Der Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft ermöglicht die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung. Gleichzeitig sind Düngemittel dafür verantwortlich, dass Nitrat in der Schweiz zu den Stoffen zählt, die am häufigsten die Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung überschreiten. Der Grenzwert für Nitrat im Grundwasser beträgt 25 mg/l, der Höchstwert für Trinkwasser 40 mg/l. Übersteigt das nitratbelastete Grundwasser den gesetzlichen Höchstwert für Trinkwasser, wird häufig nach Wasserquellen mit geringeren Nitratkonzentrationen gesucht, um damit das belastete Wasser zu verdünnen. Dies nicht zuletzt, um die kostenintensive Nitratentfernung zu vermeiden [1]. In der Schweiz werden 80% des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen.
In Bezug auf Nitratexposition durch Trinkwasser deuten Studien auf einen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Dickdarmkrebs hin [2]. Bei Säuglingen kann eine sehr hohe Nitratkonzentration über 50 mg/l eine Methämoglobinämie auslösen [3, 4]. Die in der Schweiz sehr selten auftretenden Fälle dieser Krankheit waren jedoch nicht auf Trinkwasser zurückzuführen. Nebst seinen gesundheitlichen Gefahren ist Nitrat ein praktischer Indikator für die allgemeine Wasserqualität, da es oft mit dem Vorhandensein von Spurenstoffen aus landwirtschaftlichen Aktivitäten, z. B. Pestiziden, einhergeht. In Anbetracht des weit verbreiteten Nitratproblems im Grundwasser und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken ist die Erkennung von Standorten, an denen überschüssiges Nitrat vorhanden ist, von entscheidender Bedeutung für die Minderung der Risiken.
Selbst bei einem dichten Monitoringnetz liegen die Messstellen viele Kilometer voneinander entfernt. Dies hinterlässt grosse Lücken bei der Bestimmung der räumlichen Verteilung der Nitratkonzentrationen im Grundwasser. Daher wurden Monitoring-Messwerte von kantonalen Behörden und dem Bundesamt für Umwelt BAFU mit den neuesten räumlichen Datensätzen potenziell relevanter Einflussfaktoren zusammengestellt. Diese Daten wurden mit einem maschinellen Modellierungsverfahren verwendet, um Vorhersagekarten der Nitratkonzentration im Schweizer Grundwasser zu erstellen. Die Karten können beispielsweise zur Identifizierung von Gebieten verwendet werden, in denen Massnahmen zur Verringerung des Nitrateintrages erforderlich sind. Zudem wurden die Zusammenhänge zwischen den Nitratkonzentrationen und den Faktoren Geologie, Topografie, Bodenbeschaffenheit sowie Klima analysiert, die zu einer erhöhten Vulnerabilität der Grundwasserleiter gegenüber Nitratkontaminationen führen können. Weitere Informationen zu den Modellierungsmethoden und Ergebnissen sind in Covatti et al. (2025) veröffentlicht [5].
Für die hier beschriebene Studie wurden Grundwasserdaten der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA [6] und verschiedener kantonalen Fachstellen zusammengestellt. Insgesamt wurden die Daten von 1336 Messstellen erfasst (Fig. 1). Die Messstellen bestehen aus Pumpbrunnen, Piezometern und Quellfassungen. Die verwendeten Beobachtungsnetze sind repräsentativ für die Aquifere der Schweiz, die mehrheitlich alluviale Grundwasserleiter (typischerweise < 20 m bis zum Grundwasserspiegel, 5–30 m Mächtigkeit des Grundwasserleiters), aber auch Karst- und Kluftgrundwasserleiter beinhalten. Daher wird angenommen, dass die erstellten Modelle für Pumpbrunnen und Quellen in der Schweiz allgemein gültig sind. Dort, wo eine Zeitreihe vorhanden war, wurde für die Modellierung der Medianwert der Nitratkonzentrationen zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 31. Dezember 2022 (je nach Verfügbarkeit) verwendet.
Maschinelles Lernen (ML) ist ein statistisches Verfahren zur Ermittlung bisher unbekannter Zusammenhänge in Daten. Das Modell identifiziert nicht-lineare Verhältnisse zwischen verschiedenen Prädiktoren und bekannten Werten einer Zielvariable, in diesem Fall die Nitratkonzentration im Grundwasser. Ein Random-Forest-Modell wurde mit den 1336 Datenpunkten und zwanzig räumlichen Prädiktor-Variablen von Geologie, Topografie, Boden, Klima und Landnutzung entwickelt, um gesamtschweizerische Karten von Grundwassernitrat zu erstellen. Relevante Variablen wurden aus mehr als 100 Variablen auf der Grundlage eines iterativen Prozesses ausgewählt, um die Modellgenauigkeit mit einer minimalen Anzahl von Prädiktoren zu maximieren. Die Auswirkungen der einzelnen Variablen auf das Modell wurden mit SHapley Additive exPlanations (SHAP) [7] bewertet. Die sogenannten SHAP-Werte geben an, wie einzelne Variablenwerte zur Differenz zwischen einer spezifischen Vorhersage an einem Datenpunkt und der durchschnittlichen Modellvorhersage für alle Zielwerte beitragen.
Die Grundwasser-Nitrat-Vorhersagekarten haben eine hohe Auflösung von 250 × 250 m und visualisieren die vorhergesagten Nitratkonzentrationen (Regressionsmodell, Fig. 2a) und die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung des Schweizer Grenzwerts von 25 mg/l (binäres Modell, Fig. 3). Regressionsmodelle liefern kontinuierliche Werte, sind jedoch mit deutlich grösserer Unsicherheit verbunden. Figur 2b zeigt den Vergleich zwischen den tatsächlichen Nitrat-Konzentrationen und den modellierten Ergebnissen (Regressionsmodell) auf der Grundlage der durchschnittlich 100 Simulationsvorhersagen des Modells.
Wie erwartet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die mittleren Nitratkonzentrationen den Grenzwert von 25 mg/l überschreiten, im Schweizer Mittelland viel höher als in den Alpen und im Jura (Tab. 1). Die vorhergesagten Nitrat-Hotspots im Schweizer Mittelland liegen vorwiegend im Westen (südlich des Neuenburgersees) und im Nordosten (nördlich von Zürich). Abgesehen von den grossen Alpentälern ist die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung von 25 mg/l im Alpenraum sehr gering.
| Region | Fläche (in Tausend km2) |
Überschreitung von 25 mg/l Nitrat |
Vorhergesagte mittlere Nitratkonzentration (mg/l) |
| Mittelland | 11 | 35% | 18 |
| Jura | 4 | 3% | 10 |
| Alpen | 26 | 0% | 3 |
| Lockergesteins-Grundwasserleiter | 2.7 | 25% | 15 |
| Karst-Grundwasserleiter | 6.1 | 1% | 5 |
| Kluft-Grundwasserleiter | 30 | 11% | 8 |
| Gesamte Schweiz | 41 | 10% | 8 |
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Die SHAP-Analyse wurde verwendet, um die Auswirkungen der Vorhersagefaktoren auf die Nitratvorhersage im binären Modell zu bewerten (Fig. 5). Die Analyse bestätigt, dass hohe Nitratkonzentrationen vor allem mit dem Stickstoffeintrag durch die Ausbringung von Düngemitteln zusammenhängen. Dieser wird im Modell durch den Anteil der Ackerflächen dargestellt. Da auf Ackerland ausgebrachte Düngemittel die Hauptursache für die Nitratauswaschung in das Grundwasser ist [10], haben Gebiete ohne Ackerland eine geringere Wahrscheinlichkeit hoher Nitratkonzentrationen. Obwohl in einigen Wiesengebieten ebenfalls grosse Mengen an Düngemitteln ausgebracht werden, ist Gras effizienter bei der Aufnahme von Stickstoff aus dem Boden, was zu einer wesentlich geringeren Auswaschung unter Wiesen führt [11, 12].
Die Schweiz ist durch einen starken topografischen Kontrast zwischen Berggebieten und Ebenen gekennzeichnet, wobei Ackerbau fast ausschliesslich in den flacheren Gebieten stattfindet. Daher wird die Interpretation des Modells auch stark von diesen Gegensätzen beeinflusst. Gefälle, Niederschlag und verschiedene Bodeneigenschaften sind von Bedeutung, da sie den Unterschied zwischen Gebirgs- und Flachlandgebieten darstellen und daher stark mit dem Vorhandensein von Ackerland korrelieren. Um zu beurteilen, welche Umweltfaktoren zu einer höheren Anfälligkeit für eine Nitratverunreinigung des Grundwassers führen, ist es notwendig, die Untersuchung auf Gebiete zu konzentrieren, in denen die Ausbringung von Dünger signifikant ist. Die Modellanalyse zeigt, dass Standorte, in deren Umgebung sich mehr als 20% Ackerland befinden, mit höherer Wahrscheinlichkeit hohe Nitratkonzentrationen aufweisen. Daher wurde die SHAP-Analyse separat auf eine Untergruppe von Messstellen beschränkt, bei denen der Anteil von Ackerland im Umkreis von einem Kilometer mehr als 20% beträgt (Fig. 5b).
Durch die Fokussierung auf Gebiete mit >20% Ackerflächen lässt sich feststellen, welche Gebiete für Nitratauswaschung anfälliger bzw. weniger anfällig sind. Der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden und die Saisonalität der Niederschläge wurden als wichtigste Faktoren für die Anfälligkeit bzw. Resilienz von Gebieten gegenüber Nitratauswaschung ermittelt. In Tabelle 2 sind die wichtigsten Variablen und deren Zusammenhang mit hohen Nitratkonzentrationen im Grundwasser zusammengestellt. Die Saisonalität der Niederschläge wird durch die relative Niederschlagsmenge jeder Jahreszeit repräsentiert, d. h. wie viel Prozent der Niederschläge tendenziell in einer Jahreszeit fallen, basierend auf den Niederschlagsdaten der letzten 30 Jahre.
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SHAP-Abhängigkeitsdiagramm, n = 1336 |
Prozesse mit Auswirkung auf die Nitrakonzentration im Grundwasser |
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Ackerland % ist ein Indikator fĂĽr das Ausbringen von DĂĽngemitteln, die die Hauptquelle fĂĽr Nitrat im Grundwasser darstellen. |
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In Böden mit einem hohen Gehalt an organischem Kohlenstoff sind die Denitrifikationsraten aufgrund der erhöhten mikrobiologischen Aktivität höher. Dies führt zu niedrigeren Nitratkonzentrationen. |
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In Gebieten mit hohen relativen Frühlingsniederschlägen ist die Nitratauswaschung in den Grundwasserleiter höher. |
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Ein starkes topgrafisches Gefälle korreliert mit einem geringeren Anteil an Ackerland und daher mit einem geringeren Stickstoffeintrag. Ausserdem kann ein stärkeres Gefälle mit mehr Oberflächenabfluss und/oder einer höheren Grundwasserfliessgeschwindigkeit verbunden sein. |
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Gebiete mit hoher Flussdichte befinden sich in der Schweiz hauptsächlich in oder in der Nähe von Berggebieten. Diese haben wenig oder gar kein Ackerland und werden stark vom Einzugsgebiet der Berge beeinflusst. |
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Kurze Entfernung zu grossen Flüssen erhöht die Wahrscheinlichkeit der Infiltration von Flusswasser in den Grundwasserleiter (Uferfiltration), was zu einer Verdünnung des Grundwassers und folglich zu niedrigeren Nitratkonzentrationen führt. |
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Die Hydrogeologie, dargestellt durch eine kategorische Variable des Grundwasserleitertyps, erschien in den Modellen nicht als wichtige Variable. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Nitrat in den Schweizer Grundwasserleitern kaum abgebaut wird. Zwar können hydrogeologische Eigenschaften unter anaeroben Bedingungen eine wichtige Rolle für die Denitrifikation spielen, doch in Schweizer Grundwasserleitern findet dieser Prozess kaum statt, da das Grundwasser an den meisten Standorten sauerstoffreich ist [6].
Obwohl ca. 100 kt N der jährlich in der Schweiz ausgebrachten 180 kt Stickstoffdünger aus der Rinderhaltung stammen [10], zeigen Haltungsdichte und Nitratkonzentrationen nur eine geringe Korrelation, was durch die geringe Bedeutung der Viehdichte in dem Modell unterstrichen wird. Ein möglicher Grund dafür ist, dass organischer Dünger nicht unbedingt dort verwendet wird, wo er produziert wird, sondern weit entfernt verkauft und ausgebracht wird. Laut Möhring [13] sind etwa 42% der im Agrarpolitischen Informationssystem (AGIS) des Bundes aufgeführten Betriebe auf dem Düngermarkt tätig. 76% dieser Betriebe importieren organischen Dünger, wobei der durchschnittliche Transportweg 9 km beträgt. Darüber hinaus wird erwartet, dass landwirtschaftliche Gebiete, die weder grosse Mengen an organischem Dünger produzieren noch importieren, dies durch einen verstärkten Einsatz von Mineraldünger kompensieren, was unter dem Gesichtspunkt der Nitratauswaschung zu ähnlichen Ergebnissenführt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Variablen nicht notwendigerweise unabhängig voneinander sind. Dadurch können echte kausale Effekte durch die hier verwendeten Vorhersagemodelle möglicherweise nicht direkt aufgedeckt werden. Ausserdem gibt es weitere Einflussfaktoren auf die Nitratkonzentration, die in den Modellen nicht direkt berücksichtigt werden. Dazu gehören beispielsweise die Düngung, Bewässerung, Kulturfolgen, die Durchlässigkeit und Porosität des Grundwasserleiters, die Tiefe des Festgesteins und die Brunnentiefe. Da die Düngung der Anbaukulturen der wichtigste Einflussfaktor für hohe Konzentrationen ist, könnten die Modelle am besten durch die Verwendung von Daten über die genaue Düngerausbringung auf der Ebene der Parzelle verbessert werden.
Die hier erstellten Nitratvorhersagekarten heben zwar besonders gefährdete Gebiete hervor, sie dürfen aber vor Ort nicht als endgültiger Richtwert für die Güte des Grundwassers gesehen werden. Die prognostizierten Konzentrationen können im Einzelfall signifikant von den realen Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser abweichen (Fig. 2b). Dies ist insbesondere der Fall, weil die Modelle ortsspezifische Faktoren wie individuelle Bewirtschaftungsstrategien für landwirtschaftliche Flächen, Grundwasserströmungsprozesse oder kleinräumige Heterogenität des Grundwasserleiters nicht berücksichtigen, die aufgrund fehlender Daten und der Auflösung von 250 × 250 m nicht modelliert werden können. Daher ist die Entnahme von Proben an einzelnen Standorten für die Analyse der realen Nitratkonzentrationen weiterhin unerlässlich.
Die erstellten Karten sollen eine bessere Risikobewertung der Grundwasserressourcen in den Gebieten zwischen den Messstellen ermöglichen. Die flächendeckenden Nitratkarten bieten ein Instrument, um politische Entscheidungen zu unterstützen und Strategien zur Verminderung der Nitratauswaschung zu entwickeln. Durch die Interpretation der Modelle konnten zudem die Zusammenhänge zwischen der Nitratbelastung und den Vorhersagevariablen landesweit ermittelt werden. Auf diese Weise kann die Lücke im Verständnis zwischen kleinräumig physikalischen bzw. biochemischen Prozessen (z. B. Infiltration durch die ungesättigte Bodenschicht, Denitrifikation im Boden, Düngung) und grossräumigen Prozessen (z. B. atmosphärische Deposition) im Zusammenhang mit der Nitratkontamination geschlossen werden.
Die wichtigsten Umweltfaktoren und anthropogenen Gegebenheiten sind mit vier Hauptprozessen verbunden, welche die Nitratkonzentration beeinflussen:
Der Ackerflächenanteil war die wichtigste Variable in den Modellen. Daher wird diese Variable als effektiver Proxy für den Düngemitteleinsatz in der Schweiz angesehen. Da die Ausbringung von Dünger jedoch von Betrieb zu Betrieb variiert, wären detaillierte und georeferenzierte Informationen darüber von grossem Nutzen. Eine wichtige Erkenntnis ist auf jeden Fall, dass Messstellen mit mehr als 20% Ackerland in einem Umkreis von einem Kilometer mit höherer Wahrscheinlichkeit höhere Nitratkonzentrationen aufweisen.
Zu den typischen Parametern, die bei der Bewertung des Nitratrisikos verwendet werden, gehören der Gesamtniederschlag, die Grundwasserneubildung, die hydraulische Durchlässigkeit des Bodens und der Grundwasserleiter sowie das topografische Gefälle. In unserer Modellierung der Schweiz sind die wichtigsten Umweltindikatoren für eine höhere Vulnerabilität jedoch der organische Kohlenstoff im Boden sowie die Niederschlagsmuster im Frühling und im Sommer. Auch wenn die bisher üblicherweise verwendeten Parameter weiterhin relevant sind, sollte die Abschätzung der Nitrat-Vulnerabilität [14, 15] auf Basis des vorliegenden datengestützten Ansatzes um diese zusätzlichen Faktoren ergänzt werden.
[1] Jensen, V.B. et al. (2014): Nitrate in Potable Water Supplies: Alternative Management Strategies. Crit Rev Environ Sci Technol. 44(20): p. 2203-2286
[2] Rohrmann, S. et al. (2021): Hat der Nitratgehalt im Trinkwasser einen Einfluss auf das Dickdarmkrebsrisiko? . Schweizer Ernährungsbulletin: p. 60–73
[3] WHO (2022): Guidelines for drinking-water quality: Fourth edition incorporating the first and second addenda. World Health Organization
[4] Ward, M.H. et al. (2018): Drinking Water Nitrate and Human Health: An Updated Review. Int J Environ Res Public Health. 15(7)
[5] Covatti, G. et al. (2025): Nitrate contamination in groundwater across Switzerland: Spatial prediction and data-driven assessment of anthropogenic and environmental drivers. Sci Total Environ. 973: p. 179121
[6] BUWAL (2004): NAQUA – Grundwasserqualität in der Schweiz 2002/2003. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft: Bern
[7] Lundberg, S.M.; Lee, S. (2017): A Unified Approach to Interpreting Model Predictions. in NIPS. 2017. Long Beach, USA: Curran Associates, Inc.
[8] Ohlert, P.L.; Bach, M.; Breuer, L. (2023): Accuracy assessment of inverse distance weighting interpolation of groundwater nitrate concentrations in Bavaria (Germany). Environmental Science and Pollution Research. 30(4): p. 9445–9455
[9] Breiman, L., (2001): Random Forests. Mach Learn. 45(1): p. 5–32
[10] BFS (2023): Stickstoffbilanz der Landwirtschaft. Bundesamt fĂĽr Statistik
[11] Schröder, J.J. et al. 2007): Permissible manure and fertilizer use in dairy farming systems on sandy soils in The Netherlands to comply with the Nitrates Directive target. European Journal of Agronomy. 27(1): p. 102–114
[12] Schimel, D.S. (1986): Carbon and nitrogen turnover in adjacent grassland and cropland ecosystems. Biogeochemistry. 2(4): p. 345-357
[13] Möhring, A. (2023): Analyse des Hofdüngermarktes in der Schweiz – Zeitliche Entwicklung und räumliche Verteilung. Agroscope Science, (146): p. 1–41
[14] Aller, L.; Thornhill, J.; Petty, R. (1985): DRASTIC: a standardized system for evaluating ground water pollution potential using hydrogeologic settings. Robert S. Kerr Environmental Research Laboratory, Office of Research
[15] Arauzo, M. (2017): Vulnerability of groundwater resources to nitrate pollution: A simple and effective procedure for delimiting Nitrate Vulnerable Zones. Sci Total Environ. 575: p. 799–812
Zur Abschätzung der räumlichen Ausbreitung von Nitrat im Grundwasser werden in der Praxis häufig Interpolationsmethoden (räumliche Autokorrelation) wie Kriging oder Inverse Distance Weighting (IDW) eingesetzt. Diese Verfahren basieren auf der Annahme, dass benachbarte Punkte ähnliche Konzentrationen aufweisen, und dass das Untersuchungsgebiet homogen ist. In heterogenen Landschaften widerspiegeln die resultierenden Karten die tatsächlichen Konzentrationsmuster nur unzureichend. Besonders IDW neigt zu systematisch verzerrten Darstellungen der Nitratbelastung [8].
Maschinelles Lernen (ML) stellt eine methodische Weiterentwicklung dar, die weit über die reine räumliche Autokorrelation hinausgeht. ML ist statistisches Lernen und beruht auf Algorithmen, die vorhandene reale Messwerte als Eingabe verwenden, um neue Erkenntnisse vorherzusagen. In der Forschung wird es häufig in Kombination mit Expertenwissen und grossen Datenmengen eingesetzt.
Das hier angewendete Random-Forest-Verfahren [9] ist in den letzten Jahren aufgekommen und hat sich in der Vorhersage und Interpretation von Grundwasserqualität sehr bewährt. Wie alle ML-Verfahren ermittelt Random-Forest komplexe Zusammenhänge zwischen Messwerten und einer Vielzahl von räumlichen Faktoren wie Bodentypen, Topografie, Landnutzung und Klima. Die räumliche Lage ist nur eine von vielen Variablen. Dadurch können auch nicht-lineare Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und Nitratgehalten erfasst und Vorhersagen ausserhalb bestehender Messpunkte gemacht werden. In der vorliegenden Studie kann das Random-Forest-Modell somit die komplexen Einflüsse auf die Nitratbelastung erfassen und gewichten, und damit genauere Karten erzeugen als reine Interpolation.
Figur 4 einen Vergleich der Random-Forest-Modellierung und der IDW-Interpolation von Nitrat im Grundwasser fĂĽr mehrere Regionen der Schweiz.
Kurz gesagt: Interpolationsverfahren sind in ihrer Annahme oft zu simpel. Maschinelles Lernen integriert hingegen eine Vielzahl von Ursachenfaktoren einschliesslich Topografie und eignet sich daher besser für die realitätsnahe Vorhersage und Kartierung der Grundwasserqualität.
Diese Forschung ist Teil der ReCLEAN Joint Initiative, die vom ETH-Rat finanziert wird. Wir danken dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), insbesondere Flavio Malaguerra, Miriam Reinhardt, Nicola Santacroce, Jana von Freyberg und Stephanie Zimmermann der Abteilung Hydrologie sowie Paul Borer (AWA Bern) für die Bereitstellung von Grundwasserdaten und wertvolle Rückmeldungen. Unser Dank gilt auch den kantonalen Behörden der Kantone Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Neuenburg, St. Gallen, Solothurn, Thurgau und Zürich für die Bereitstellung von Grundwasserdaten.
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