Jährlich gelangen in der Schweiz rund 14’000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in Böden und Gewässer – der grösste Teil davon durch Reifenabrieb. Rund 3’400 Tonnen Mikroplastik aus dem Reifenabrieb landen jedes Jahr in unseren Flüssen und Seen. Diese Partikel können Gewässerlebewesen schädigen und Schadstoffe in die Nahrungskette einbringen. Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) fordert deshalb Massnahmen.
Der VSA fordert eine klare Reduktion der Plastikemissionen im Sinne des Vorsorgeprinzips sowohl durch Massnahmen an der Quelle als auch durch gezielte technische Massnahmen. Die Massnahmen an der Quelle müssen international koordiniert werden, weshalb sich der VSA bei den Massnahmen in der Schweiz auf End-of-Pipe-Massnahmen beschränkt.
Massnahmen in der Schweiz
Im aktuellen Positionspapier verlangt der VSA technische «End-of-Pipe»-Lösungen zum Schutz der Gewässer vor Mikroplastik:
- Strassenabwässer: 80% des Reifenabriebs gelangen über Strassenabwässer in die Gewässer. Noch immer sind nicht alle stark befahrenen Strassen mit Behandlungsanlagen ausgestattet. Der VSA fordert Bund und Kantone auf, diese Lücken zu schliessen.
- Siedlungsentwässerung: Knapp 20% des Reifenabriebs gelangen über die Siedlungsentwässerung (Mischwasserentlastungen, ARA-Ausläufe) in die Gewässer.  Diese tragen neben Mikroplastik auch weitere Schadstoffe in die Gewässer. Gemeinden sollen deshalb konsequent auf Schwammstadt-Massnahmen und eine Optimierung des Gesamtsystems Kanalnetz–ARA–Gewässer setzen.
- Abwasserreinigungsanlagen (ARA): Sie halten heute bereits 85 bis 98 % des Mikroplastiks zurĂĽck. KĂĽnftige ARA-Ausbauten sollen im Rahmen des nationalen Programms zur Elimination von Mikroverunreinigungen auch das Mikroplastik-RĂĽckhaltepotenzial berĂĽcksichtigen.
Auch internationale Regeln nötig
Weil viele Quellen von Mikroplastik international gesteuert werden, unterstützt der VSA die Ausarbeitung eines rechtsverbindlichen globalen Abkommens gegen Plastikverschmutzung. Dazu gehören unter anderem:
- eine Obergrenze fĂĽr die Kunststoffproduktion,
- die Reduktion schädlicher Inhaltsstoffe,
- Rote Liste problematischer Inhaltsstoffe in Kunststoffen,
- eine Offenlegungspflicht der Industrie, welche Chemikalien in welchen Kunststoffen enthalten sind,
- Verbote von absichtlich zugesetztem Mikroplastik, z.B. in Kosmetika und Pflegeprodukten,
- sowie Forschung und Entwicklung in umweltfreundlicher Reifen.
💧 Download: VSA-Positionspapier Mikroplastik in Schweizer Gewässern
Kommentare (0)