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26. April 2024

Prüfungsexperten des SVGW

Die Tätigkeiten und Kompetenzen von PEX

Neutral und gerecht, fachlich wie didaktisch auf der Höhe und dazu noch freundlich und bestimmt. Ein PEX, die gängige Abkürzung für Prüfungsexperte, muss viele Anforderungen erfüllen. Um ein gemeinsames Verständnis für die Prüfungsprozesse und -methoden zu schaffen, führte der SVGW eine Schulung für «seine» PEX durch.
Karin Anklin 

Der SVGW transformierte nicht nur seine beiden Lehrgänge, «Rohrnetzmonteur/-monteurin» sowie «Brunnenmeister/-meisterin», sondern auch die Berufsprüfungen dazu. Die ersten Kandidatinnen und Kandidaten haben ihre Handlungskompetenz nach der neuen Prüfungsordnung bereits erfolgreich unter Beweis gestellt, weitere werden folgen. Abgenommen werden die Prüfungen von Prüfungsexperten und -expertinnen (PEX) aus der Branche. Die PEX tragen mit ihrem Engagement viel für den Berufsnachwuchs bei, aber auch massgeblich zur Professionalisierung der Versorgungsbranche. Da es für die PEX viel zu beachten gibt – vor, während und nach den Prüfungsabnahme –, führte der SVGW am 22. März eine PEX-Schulung an der Eidg. Hochschule für Berufsbildung EHB in Zollikofen durch.

Prüfen heisst messen

Prüfungen dienen dazu, «Leistungen» zu messen. Was einfach klingt, hat in der Praxis viele Facetten. Was wird gemessen? Und was sagt die Note aus? Wer misst, und welche Anforderungen muss diese Person erfüllen? Welche Gesetzesartikel gelten und wie lauten die Rechte? In kurzweiligen dreieinhalb Stunden machte Kursleiterin Franziska Wettstein eine Tour d′Horizon über das Prüfen generell, Rollenverständnis des PEX, gab Tipps zu Fachgesprächen und zum objektiven Bewerten. Drei Workshopsequenzen sorgten für regen Austausch unter den Teilnehmenden: Sie brachten ihre Erfahrungen ein und erwogen gemeinsam Lösungen. Der PEX hat drei Handlungsfelder:

Vorbereitung

Zum einen bereitet der PEX sich auf die Prüfung vor, indem er sich mit den Bewertungskriterien und Erwartungen vertraut macht. Zum anderen arbeitet er auch bei der Entwicklung der Prüfung mit und bereitet Fragen vor. In seltenen Fällen tritt er in der Ausstand. Dies sofern er auf der Kandidatenliste Bekannte, Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen entdeckt.

Durchführung der Prüfung

Der PEX hat die Kandidaten über den Prüfungsablauf zu informieren und Störfaktoren zu vermeiden. Zu letzteren gehören u. a. komplizierte Formulierungen, Umgang von Kandidaten mit extremer Prüfungsangst. Zudem gilt es für den PEX, bei der Protollführung während der Prüfung möglichst präzise zu sein.

Bewertung der Leistung

Jeder hat ein Bauchgefühl, aber auf dieses sollte sich der PEX lieber nicht verlassen, sondern sich an Kriterien halten. Ohne diese ist eine objektive und faire Bewertung ausgeschlossen. Die Kriterien müssen für alle Kandidaten und Kandidatinnen die gleichen sein. Je weniger Interpretationsspielraum ein Kriterium offen lässt, umso besser. Dabei helfen Indikatoren, die angeben, in welchem Grad das Kriterium erreicht wurde – empfohlen werden vier Indikatoren.

Die drei K – Kurz, klar, knackig

Während des Fachgesprächs soll vor allem der Kandidat sprechen, aber die Gesprächsführung bestimmt der PEX. Mit «wie, wer, wo, was, welches,..» eine Frage zu beginnen, ist empfohlen. Keinesfalls dürfen die Fragen verschachtelt sein und gar mehrere Fragen enthalten. Bei so genannten Bestätigungsfragen (ja/nein) stets auch nach dem Grund fragen. Grundsätzlich sind offene Fragen, die einen Dialog entstehen lassen und zu längeren Denkvorgängen anregen, geschlossenen Fragen im Verhörstil vorzuziehen.

Die Sache mit der Objektivität

Nicht alle Urteile fallen rational aus. Schuld dran sind unsere beiden Denksysteme. Das eine ist schnell, automatisch und emotional, das andere langsam, bedacht und logisch. Aus diesem Grund wirkt der Benjamin- wie auch der Halo-Effekt. Also wenn ein dominierendes Persönlichkeitsmerkmal eines Kandidaten oder einer Kandidatin (jung, attraktiv, korrekt gekleidet, rhetorisch begabt usw.) ausschlaggebend für die Beurteilung ist, obwohl dies gar nichts mit den Prüfungskriterien zu tun hat. Um dem vorzubeugen, sind drei Sachen wichtig: sich des Effekts bewusst sein, die Anwendung des Vier-Augen-Prinzips und die eigene Haltung laufend zu reflektieren.

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