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02. Februar 2024

Bioenergie-Forum

Wohin geht die Biomasse Energiereise?

Biogas aus Biomasse und andere klimaneutrale Gase sind der Schlüssel zu der von Politik und Branche anvisierten Dekarbonisierung der Gasversorgung. Wie spielen die einheimischen Energie-Potenziale und Biogas-Importe zusammen, dass zukünftig ausreichend Energie in der Schweiz verfügbar ist? Reichen die jetzt in Umsetzung befindenden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen? Um diese zentralen Fragen drehten sich die Diskussionen am Bioenergie- Forum in Brugg.

Das diesjährige Bioenergie-Forum im Campussaal der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Brugg wurde von Hans-Joachim Nägele mit einem Referat zur weltweiten Bedeutung von Biomasse als wichtigste nachhaltige Rohstoff- und Energielieferantin eröffnet. Insbesondere für die erneuerbare Gasversorgung kommt dem aus Biomasse gewonnen Biogas eine zentrale Rolle zu. Damit Biogas die damit verbundenen Erwartungen erfüllen kann, braucht es eine höhere Ausnutzung des einheimischen Potenzials (Grüngutabfälle, Hofdünger). Martin Hiefner von Ökostrom Schweiz legte dar, dass in der Landwirtschaft aktuell weniger als 5 % genutzt sind. Für die Dekarbonisierung und als Beitrag zur Selbstversorgung der Schweiz muss das vorhandene Energiepotenzial von 6 TWh besser ausgeschöpft werden. Zur Deckung des Gasbedarfs von ca. 14 TWh im Jahr 2050 wird die Schweiz von zusätzlichen Biogas-Importen und anderen erneuerbaren Gasen (z. B. Wasserstoff) abhängig sein. Cristina Antonini vom Verband Schweizer Gasindustrie fasste treffend zusammen: «Für die Schweiz ist es an der Zeit bei den erneuerbaren Gasen nun Gas zu geben»

Anwendung und Wirtschaftlichkeit von Biogas

Anschaulich wurde der Einsatz von Biogas-Lastwagen durch Daniel Balmer, Leiter der Logistik Migros Ostschweiz, vorgestellt. Migros transportiert dank regionalem Biogas Lebensmittel zuverlässig und umweltfreundlich bis ins Engadin. Die Firma South Pole ging auf die klimafreundliche Wirkung von Biomasse ein. Beim Verarbeiten von Biomasse und beim Einspeisen von Biogas können Treibhausgase gebunden oder vermieden werden. Daraus mögliche finanzielle Erlöse aus CO2-Zeritifikaten oder Kompensations-Programmen leisten einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen. Petar Mandaliev, Professor für Abfallwirtschaft und Ressourceneffizienz an der FHNW, führte spannend aus, wie aus dem Siedlungsabfall mehr hochwertiges Grüngut zur Verarbeitung in Biogasanlagen zugeführt werden kann. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ermöglicht es, den Fremdstoffgehalt in den Aball-Containern vorherzusagen und die Sammelrouten entsprechend der Qualität des Grünguts zu optimieren.

 

Umsetzung der politischen Unterstützung

Der Nachmittag des Bioenergie-Forums ging auf die neusten politischen Rahmenbedingungen ein. Bei der Stromproduktion sollten damit die notwendigen Fördergelder von bestehenden und neuen Biogasanlagen sichergestellt sein. Erfreulicherweise ist im CO2-Gesetz erstmalig eine Förderung für die Einspeisung von Biogas ins Gasnetz vorgesehen. Gleichzeitig sind beim Bau von Biogasanlagen hinsichtlich Raumplanung Erleichterungen zu erwarten. Aufgrund des Referendums gegen das Stromgesetz (Mantelerlass) braucht es dazu im kommenden Sommer noch einen zustimmenden Volksentscheid.

Fabienne Thomas von der aeesuisse sagte: «Das Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien wurde auf einer breiten Basis im Parlament erarbeitet, umso wichtiger ist nun eine Zustimmung des Schweizer Volkes.»

In den drei Referaten der Bundesämter Energie (BFE), Landwirtschaft (BLW) und Raumplanung (ARE) zeigten diese spezifisch auf, wie sie die politischen Entscheide umsetzen. Frank Rutschmann vom BFE ging auf die Förderbedingungen für die Biogasanlagen ein. Bei Import von Biogas kann dessen Treibhausgasreduktion aktuell nicht angerechnet werden. Dazu würde es Staatverträge mit dem Herkunftsland brauchen. Für Samuel Vogel vom BLW sind die Gärprodukte von Biogasanlagen wichtig, um die Nährstoffkreisläufe zu schliessen. Seitens ARE bleibt es herausfordernd bezüglich Baubewilligungen von Biogasanlagen die Anforderungen von Landschaftsschutz und Energieselbstversorgung in einen stimmigen Einklang zu bringen.

Die Diskussion der Podium-Teilnehmenden aus Politik, Gasbranche und den Bundesämtern BFE, BLW und ARE fokussierte sich auf die dringend nötige weitere Förderung von Biogas und wichtige Vereinfachung beim Bau von Biogasanlagen. Dabei forderte Nationalrätin Priska Wismer-Felder: «Die Politik hat deutliche Zeichen für den Zubau von Biogas gegeben, jetzt braucht es mutige Bundesämter bei der Umsetzung.» Daniela Decurtins fasste stimmig zusammen: «Die rechtzeitige Umstellung auf eine erneuerbare Gasversorgung gelingt, wenn die Rahmenbedingungen für Biogas aus der Schweiz, aber auch beim Import weiter verbessert.

 

Kontakte für Rückfragen

Barbara Schaffner, Präsidentin Biomasse Suisse: barbara.schaffner@biomassesuisse.ch, 079 309 81 99

Simon Gisler, Co-Geschäftsführer Biomasse Suisse: simon.gisler@biomassesuisse.ch; 079 422 43 54

Christian Gyger, Leiter Politik Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) 044 288 32 20

 

Link zu den Referaten

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