Plattform für Wasser, Gas und Wärme
29. März 2022

Wildflüsse

Schutz der Gewässerperlen

Natürliche Fliessgewässer sind in unserem intensiv genutzten Lebens- und Wirtschaftsraum eine Rarität. Auf der Suche nach den letzten Gewässerperlen, in denen Wasser und Geschiebe noch frei fliessen dürfen, hat der WWF Schweiz 64 Fluss- und Bachabschnitte mit einer Gesamtlänge von rund 1000 Kilometern ausgemacht. Dies entspricht etwa fünf Prozent des gesamten inländischen Gewässernetzes. Mit dem neuen Label «Gewässerperle PLUS» will die Umweltorganisation nun Anstösse geben, um den Schutzgedanken für diese Schatzkammern der Artenvielfalt auf lokaler Ebene besser zu verankern.

Wer im Berner Hauptbahnhof den Vorortszug nach Schwarzenburg besteigt, erblickt nach 25 Minuten den grössten noch intakten Wildfluss der Alpen. «Schwarzwasserbrücke» heisst die Station am Zusammenfluss des gleichnamigen Bachs mit der um einiges längeren Sense – und es lohnt sich, hier auszusteigen. In wenigen Gehminuten erreicht man das Fliessgewässer mit seinen weiten Kiesbänken, zwischen denen sich der verzweigte Lauf im breiten Flussbett immer wieder neue Wege sucht. Die Sense ist zwar nicht unberührt von menschlichen Eingriffen, doch ihre tief eingeschnittenen Sandsteinschluchten haben sie auf weiten Strecken vor groben zivilisatorischen Einflüssen bewahrt.

In einer internationalen Studie des WWF, die alle bedeutenden Alpenflüsse bewertete, schnitt die Sense denn auch am besten ab. Dies hängt primär mit ihrer natürlichen Gewässerstruktur, einem intakten Abfluss, der Geschiebeführung eines Wildflusses und der – mangels Wanderhindernissen – hohen biologischen Durchgängigkeit zusammen. Diese Dynamik formt ständig neue Lebensräume und bildet die Grundlage für weitgehend unversehrte Auengebiete mit einem grossen Reichtum an bedrohten Tier- und Pflanzenarten.

Verschwundene Auengebiete

Die auf einer Länge von über 40 Kilometern biologisch wertvolle Gewässerlandschaft der Sense im Grenzgebiet der Anrainerkantone Bern und Freiburg gehört damit zu den wenigen noch naturnahen Fluss- und Uferräumen in der Schweiz. Denn landesweit stehen diese Übergangsbereiche zwischen Wasser und Land unter einem enormen Druck. Im Verlauf der letzten zwei Jahrhunderte sind hierzulande über 90 Prozent der Auengebiete verschwunden. Sie mussten entweder der Landgewinnung für die Landwirtschaft, den Siedlungsbau und Infrastrukturanlagen weichen oder wurden durch Hochwasserschutzbauten und Wasserkraftwerke verdrängt.

Mittlerweile machen die Auen nur noch 0,55 Prozent unserer Landesfläche aus. Als einmalige Horte der Biodiversität beherbergen sie allerdings rund ein Drittel der einheimischen Pflanzenarten. Die Begradigungen, Kanalisierungen, Verbauungen, Staudämme und Wehre fordern ihren Tribut. Nicht zuletzt durch die starke Einschränkung und Fragmentierung ihrer Lebensräume stehen in der Schweiz 60 Prozent der Fischarten und Wasserpflanzen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Rettung der letzten Wildflüsse

Der WWF Schweiz hat sich bereits vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, die wenigen noch natürlichen und ökologisch wertvollen Fliessgewässer zu erhalten und sie als wichtige Rückzugsgebiete und Vernetzungskorridore für bedrohte aquatische Arten langfristig zu schützen. Als Mindestgrösse für die Inventarisierung von Bächen und Flüssen bestimmte man eine Fläche des Einzugsgebiets von zehn Quadratkilometern. Dabei achteten die Fachleute darauf, möglichst zusammenhängende Gebiete und längere Abschnitte auszuscheiden.

Mit diesem Raster wurden schweizweit 64 Gewässerperlen mit einer gesamten Fliessstrecke von rund 1000 Kilometern bestimmt, was etwa fünf Prozent des Gewässernetzes ausmacht. Bei der Zusammenstellung waren verschiedene Umweltbüros und lokale Gewässerschutzexperten beteiligt.

Gewässerperlen
Im Idealfall handelt es sich bei Gewässerperlen um frei fliessende Gewässer, die von der Quelle bis zur Mündung unverbaut sind und nicht genutzt werden, sodass sich natürliche Gewässerlebensräume mit ihrer typischen Artenvielfalt ausbilden konnten. Solche Idealzustände finden sich inzwischen fast nur noch in kleineren Alpentälern, weshalb viele Gewässerperlen im Berggebiet liegen. Doch auch im Mittelland und in den Voralpen gibt es vereinzelt Gewässerabschnitte, die weniger verbaut, kanalisiert und beeinträchtigt sind als üblich. Bei einem zumindest partiell ungestörten Wasserhaushalt können auch sie über strukturell vielfältige und sich dynamisch verändernde Lebensräume verfügen, was ihre Auszeichnung als Gewässerperle rechtfertigt.

Geografische Verteilung

Mit einer Gesamtlänge von je über 200 Kilometern an Gewässerperlen führen die grossen und wasserreichen Kantone Graubünden und Waadt die Gewinnerliste an. Freiburg und Bern, die sich mit der Sense die längste Gewässerperle teilen, bringen es beide auf fast 150 Kilometer, dahinter folgt der Kanton St. Gallen mit gut 80 Kilometern.

Dagegen schneiden die grösseren Mittellandkantone Aargau und Zürich eher schwach ab, obwohl sie ihre Bilanz in den letzten Jahren mit Renaturierungen verbessert haben. Auch in den Zentralalpen und im Wallis gibt es – vor allem aufgrund der intensiven Nutzung durch die Stromwirtschaft – vergleichsweise wenig Gewässerperlen. Eine Ausnahme bildet etwa der Baltschiederbach, der in der Nähe von Visp in die Rhone mündet. Hier lässt sich die Standortgemeinde den vertraglich abgesicherten Verzicht auf die ursprünglich vorgesehene Wasserkraftnutzung ihres Bergbachs durch Ausgleichszahlungen des Bundes entschädigen. Finanziert werden solche Lösungen über den 1996 eingeführten Landschaftsrappen.

Eher dürftiger Schutz

Trotz eines dramatischen Rückgangs der Wildgewässer und Auengebiete sind die letzten Rückzugsgebiete nicht etwa besonders gut geschützt, wie eine Auswertung des WWF zeigt. Lediglich 14 Gewässerperlen verfügen über einen ausreichenden Schutz. Dies bedeutet, dass mindestens 90 Prozent ihres Gebiets durch gesetzliche Bestimmungen vor Eingriffen bewahrt bleiben, wie es etwa in den Auenlandschaften von nationaler Bedeutung der Fall ist. Bei 45 Prozent aller Gewässerperlen gilt der Schutzstatus insofern als ungenügend, als nicht einmal die Hälfte dieser Landschaften vor Beeinträchtigungen sicher ist.

Mit Massnahmen auf verschiedenen Ebenen will der WWF die bestehenden Schutzdefizite angehen. So möchte er unter anderem sicherstellen, dass keine neuen Nutzungen die noch vorhandenen ökologischen Werte zerstören. Die Idee eines gesetzlich verankerten «Verschlechterungsverbots» lehnt sich an die Wasserrahmenrichtlinie der EU an und ist in etlichen europäischen Ländern bereits verankert. Zusätzlich wird gefordert, dass Bund, Kantone oder Gemeinden die wertvollsten Fluss- und Bachgebiete langfristig unter Schutz stellen, um ihre ökologischen Werte als zusammenhängende Gewässersysteme zu erhalten. Die Umweltorganisation verlangt zudem mehr Tempo bei den laufenden Revitalisierungen der Fliessgewässer und eine bessere Abstimmung des Hochwasserschutzes, der sich verstärkt auch an ökologischen Kriterien orientieren soll.

Ein neues Gewässerlabel

Um auch unabhängig vom angestrebten politischen Prozess sofort eigenständig handeln zu können und den Schutz dynamischer Flusslandschaften konkret zu verbessern, hat der WWF Schweiz den Verein Gewässerperlen gegründet und das neue Label «Gewässerperle PLUS» entwickelt. Es zielt darauf ab, primär auf einer lokalen Ebene für einen besseren Schutz ökologisch wertvoller Gewässer zu mobilisieren. Man will also nicht nur bereits bestehende Schäden mildern, sondern die heute noch natürlichen und gesunden Gewässer erhalten. «Das Engagement für unsere Fliessgewässer soll sich vor Ort entwickeln», meint die Projektleiterin und Geografin Antonia Eisenhut vom WWF dazu. «Es geht uns dabei um die Verbundenheit mit der Natur und darum, diese Schatzkammern der Artenvielfalt auch für kommende Generationen zu erhalten.» Denn nicht nur unzählige Tier- und Pflanzenarten sind auf diese spezifischen Lebensräume mit ihrer natürlichen Dynamik angewiesen. Wo Gletscherquellen gurgeln, Wildbäche durch Schluchten tosen, Kiesbänke zum Baden einladen und Auenwälder zum Verweilen im Schatten, gefällt es in der Regel auch den Menschen, die solche lebendigen Gewässerlandschaften als inspirierende Erholungsgebiete schätzen.

Wichtigste Voraussetzungen

Damit ein Fluss oder ein Bach mit dem Label «Gewässerperle PLUS» ausgezeichnet wird, müssen zwei Anforderungen erfüllt sein. Grundvoraussetzung ist erstens ein weitgehend natürlicher Zustand des Gewässers, dessen Struktur, dessen Hydrologie und dessen Geschiebehaushalt auf der zertifizierten Strecke möglichst intakt sein sollen. Zudem braucht es genügend Platz und eine Wasserqualität, die einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt einen attraktiven Lebensraum bietet. Zweitens muss eine Trägerschaft vor Ort die am lokalen Gewässer interessierten Akteure vernetzen. Sie sollen gemeinsam einen Entwicklungsplan für das gesamte Einzugsgebiet erarbeiten, der während der Zertifizierungsperiode von fünf Jahren dann auch umgesetzt wird. Neben konkreten Aufwertungen am Gewässer und seinen Zuflüssen umfasst dieser Entwicklungsplan unter anderem auch Massnahmen zur Information und Sensibilisierung der Bevölkerung.

Als mögliche Trägerschaften kommen Gemeinden, regionale Verbände, Kantone, Naturpärke oder Vereine in Frage, die versuchen müssen, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen.

Die Mindestlänge der zertifizierten Gewässerstrecken beträgt zwei Kilometer. Steht nach der Ablauffrist von fünf Jahren eine erneute Zertifizierung an, lässt sich der Perimeter im Idealfall auf weitere Abschnitte erweitern. Denn die Auszeichnung bleibt nicht auf die vom WWF explizit als solche bezeichneten Gewässerperlen beschränkt, sondern kann auch revitalisierte Strecken umfassen, sofern sie die Bedingungen des Labels erfüllen.

Zwei Pilotprojekte
Premiere am Beverin

Als schweizweit erstes Fliessgewässer hat im Juni 2021 der Oberlauf des Bergbachs Beverin im Oberengadin die Auszeichnung mit dem Label «Gewässerperle PLUS» erhalten. Von seinen Quellgebieten rund um den Piz d’Err und Piz d’Agnel bis kurz vor dem Dorf Bever ist der zertifizierte, 13,5 Kilometer lange Bachlauf weitgehend unberührt von menschlichen Eingriffen. Durch Felsschluchten und Schwemmebenen fliesst dieser mäandernde Bergbach ins breite Gebirgstal dem Inn zu und bietet mit seinen Flachmooren seltenen Tier- und Pflanzenarten einen intakten Lebensraum. Hier findet zum Beispiel auch der Fischotter genügend Futter und Rückzugsorte. Die revitalisierte Mündung in den Inn ist Teil eines Auengebiets von nationaler Bedeutung, wo man seltenen Vögeln wie etwa dem Flussuferläufer oder dem Flussregenpfeifer begegnet.

Laut Fadri Guidon, dem Gemeindepräsidenten von Bever, ist der Fluss für die lokale Bevölkerung eine Art Lebensader. «Es ist unsere Verpflichtung, solche einmaligen Naturlandschaften in dieser Unberührtheit für kommende Generationen zu erhalten. Schliesslich bilden sie die wichtigste Grundlage für das kulturelle und wirtschaftliche Überleben der Region.»

Der Verein Gewässerperlen will mit seinem neuen Label nicht nur unberührte Bäche und Flüsse auszeichnen. Vielmehr geht es ihm auch darum, die verschiedenen Beteiligten an einen Tisch zu bringen, Begeisterung auszulösen und das Engagement der Menschen zu prämieren, die sich für den Schutz dieser Lebensräume einsetzen. «Wir versuchen, auf lokaler Ebene alle mit ins Boot zu nehmen», erklärt Antonia Eisenhut vom WWF. «Lebendige Gewässer stiften Identität, und eine kleine Gemeinde wie Bever kann sich mit dem Label gut für einen naturnahen Tourismus positionieren. Es ist also eine Win-win-Situation für die Trägerschaft und die Gewässer.»

Ein Netz knüpfen

Ein Ziel der Umweltorganisation besteht darin, die zertifizierten Gewässerabschnitte durch Revitalisierungen zu erweitern und Netze zu knüpfen, die auch Verbindungen zwischen verschiedenen Einzugsgebieten ermöglichen. Es dürfte denn auch kein Zufall sein, dass mit La Punt Chamues-ch ein Nachbardorf von Bever als zweite Gemeinde im Land seit Oktober 2021 über das Label «Gewässerperle PLUS» verfügt. Honoriert hat man damit ihren Einsatz für den Bergbach Ova Chamuera in einem der unberührtesten Gebirgstäler des Oberengadins. Aus einem verzweigten Netz von Seitentälern mit einer Vielfalt an geologischen Formationen – wie Gneis, Granit, Kalkstein oder Dolomit – fliessen die Quellen und Bäche dem abgeschiedenen Val Chamuera zu. Das Hauptgewässer ist bis zur Mündung in den Inn zwar nur 15 Kilometer lang, nimmt aber Zuflüsse mit einer Gesamtlänge von mehr als 200 Kilometern auf, die auch mehrere Bergseen entwässern. Mit ihrer Bewerbung für das Label ist auch die Gemeinde La Punt Chamues-ch die Verpflichtung eingegangen, sich für den Schutz der natürlichen Gewässerlebensräume im Einzugsgebiet des Ova Chamuera einzusetzen.

Innovatives Schutzinstrument

Bei den zwei Pilotprojekten im Oberengadin zur Etablierung des Zertifikats «Gewässerperle PLUS» als innovatives Schutzinstrument hat der WWF die Kosten für die Erarbeitung der beiden Kandidaturen übernommen. Verhand­lungen zum Aufbau weiterer Partnerschaften sind im Gang – so unter anderem auch an der Sense. In der gegenwärtigen Aufbauphase sind im laufenden Jahr drei weitere Zertifizierungen mit finanzieller Hilfe des WWF geplant. Doch ab 2023 soll das Projekt dann möglichst auf eigenen Beinen stehen und von der Umweltorganisation losgelöst werden.

Das Label ist kein Ersatz für gesetzlich verankerte Schutzbestimmungen, sondern basiert auf Freiwilligkeit. Es will die Nutzergruppen rund um schützenswerte Gewässer zusammenbringen und dadurch das Engagement der lokalen Akteure für ihre Gewässerperlen fördern und die Naturschutzpolitik in den Regionen stärken. «Wir sensibilisieren die Menschen für den Wert der Gewässer und bieten ihnen mit dem Verein ein Netzwerk zum Austausch und zur gemeinsamen Kommunikation», sagt Antonia Eisenhut. Wie bei den Revitalisierungen und bei der Festlegung ausreichender Uferräume für die Fliessgewässer erweist sich die landwirtschaftliche Bewirtschaftung im Nahbereich der Flüsse und Bäche dabei als grösstes Hindernis. Frühere Generationen haben diese einstigen Feuchtgebiete der Natur abgetrotzt und urbar gemacht. Und viele der heutigen Bauern können nicht verstehen, weshalb die Gesellschaft zumindest einen Teil dieser Entwicklung nun wieder rückgängig machen will.

Steckbriefe ausgewählter Gewässerperlen
Aubonne

Gespiesen von mehreren Karstquellen, welche die durchlässigen Jurahöhen der Umgebung entwässern, entspringt die Aubonne in der Nähe des Waadtländer Dörfchens Bière. Auf der gut zwölf Kilometer langen Gewässerstrecke bis zur Mündung in den Genfersee bei Allaman VD überwindet der Fluss knapp 340 Höhenmeter. Am Oberlauf, der sich durch schöne Buchenwälder windet, besteht durch unterirdische Verbindungen ein Wasseraustausch mit dem benachbarten Fliessgewässer Toleure, sodass sich die Pegel der beiden Flüsse gegenseitig beeinflussen. Weitgehend unberührte Abschnitte finden sich vor allem in Quellnähe und im Mündungsbereich, wo die Geschiebefrachten der Aubonne ein breites Delta in den Genfersee vorgeschoben haben. Hier befindet sich ein auf nationaler Ebene geschütztes Auengebiet, in dem der – in seinem Mittellauf gestaute und mit künstlichen Hindernissen verbaute – Fluss wieder frei fliessen und den Uferwald dynamisch umgestalten kann. Dabei helfen auch die hier heimischen Biber mit.

Tabeillon

Auf der Hochebene der jurassischen Freiberge sind Fliessgewässer eine Rarität, weil das Niederschlagswasser durch die Klüfte des Kalksteins grösstenteils dem um einige hundert Meter tiefer gelegenen Doubs zufliesst. Der kleine Bach Tabeillon mit seinem Quellgebiet in der Nähe von Montfaucon gehört zu den wenigen Ausnahmen, weshalb man sein Wasser am Oberlauf schon vor Jahrhunderten in Weihern staute, um damit Getreidemühlen und Sägewerke anzutreiben. Diese Nutzungen wurden längst aufgegeben, und aus den künstlichen Stauseen haben sich riedbestandene Teiche und Sumpflandschaften entwickelt, die heute zu den Amphibienlaichgebieten von nationaler Bedeutung gehören. Hier leben grosse Populationen von roten Fröschen, Erdkröten und Bergmolchen, aber auch Enten, Taucher und Libellen. Durch ein sich zunehmend verengendes, bewaldetes Tal fliesst der Tabeillon in seinem natürlichen Bett Richtung Glovelier. Auf dem schattig-feuchten Talboden der vom Bach ausgebildeten Schlucht mit ihren Kalksteinwänden wechseln sich langsame mit schneller fliessenden Flussabschnitten ab. Diese Vielfalt an unterschiedlichen Gewässerlebensräumen macht den naturbelassenen Tabeillon zu einem Hort der Biodiversität.

Waldemme

Die Waldemme auf dem Gebiet der Kantone Obwalden und Luzern ist gut 23 Kilometer lang. Von ihrem Quellgebiet bis zur Mündung in die Kleine Emme bei Schüpfheim im Unesco-Biosphärenreservat Entlebuch überwindet sie fast 1150 Höhenmeter und wechselt dabei mehrmals die Richtung. Unterhalb von Sörenberg gräbt sie sich in die Flyschablagerungen im Osten der berühmten Schrattenfluh ein und durchstösst später in der Lammschlucht die Molasseberge, bevor sie ins Entlebuch eintritt. Ursprüngliche Mäander und tosende Wildwasser in der Schlucht prägen ihren Lauf, wobei die unterschiedlichen Strukturen des Flussbetts und der Uferzonen vielfältige Lebensräume bieten.
Trotz menschlichen Eingriffen verfügt die Waldemme auf weiten Strecken nach wie vor über einen naturnahen Charakter mit einer intakten Gewässerdynamik. Die Lammschlucht ist bekannt für ihre einzigartige Forellenpopulation, denn der Fluss bietet diesen Edelfischen geeignete Lebensbedingungen für alle Entwicklungsstadien.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.