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19. Juni 2025

Interessenvertretung

SVGW an Parlamentarieranlass in Bern

Am 12. Juni fand in Bern ein Anlass unter dem Titel «Verunreinigtes Grundwasser - Trinkwasserversorgung und Biodiversität in Gefahr?» statt. Zu diesem, von BirdLife organisierten Anlass der Parlamentarischen Gruppe «Biodiversität und Artenschutz», war auch der SVGW eingeladen, eines der drei Referate zu bestreiten und konnte so die anwesenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf die Folgen der chemischen Verunreinigungen der Trinkwasserressourcen für die Wasserversorgungen hinweisen.
Christos Bräunle 

Grundwasser bildet nicht nur die wichtigste Ressource für unser wichtigstes Lebensmittel «Trinkwasser», sondern ist auch ein bislang wenig erforschter Lebensraum. Am Parlamentarieranlass wurde in drei Referaten beleuchtet, welche Folgen die chemischen Verunreinigungen im Grundwasser für Biodiversität, Trinkwasserversorgung und die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten haben. Insbesondere im landwirtschaftlich intensiv genutzten Mittelland ist das Grundwasser weiträumig mit Nitrat, den Abbauprodukten von Pestiziden und anderen chemischen Stoffen verunreinigt. Dies gefährdet nicht nur die einzigartige und noch grösstenteils unerforschte Vielfalt an Organismen im Grundwasser, sondern stellt auch die Trinkwasserversorgungen vor zunehmende Herausforderungen, die sich angesichts des Klimawandels und zunehmender Trockenheit künftig verschärfen dürften. Zwar besteht aufgrund der Verunreinigungen keine akute Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung durch Trinkwasser. Die Langzeitfolgen einer kontinuierlichen Exposition mit geringen Mengen dieser Stoffe sind aber noch weitgehend unbekannt

Referate und Diskussionen
Prof. Dr. Florian Altermatt, Professor an der Universität Zürich und Direktionsmitglied der Eawag, zeigte in seinem Referat auf, welche Auswirkungen erhöhte Nitratwerte im Grundwasser auf das Vorkommen von Flohkrebsen im Grundwasser haben. Die von der Eawag durchgeführte Studie konnte eine Korrelation zwischen dem Vorkommen der Flohkrebse und der Belastung des Grundwassers mit Nitrat feststellen. Je höher die Nitratkonzentration, desto weniger Flohkrebse liessen sich in den Proben nachweisen. Dies ist nicht nur negativ für die Biodiversität, sondern auch für die Gewässerqualität: So tragen die Organismen im Untergrund – die sogenannte Stygofauna –wesentlich zur Reinigungsleistung des Untergrunds und damit zur Grundwasserqualität bei. Wie die Wasserversorger mit dem immer stärker mit chemischen Stoffen verunreinigten Grundwasser umgehen, zeigte Rolf Meier, Leiter Bereich Wasser beim SVGW, auf. Die Wasserversorger haben den Auftrag, der Bevölkerung qualitativ einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge bereitzustellen. Die Erfüllung dieses Versorgungsauftrag gestaltet sich zunehmend schwierig, da sich chemische Verunreinigungen nur mit mehrstufigen Aufbereitungsverfahren wie Aktivkohle, Nanofiltration oder Umkehrosmose aus dem Rohwasser entfernen lassen. Solche Anlagen sind teuer, energieintensiv und technisch komplex. Um dies zu vermeiden und die Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können, ist es umso wichtiger, dass der vorsorgliche Ressourcenschutz gestärkt wird. Mit einer konsequenten Vermeidung an der Quelle bei persistenten und mobilen Stoffen kann der diffuse Eintrag in Trinkwasserressourcen reduziert werden. Mit der Bezeichnung der Zuströmbereiche können gezielt Verschmutzungen im Gebiet der Trinkwasserressource vermieden werden. Wie Prof. Dr. med. Ellen Fritsche, Direktorin am Zentrum für Humantoxikologie (SCAHT) in ihrem Referat ausführte, sind die Konzentrationen der Schadstoffe im Trinkwasser zwar noch sehr gering und es besteht daher keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung. Welche Auswirkungen eine Langzeitexposition in tiefen Konzentrationen auf die menschliche Gesundheit hat, ist aber noch weitgehend unerforscht. Schadstoffe im Wasser können für den Menschen unter anderem neuro-, immun-, entwicklungsreproduktionstoxisch oder kanzerogen sein.

Vorsorglicher Schutz durch Zuströmbereiche
Der Anlass stiess auf reges Interesse. Rund ein duzend Parlamentarierinnen und Parlamentarier waren anwesend, was dem SVGW die Möglichkeit gab, diese auf zentrale Anliegen der Branche hinzuweisen. Damit in der Schweiz auch in Zukunft eine dezentrale Trinkwasserversorgung auf Gemeindeebene möglich ist, müssen die Areale, aus denen das Grundwasser stammt, das in die Trinkwasserfassung gelangt, besser geschützt werden. Mit den Zuströmbereichen ist das planerische Instrument und die gesetzlichen Grundlagen dazu bereits vorhanden. Der SVGW setzt sich dafür ein, dass die Zuströmbereiche von Trinkwasserfassungen jetzt rasch bezeichnet werden, was einen wirksamen vorsorglichen Schutz der Trinkwasserressourcen ermöglicht.

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Kommentare (1)

Hp. Werner am 20.06 2025 um 14:02

Die Bevölkerung muss es wissen

Sehr guter Beitrag, wie auch derjenige im Wasserspiegel 02/2025. Nun es muss der Druck aufgebaut werden von Seiten Bevölkerung. Deshalb sollten beide Beiträge der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht werden oder die Presse u. elektronischen Medien diese zukommen lassen. Das Thema muss bekannt werden. Immer und immer wieder. Man weiss ja um die Halbwertszeit von Infos bei vielen Menschen.. Und wenn's dann dicke kommt ist das Gejammer gros von den Betroffenen Wasser-Konsumenten. Besten Dank allen Beteiligten der Beiträge.
Christos Bräunle am 20.06 2025 um 15:24

Besten Dank für das Feedback! Wir tragen die Anliegen der Wasserversorger aktiv nach aussen. Nicht nur auf unseren eigenen Plattformen, sondern beispielsweise auch in der aktuellen Ausgabe des K-Tipp vom 18. Juni 2025.

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