressource, sondern ein wichtiger Teil unseres Lebens und unserer Umwelt. Deshalb sollten wir es schützen und respektvoll damit umgehen. Reines Wassersparen ist jedoch nicht immer sinnvoll. Wenn Wasser zu lange in den Leitungen steht, kann es an Qualität verlieren.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.