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Fachartikel
20. Juni 2017

Windkessel

Wenig beachtete Keimschleudern

Windkessel, auch Druckausdehnungsgefässe genannt, dienen dazu, Druckschläge zu vermeiden. Doch so zuverlässig sie für gleichmässige Druckverhältnisse sorgen, sind sie auch potenzielle Keimherde. Was ist zu tun bei einer Kontamination und wie lässt sie sich vermeiden?
  

In den letzten Jahren hat das Amt für Verbraucherschutz (AVS) des Kantons Aargau in mehreren Wasserversorgungen den Betrieb eines Windkessels (Blasenspeichers) wegen Verkeimungsproblemen beanstandet. Ob eine problematische Verkeimung entsteht, hängt gemäss der Sektionsleiterin, Irina Nüesch, von der Oberfläche und den Werkstoffen ab, mit denen das Wasser in Kontakt kommt. Keimwachstum wird zudem gefördert, weil das Wasser im Windkessel kaum umgesetzt wird, was selbst bei Fabrikaten geschieht, die gemäss Herstellerangaben eine Zwangsdurchströmung erzeugen. Dabei können sich nährstoffliebende Bakterien ansiedeln, die auch in den nachfolgenden Trinkwasseranlagen unerwünscht sind, beispielsweise Pseudomonaden.
Tückisch an verkeimten Windkesseln ist, dass die verursachten Trinkwasserhygieneprobleme nur zu wenigen Zeitpunkten messbar auftreten, sagt die Expertin. Dies geschieht bei Druckschlägen, bei denen ganze Biofilm-Partien abgerissen werden und in Form von kleinen, aber massiv verkeimten Wasserpartien ins Versorgungsnetz gelangen. Eine Verdünnung solcher verkeimter Partien findet erst im Reservoir statt. Bezüger, die durch den Pumpbetrieb direkt versorgt werden, erhalten jedoch das belastete Wasser unverdünnt.
Aufgrund des Verkeimungsrisikos ist es wichtig, den Windkesselinhalt bei der Qualitätssicherung einzubeziehen. Für die hygienische Beurteilung muss allerdings darauf geachtet werden, dass tatsächlich der Kesselinhalt beprobt wird und nicht das daran vorbeiströmende Grundwasser aus der Transport- oder einer Bypassleitung, sagt Irina Nüesch. Der Betrieb eines Behälters mit stark verkeimtem Wasser im direkten Anschluss an das Versorgungsnetz widerspricht auch der Guten Herstellungspraxis der Trinkwasserversorgung.
Um im Voraus Hygieneprobleme zu vermeiden, sollte sich der Wasserversorger eine entsprechende Garantie vom Hersteller/Lieferant zusichern lassen. Denn wenn die übermässige Verkeimung einmal da ist, kann eine einmalige Desinfektionsbehandlung des Windkessels das Problem in der Regel nicht nachhaltig beheben und der Windkessel muss vom Netz getrennt werden.

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