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16. Februar 2023

Biodiversität

Die Selbstreinigungskraft der Schweizer Seen ist fragil

Die Entgiftung von Seen in Europa wird von einer extrem geringen Vielfalt an Bakterien abgesichert. Das macht die Selbstreinigungskraft der Seen anfällig für Klimaveränderungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten dafür Seen weltweit. Darunter befinden sich auch der Thuner-, Zürich-, Luganer- und Bodensee sowie der Langensee in der Schweiz.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden in den Seen in Europa nur zwischen einer und 15 verschiedenen Arten an Ammonium-entgiftenden Bakterien. Diese Artenarmut macht die europäischen Seen potenziell anfällig für Umweltveränderungen. Das schrieben die Autorinnen und Autoren in der kürzlich im renommierten Fachblatt «Science Advances» erschienenen Studie. Verstärkt werde diese Bedrohung dadurch, dass die dominierende Art in europäischen Seen hoch klonal sei.

Ammonium ist eine Stickstoffverbindung, die in hohen Konzentrationen giftig für aquatische Lebewesen ist und Trinkwasserquellen verunreinigt. Der Stoff entsteht natürlicherweise durch Stoffwechselprozesse - ist aber auch ein wichtiger Bestandteil landwirtschaftlicher Düngemittel, weshalb die Konzentration davon in der Umwelt stark zugenommen hat.

 

Seit 13 Millionen Jahren unverändert

In tiefen Schichten von Seen arbeiten unzählige mikroskopisch kleine Lebewesen daran, Ammonium abzubauen. In den untersuchten Seen übernehmen Archaebakterien diese Funktion. Sie wandeln Ammonium zu Nitrat um, aus dem dann N2-Stickstoff entsteht - ein Hauptbestandteil der Luft. Sterben diese Bakterien, verlieren Seen auch ihre Selbstreinigungskraft. Das Team fand auch eine Erklärung für die Artenarmut: Die Besiedlung von Süssgewässern erfolgte immer aus den Meeren. Allerdings mussten die Archaen aufgrund der viel geringeren Salzkonzentrationen in Süssgewässern ihre Zellzusammensetzung stark verändern, was im Laufe der Evolution nur wenige Male gelang. Seit der Entstehung dieser Süsswasser-Archaen vor 13 Millionen Jahren habe sich die vorherrschende Art kaum verändert. Sie sei deshalb quasi klonal von Europa bis Asien verbreitet.

(Quelle: sda)

Mehr dazu unter: Science Advances


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