Die sogenannten Biotope von nationaler Bedeutung – die wertvollsten Schutzgebiete der Schweiz – sind geschützt, weil sie zahlreichen typischen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Zuflucht bieten. Wie sie sich entwickeln, untersucht die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) seit 2011 im Programm «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS» im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU. Ein im Juli 2025 veröffentlichter WSL-Bericht zeigt: Es gibt in allen fünf untersuchten Biotopen – das sind Trockenwiesen und -weiden, Hoch- und Flachmoore, Auen und Amphibienlaichgebiete – sowohl positive als auch negative Entwicklungen seit dem ersten Zustandsbericht von 2019. Ariel Bergamini, Leiter des Programms bei WSL, geht anhand der positiven Entwicklungen davon aus, dass die bisher getroffenen Naturschutzmassnahmen wirken. Doch sei insbesondere bei den feuchten Lebensräumen in der Schweiz grosser Handlungsbedarf.
Trockenwiesen und -weiden sind artenreiche, normalerweise sehr nährstoffarme Lebensräume. Die Resultate zeigen, dass (wie durch die Vegetation angezeigt) die Nährstoffbelastung schweizweit gesunken ist, und zwar vor allem in den nährstoffreicheren Wiesen. Gleichzeitig nahm der Anteil an typischen und gefährdeten Pflanzenarten zu. Auch die Fläche der Trockenwiesen und -weiden hat zugenommen. Neben diesen aus naturschützerischer Sicht positiven Entwicklungen gab es aber auch negative: Leicht zugenommen haben nicht-einheimische, invasive Arten und Gehölze, die eine Konkurrenz für typische Arten darstellen. Auch Strassen und Wege haben leicht zugenommen.
Hoch- und Flachmoore sind nährstoffarme, nasse Lebensräume, in denen hoch spezialisierte Arten leben. Die Hochmoore trocknen weiter aus, der Anteil an Lebensraumspezialisten geht zurück und die Fläche der Hochmoore ist gar um 6,5 Prozent geschrumpft, was fast 100 Fussballfeldern entspricht. Immerhin zeigt die Vegetation keine weitere Zunahme der Nährstoffe im Vergleich zur letzten Erhebung an. Ebenso nahmen die Neophyten nicht zu und auch bei der Infrastruktur wie Strassen oder Gebäuden konnte keine Zunahme verzeichnet werden.
Die Auen, insbesondere entlang von Flüssen und in Flussdeltas, entwickeln sich mehrheitlich negativ, der Zustand dieser Lebensräume ist unbefriedigend. Invasive Neophyten haben zugenommen, die Fläche der Hartholzauenwälder ist kleiner geworden. Ebenso haben die Pflanzen abgenommen, die auf diesen Lebensraum spezialisiert sind, und die natürlichen Störungen durch Überflutung und Ablagerungen von Sand und Kies gingen zurück, wie durch die Vegetation angezeigt. Hier ist der Handlungsbedarf gross.
Die Erhebungen in den Amphibienlaichgebieten, die info fauna karch durchführt, zeigten keinen weiteren Rückgang der Amphibien. Dies dürfte eine Folge der getroffenen Naturschutzmassnahmen wie der Bau von neuen Weihern sein. Gerade bei den stark bedrohten Amphibienarten wie Geburtshelferkröte oder Gelbbauchunke ist die Zahl der besiedelten Gebiete allerdings noch deutlich geringer als in den 1980er-Jahren. Für eine Trendumkehr ist es wichtig, dass die Massnahmen beibehalten und verstärkt werden, so der Bericht.
Das Fazit: Damit die Biotope von nationaler Bedeutung langfristig erhalten bleiben, insbesondere auch angesichts des Klimawandels, sind zusätzliche Anstrengungen nötig. Zum Beispiel in den Hoch- und Flachmooren: «Weitere Renaturierungen sind zentral, um den natürlichen Wasserhaushalt der Moore wiederherzustellen. Vermehrt muss auch das hydrologische Einzugsgebiet mitberücksichtigt werden, damit die Wasserversorgung dieser nassen Lebensräume sichergestellt werden kann», sagt Bergamini.
Website «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS»Â
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