Jedes Jahr vergibt der Verein InfraWatt, der sich im Bereich Abwasser, Abfall, Abwärme und Trinkwasser für eine energieeffiziente und sinnvolle Nutzung dieser Ressourcen einsetzt, den InfraWatt-Innovationspreis. Ziel dieses Preises ist es, Betreiber und Unternehmen anzuregen, innovative Energieprojekte oder -Produkte zu realisieren und solche Infrastrukturprojekte bei der Verbreitung in der Schweiz und im Ausland zu verbreiten. Dieses Jahr stand die Thematik Abwasserreinigungsanlagen im Zentrum. Der Preis ging Anfang Juni gleichzeitig an die AVA Altenrhein (SG) und den Abwasserreinigungsverband der Region Lenzburg (AG). Ein Sonderpreis ging zudem an bluefactory (FR), ein Innovationsviertel in Freiburg.
Die Abwasserverband Altenrhein geht beim Einsatz von Aktivkohle neue Wege. Seit fünf Jahren ist ein Kombiverfahren von Ozonierung und Filtration durch granulierte Aktivkohle (GAK) zur Elimination von hormonaktiven Stoffen in Betrieb. Die GAK wird bedarfsweise ersetzt. Gängige Praxis ist die bedarfsweise Ersetzung der GAS durch neue Kohle. Falls keine Reaktivierung möglich ist, wird gebrauchte Kohle normalerweise verbrannt. Anstatt neues oder wiederaufbereitetes Material zu kaufen, wird in Altenrhein benutzte GAK eingesetzt. Sie stammt aus einer Wasseraufbereitungsanlage in Biel und war zur Entsorgung vorgesehen. Versuche im realen Massstab hatten gezeigt, dass die gebrauchte Kohle aus Biel im Kombiverfahren immer noch die erforderliche Wirksamkeit aufbringt.
Laut Jury ermöglicht dieser neue Ansatz, die mit der Herstellung und Entsorgung von GAK verbundenen CO2-Emissionen einzusparen. Damit gebe die AVA Altenrhein ein gutes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft in der Abwasserbehandlung ab.
Die prämierte Lösung in Lenzburg zeige laut Infrawatt beispielhaft, wie sich Kreislaufwirtschaft in der Abwasserreinigung umsetzen lasse. Statt wie üblich chemische Zusätze einzukaufen, nutzt der Abwasserverband der Region Lenzburg (AVRL) das CO2, das bei der Aufbereitung von Klärgas zu Biomethan anfällt. Bisher ist das Gas ungenutzt in die Atmosphäre entwichen. Dieses CO2 wird neu im Reinigungsprozess eingesetzt, um dort den pH-Wert zu stabilisieren. Mit dem neuen Verfahren kann der AVRL anorganische Säuren und damit verbundene CO2-Emissionen einsparen. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit verbessert und die Abhängigkeit von externen Lieferketten reduziert. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der EAWAG entwickelt.
Die Jury lobt den Vorbildcharakter der Lösung: Sie lässt sich auf andere Klärwerke mit Biogasanlagen übertragen – genau solche Projekte brauche es, um die Energiewende in der Schweiz konkret voranzubringen.
In Freiburg soll das Stadtquartier bluefactory ein integriertes Kreislaufsystem für Wasser und Energie einführen. Die verfügbaren Wasserressourcen werden für nicht lebensmittelbezogene Zwecke auf dem Gelände genutzt und das Wasser aus der Quelle Pilettes, der historischen Quelle der ehemaligen Brauerei, fliesst durch einen Wärmetauscher, der die Gebäude im Sommer kühlt und im Winter heizt. Gleichzeitig soll ein Turbinenpumpensystem Strom erzeugen. Dieses Konzept reduziere den Trinkwasserverbrauch um 14 m3 pro Tag und begrenze den Energiebedarf erheblich.
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