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15. Juni 2022

Wasserstofftagung

Grosses Interesse an Wasserstofftagung

Wasserstoff ist fester Bestandteil des europäischen «Green Deal» und damit ein zentrales Element der Energiezukunft. Auch in der Schweiz gewinnt der Energieträger an Bedeutung. Entsprechend gross war das Interesse an der komplett ausgebuchten Wasserstofftagung des SVGW in Biel, wo verschiedene Aspekte rund um Wasserstoff thematisiert wurden.

Ein wichtiger Treiber für die Transformation der Energiebranche sind die Klimaziele in der Schweiz, in Europa und weltweit. Markus Bareit, Energy Economist beim Bundesamt für Energie (BFE) zeigte in seinem Vortrag auf, dass über 60 Prozent des weltweiten Energiekonsums immer noch auf fossilen Energieträgern basiert. Wasserstoff spielt dabei im Energiemix nach wie vor eine untergeordnete Rolle, obwohl er als Energieträger schon lange bekannt ist. Bisher war er gegenüber Gas, Kohle und Erdöl kostenseitig aber nicht konkurrenzfähig. Die Herausforderungen liegt gemäss der Einschätzung von Bareit vielmehr in den Investitionen, die nötig sind, um genügend Wasserstoff zu produzieren. Die hohen Kosten führten zu einer «Huhn-Ei» Problematik. Solange nicht genügend Wasserstoff vorhanden ist, sind Unternehmen zurückhalten bei der Entwicklung von Anwendungen, die auf Wasserstoff basieren und auf der anderen Seite sind Wasserstoffproduzenten zurückhalten mit Investitionen, wenn sie nicht sicher sein können, dass sie diesen Wasserstoff auch absetzen können.

Rudy Von Beurden, Senior Vice President Public Affairs bei FluxSwiss, zeigte einen Weg auf, sukzessive den Weg für Wasserstoff zu ebnen. Ausgehend von Clustern – das sind räumlich begrenzte Wasserstoffnetze – werden diese lokalen Cluster schrittweise miteinander verbunden, bis hin zu einem europaweiten Wasserstoffnetz. Gleichzeitig gilt es, einen «Wasserstoff-Backbone» aufzubauen, um Wasserstoff unter anderem aus dem Süden – vornehmlich aus Nordafrika – nach Europa zu transportieren. Hintergrund: Nordafrika bietet gute Voraussetzungen für grosse Solaranlagen, deren Energie in Form von Wasserstoff gespeichert und nach Europa transportiert werden kann. Hier ist die Schweiz als Transitland geografisch in einer hervorragenden Position. Wenn der Ausbau der Erneuerbaren in Nordafrika weiter vorangetrieben wird, könnten mittelfristig grosse Mengen Wasserstoff via Italien durch die Schweiz nach Nordeuropa fliessen.

An der Tagung ging es aber auch um ganz konkrete Herausforderungen, die sich der Gasbrache bereits heute stellen. Mit der Inkraftsetzung der G18 zur Gasbeschaffenheit wird die Beimischung von bis zu 20 Prozent Wasserstoff zum heutigen Erdgas möglich. Netzbetreiber könnten sich also schon bald mit Anfragen zur Einspeisung von Wasserstoff konfrontiert sehen. Deshalb ist es wichtig, schon jetzt damit zu beginnen, die Gasnetze für die Beimischung von Wasserstoff zu überprüfen und ggf. für 100% Wasserstoff umzurüsten. Die gute Nachricht ist, dass auf der Seite der Hersteller bereits zahlreiche Produkte für den Netzbau vorhanden sind, die wasserstofftauglich sind und sowohl mit Methan als auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Auch auf der Seite der Abnehmer ist viel Dynamik vorhanden. Daniel Fuhrer, Fachspezialist alternative Antriebe/Kraftstoffe bei der SBB zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Aktivitäten der Bundesbahnen im Bereich Wasserstoff auf und Prof. Dr. Stefan Jäschke Brülhart, Geschäftsführender Inhaber der Envenion GmbH ging auf Anwendungen im Gebäudebereich ein.

Nachdem die Verbände Hydrospider und H2-Produzenten ihre Aktivitäten im Bereich Wasserstoff vorgestellt hatten, schloss die Tagung in Biel mit einer angeregten Podiumsdiskussion und einem Apéro im Anschluss, den die Teilnehmenden für den Austausch nutzten und dabei mit vielen neuen Kontakten ihr Netzwerk erweitern konnten.

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