In den letzten Jahren führten lokale Engpässe zu Verboten der Wasserentnahme aus Gewässern für die landwirtschaftliche Bewässerung. Aus diesem Grund hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) das Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope und die Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL beauftragt, eine Methode zu entwickeln, um den jährlichen Wasserverbrauch für die landwirtschaftliche Bewässerung in der Schweiz abzuschätzen. Die im Projekt SwissIrrigationInfo entwickelte Methode basiert auf einem Modellansatz der Food and Agriculture Organisation FAO (FAO56), dem Klima-, Boden- und Kulturinformationen zugrunde liegen. Für zehn Kulturen und Kulturgruppen wurde das Modell auf Grundlage von Literatur, Expertenwissen und Praxisdaten parametrisiert, um praxisübliche Wassergaben abzuschätzen. Auf Basis der Klimaszenarien CH2018 des Bundes wurde der zukünftige Bewässerungsverbrauch modelliert und unter der Annahme, dass es keine Landnutzungsänderungen gibt, auf die Schweiz hochgerechnet. Laut den Berechnungen soll im schlechtesten Szenario der Wasserverbrauch demnach bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa 21 Prozent steigen, im mittleren Szenario um 6 Prozent. Diese Zunahmen zeigen, dass das landwirtschaftliche Wassermanagement vor wachsenden Herausforderungen steht, so Agroscope.
Der Wasserverbrauch für die landwirtschaftliche Bewässerung der Jahre 2021 bis 2023 wurde laut Projekt mit Modellen für verschiedene Kulturen sowie schweizweit verfügbaren Daten zu Klima, Boden und Landnutzung abgeschätzt. So liegen die Schätzungen für das nasse Jahr 2021 bei einem Verbrauch von rund 9,5 Mio. m3 und für die warm-trockenen Jahre 2022 und 2023 bei 41 Mio. m3 bzw. 31 Mio. m3. Die Kulturen mit dem grössten Wasserverbrauch waren Gemüse, Obst und Grünflächen. Die Ergebnisse sollen sich grösstenteils mit den Schätzungen des Bundesamts für Statistik für das Jahr 2023 decken, die auf stichprobenartigen Erhebungen basieren.
Vergleiche der Modellschätzungen mit regional erhobenen Wasserentnahmemengen für Bewässerung in Schaffhausen und im Thurgau haben laut Agroscope gezeigt, dass die modellgestützte Methode die Bewässerung für das nasse Jahr 2021 erheblich unterschätzt. Für die warm-trockenen Jahre 2022 und 2023 stimmten die modellierten Werte mit den erhobenen Entnahmemengen relativ gut überein, sofern Informationen über die Anteile bewässerter Kulturflächen für die jeweilige Region vorhanden waren.
Die Referenzinformationen zur Praxisbewässerung waren, so Agroscope, für die Arbeit ausserordentlich wertvoll, um die Modellschätzungen bestmöglich mit der Realität abzugleichen. Allerdings zeige sich auch, dass die Daten zur Praxisbewässerung eine sehr hohe Varianz aufweisen, die mit dem Modell nicht erklärbar ist. Diese Varianz resultiere daraus, dass die Bewässerungsentscheidungen nicht allein von Bodenfeuchte und Pflanzenwasserbedarf abhängen, sondern verschiedene betriebswirtschaftliche und persönliche Erwägungen mitbestimmend sind.
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