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28. September 2021

Kreislaufsystem

«Praxislabor» für kreislauffähiges Bauen und Wohnen

Aus Urin wird Dünger, aus Regenwasser Trinkwasser. Beim neu eröffneten KREIS-Haus in Feldbach, Kanton Zürich, ist alles nach dem Kreislauf-Prinzip aufgebaut – von den Baumaterialien bis zum Abwasser für den Dachgarten.

Der Gebäudesektor ist für mehr als 40% des weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauchs verantwortlich. Entsprechend gross ist das Potenzial zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz bei Gebäuden. Im schweizweit einzigartigen KREIS-Haus (Klima und Ressourcen-Effizientes Suffizienz-Haus) in Feldbach am Zürichsee wird umweltschonende Kreislaufwirtschaft erforscht und erlebbar gemacht. Das in Anwesenheit von geladenen Gästen und Regierungsrat Martin Neukom, Vorsteher der Baudirektion des Kantons Zürich, Anfang September eröffnete Pionierhaus stellt der Forschung einen Raum zur Verfügung, um neue kreislauffähige Technologien und Materialien in der Praxis auszuprobieren sowie diese der Öffentlichkeit in Form eines Prototyps vorzustellen.

Angewandte Forschung im Gebäude

Interessierte können das KREIS-Haus nicht nur besichtigen, sondern auch darin übernachten. Dadurch erfahren sie zum einen direkt, wie es sich in einem kreislaufwirtschaftlichen Gebäude lebt, zum andern werden sie gleichzeitig auch Teil eines Forschungsprojekts des ZHAW-Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen. In diesem wird untersucht, wie sich das KREIS-Haus im Alltag bewährt. In Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern können die Anwendungen getestet und verbessert werden. Ziel des Forschungsprojekts ist die Schaffung eines Wohnalltags, der das Klima und die Umwelt schont. Initiiert und konzipiert wurde das Projekt von Devi Bühler, ZHAW-Umweltingenieurin sowie Präsidentin des Vereins Synergy Village. Sie leitet das von über 40 weiteren Partnerinnen und Sponsoren unterstützte Kooperationsprojekt zwischen der ZHAW als Forschungspartnerin und dem Verein Synergy Village als Umsetzungspartner. «Wir haben versucht, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bis ins Detail und auf kleinstem Raum umzusetzen», erläutert Devi Bühler. «Damit möchten wir im KREIS-Haus als ‹Praxislabor› sowohl praktische als auch wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln, um das nachhaltige und kreislauffähige Bauen breitflächig zu fördern.»

Testwohnen

Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, im KREIS-Haus zu übernachten und so als Forschungsteilnehmende das Haus zu testen. Im Anschluss sind alle gebeten, an einer kurzen wissenschaftlichen Befragung teilzunehmen. Die Übernachtungen sind kostenpflichtig (150.- Franken pro Nacht). Aktuell ist alles ausgebucht, Interessierte können sich auf die Warteliste fürs Testwohnen setzen.

Alles nach dem Kreislauf-Prinzip

Das KREIS-Haus, das auf dem Grundstück des Vereins Synergy Village errichtet wurde, besteht aus einer voll ausgebauten kleinen Wohneinheit mit Wintergarten. In der Kreislaufwirtschaft werden Abfallstoffe wieder zu Wertstoffen. Durch dieses zweite oder dritte Leben erhält jeder Stoff seinen individuellen Lebensweg. Für den Bau wurden Naturbaustoffe wie Lehm, Kalk und Holz verwendet, aber auch langlebige, rezyklierte und wiederverwendete Materialien. Zum Beispiel besteht ein Fussboden aus rezyklierten Glasscherben oder sind die Fenster wiederverwendet von einem Abbruch. Die Trockentrenntoilette in einem geschlossenen Kreislaufsystem spart Wasser und ermöglicht die Rückgewinnung von Nährstoffen, die nach der Aufbereitung mittels speziellen Verfahrens im Dachgarten als Dünger eingesetzt werden. Leicht verschmutztes Abwasser aus Küche und Bad wird direkt im Gebäude gereinigt und für die Bewässerung genutzt. Der benötigte Strom kommt von den im Wintergarten integrierten Solarmodulen, wobei überschüssiger Strom in Second Life-Batterien gespeichert wird. Das ganze Haus steht auf einem betonlosen Schraubfundament.

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