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26. Oktober 2022

Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft

Auszeichnung für Wasserstoffdorf

Seit 2019 untersucht und testet der Verteilnetzbetreiber Mitnetz Gas zusammen mit seinen Partnern im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen auf einem Versuchsfeld den Trans­port, die Vertei­lung und Anwendung von Wasser­stoff. Dafür erhielten sie am 12. Oktober 2022 den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft.

Wasserstoff soll einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten, denn er lässt sich mithilfe erneuerbarer Energien erzeugen und anschliessend transportieren und speichern. Damit er in Industrie und Privathaushalten genutzt werden kann, bedarf es einer entsprechenden Infrastruktur. Wissenschaftler der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) testen seit Mai 2019 im Wasserstoffdorf im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gemeinsam mit der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas mbH (Mitnetz Gas) und der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH unter realen Bedingungen, wie Wasserstoff sicher, kostengünstig und umweltverträglich verteilt werden kann. Am 12. Oktober 2022 wurde das Wasserstoffdorf mit dem Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie «Anwendungsorientierte Forschung» ausgezeichnet.

«Mit der Testinfrastruktur im Wasserstoffdorf Bitterfeld schafft Mitnetz Gas zusammen mit ihren Partnern vielfältige wichtige und praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von 100 Prozent Wasserstoff. So werden das Wissen und die Grundlagen geschaffen, die für die Umstellung der bestehenden Gasinfrastruktur auf Wasserstoff dringend benötigt werden», so die Würdigung der Jury.

«Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des Wasserstoffdorfs. Gemeinsam mit unseren Partnern Mitnetz Gas und der DBI-Gruppe erforschen wir hier, wie die Energie- und Wärmewende durch den Einsatz von Wasserstoff unterstützt werden kann», sagt Robert Huhn, Professor für Gas- und Wärmenetze an der HTWK Leipzig.

Das Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen

Im Wasserstoffdorf in Bitterfeld-Wolfen wird auf einer Versuchsfläche von 12’000 Quadratkilometern der Transport von Wasserstoff erprobt. Herzstück ist das 1400 Meter lange Verteilnetz, an das eine Gasdruckregel- und -messanlage sowie ein Versuchscontainer mit Messtechnik angeschlossen sind. Bis 2040 wollen die europäischen Gasnetzbetreiber ein Wasserstoffnetz betreiben und dazu überwiegende Teile ihrer heutigen Infrastruktur umstellen und weiterentwickeln. Die Forschung im Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen ergab, dass prinzipiell die vorhandene Erdgasinfrastruktur nach Prüfung und gegebenenfalls Anpassung auch für Wasserstoff genutzt werden kann. Allerdings geben die bisher für Gasverteilnetze verwendeten Kunststoffmaterialien Reststoffe in den transportierten Wasserstoff ab. Für bestimmte Anwendungen wie beispielsweise Brennstoffzellen wird besonders reiner Wasserstoff benötigt. Daher erforschen Ingenieure der DBI-Gruppe, welche Materialien für den Transport von besonders reinem Wasserstoff geeignet sind und wie sie sich im Langzeitbetrieb bewähren. Ein Team um HTWK-Professor Robert Huhn wertet umfassende Monitoringdaten des Wasserstoffdorfs aus und analysiert die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette im Rahmen einer Ökobilanzierung (Life Cycle Analysis). Die Mitnetz Gas wiederum entwickelt Strategien für Betrieb und Instandhaltung von Wasserstoffverteilnetzen.

Das Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen entstand im Rahmen des Forschungsprojekts HYPOS mit Fördermitteln des Bundesforschungsministeriums. Die aktuellen Forschungsaktivitäten werden im Projekt H2-Infra aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Das Dorf besuchen

Das Wasserstoffdorf öffnet interessierten Fachleuten und Medienschaffenden regelmässig seine Tore. Die nächsten Tage der offenen Tür finden am 9. November und am 14. Dezember 2022 statt.

Über den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft

Mit dem Innovationspreis würdigt die deutsche Gaswirtschaft zukunftsweisende Energiekonzepte. In diesem Jahr lag der Fokus auf der Transformation des Energiesystems hin zur Klimaneutralität. Mehr als 50 Bewerbungen gingen ein, davon wurden zwölf Projekte in den vier Kategorien «Anwendungsorientierte Forschung», «Nachhaltige Erzeugung», «Intelligente Infrastruktur» und «Effiziente Anwendungstechnik» nominiert. Der Preis wird seit 1980 alle zwei Jahre durch eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft, Fachmedien und Verbänden der deutschen Gaswirtschaft verliehen.

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