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18. November 2025

Wasserversorger in Europa

EurEau-Meeting Paris: Ressourcen- und Gesundheitsschutz

Die Unterkommission EU1 (Trinkwasser) der Europäischen Vereinigung der nationalen Wasserorganisationen (EurEau) traf sich Anfang November zu ihrem Herbstmeeting in Paris. Nachfolgend ein Bericht über die behandelten Themen.
Martin Bärtschi 

Zu Beginn des Treffens wurden die Tätigkeiten der Geschäftsstelle vorgestellt. Aktuell werden vor allem Geschäfte im Bereich der Pestizidzulassung und der erweiterten Herstellerverantwortung aktiv bearbeitet. Das Ziel ist, die Entscheidungsträger in den EU-Gremien für die Bedürfnisse der Wasserversorger zu sensibilisieren. Ebenfalls wurde berichtet, dass die Ausnahmegenehmigung für die Verwendung von quecksilberhaltigen Leuchtmitteln (für die UV-Desinfektion) voraussichtlich verlängert wird. Im ersten Quartal 2026 wird dann die EurEau-Statistik erscheinen, zu der 27 von 33 Ländern Daten eingereicht haben. Bereits veröffentlicht ist der EurEau-Jahresbericht 2024.

Zuverlässige, sichere und geschützte Wasserversorgung

Eine Umfrage unter den EurEau-Mitgliedern zeigte auf, dass sowohl das Schutzniveau als auch die gesetzlichen Vorgaben in den Ländern zum Schutz der Wasserversorgungsinfrastruktur sehr unterschiedlich sind. Die EU hat einen Plan zur Identifikation kritischer Infrastrukturen und zur Implementierung entsprechender Schutzmassnahmen vorgelegt. Da auch grössere Wasserversorgungen darunterfallen, werden sie ebenfalls eine Risikoanalyse durchführen und allenfalls Schutzmassnahmen implementieren müssen.

Ressourcenschutz

Eine EU-Richtlinie zur Überwachung der Bodenqualität ist in Arbeit. Damit sollen die Böden langfristig geschützt werden, um ihre Funktionen, auch im Bereich des Grundwasserschutzes und der Grundwasserneubildung, zu erhalten. Bis zum Jahr 2050 sollen alle Böden in gesunder Verfassung sein. Leider fehlen bindende Vorgaben für die Mitgliedstaaten.

Die Environmental Quality Standards (EQS), welche die Qualitätsanforderungen an Grund- und Oberflächenwasser definieren, werden zurzeit überarbeitet. Unter anderem sollen strengere Vorgaben für PFAS (inklusive TFA) sowie für Pestizide eingeführt werden. Die Umsetzung ist allerdings mit sehr langen Übergangsfristen verbunden - teilweise bis 2045.

Auch in der EU ist Nitrat im Grundwasser ein Problem. EurEau setzt sich daher weiterhin gegen eine Lockerung der Nitratvorgaben in der Landwirtschaft ein.

Trinkwasser und Gesundheitsschutz

Die Anwendung der neuen Regeln für Trinkwasserkontaktmaterialien verzögert sich. In der EU gilt: Produkte, die ab dem 31. Dezember 2026 erstmalig in Verkehr gebracht werden, müssen nach dem europäischen Verfahren zertifiziert und gekennzeichnet sein. Produkte, für die bis zum 31. Dezember 2026 eine korrekte Konformitätsbestätigung auf Grundlage von nationalen Regelungsdokumenten ausgestellt wurde, müssen erst ab dem 31. Dezember 2032 nach dem europäischen Verfahren zertifiziert sein.

Flockungsmittel

Die Hersteller von aluminium- und eisenhaltigen Flockungsmitteln versuchen, die genormten Reinheitsanforderungen zu senken. Da dies zu Problemen mit der Trinkwasserqualität führen kann, setzt sich die EurEau gemeinsam mit dem deutschen Umweltbundesamt für die Beibehaltung der Reinheitsanforderungen für Flockungsmittel ein.

Mikroplastik

Die EU1 ist der Meinung, dass Mikroplastik im Trinkwasser im Moment kein akutes Problem darstellt. Einerseits, weil von einer sehr geringen Belastung ausgegangen wird, und andererseits, weil die toxikologischen Eigenschaften von Mikroplastik gemäss dem aktuellen Kenntnisstand nicht besorgniserregend sind.

PFAS

Eine Studie der EU-Umweltabteilung zu den gesellschaftlichen Kosten, die durch PFAS verursacht werden, wird für Ende 2025 erwartet. Bis Ende 2026 soll ein Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zur Ausgestaltung eines universellen PFAS-Verbotes in der EU vorliegen. Es wird erwartet, dass dieser Vorschlag viele Ausnahmen und sehr lange Übergangsfristen enthalten wird. Ebenso wird erwartet, dass es in vielen Sektoren lediglich zu Risiko-Management-Massnahmen anstelle von Verboten kommen wird.

Einstufung und Klassierung von Pestizidmetaboliten

Aktuell gibt es zwischen den verschiedenen EU-Ländern (inkl. der Schweiz) grosse Unterschiede bezüglich der Relevanzeinstufung von Pestizidmetaboliten. In einer im Vorfeld durchgeführten Umfrage hat sich die Mehrheit der Mitglieder der EU1 für eine einheitliche Klassierung der Metaboliten innerhalb der EU ausgesprochen. In den weiterführenden Diskussionen wurde dieser Entscheid aber umgestossen. Stattdessen einigte man sich darauf, dass zuerst der Prozess zur Relevanzeinstufung von Metaboliten in den Ländern harmonisiert werden sollte. Aktuell ist die WHO dabei, im Auftrag der EU eine Studie zu der Beurteilung von Metaboliten und anderen Problemstoffen (PFAS) zu verfassen. Die EU1 entschied, zuerst die Ergebnisse dieser Studie abzuwarten, bevor über eine EU-weite Harmonisierung der Relevanz diskutiert wird.

TFA als «nicht relevant» zu betrachten

Überdies stand das Thema TFA auf der Agenda: Obwohl TFA als Metabolit von einigen Pestiziden gebildet wird, sollte TFA im Trinkwasser nicht als (relevanter) Metabolit behandelt werden. Die Hintergrundbelastung in der Umwelt ist bereits über dem Höchstwert für relevante Metaboliten. Es ist ökologisch und ökonomisch wenig sinnvoll, TFA aus dem Trinkwasser flächendeckend zu entfernen, da auch die aktuellen toxikologischen Daten nahelegen, dass TFA weniger bedenkliche Eigenschaften als andere im Wasser vorkommende PFAS aufweist.

Nachhaltige und ressourceneffiziente Wasserversorgung

Eine resiliente Wasserversorgung benötigt Energieversorgungssicherheit. Somit spielen die Wasserversorgungen eine wichtige Rolle innerhalb des Energiesektors. Die Versorgungssicherheit ist höher zu gewichten als Energieneutralität oder Energieeigenproduktion der Wasserversorger. Dazu wird die EurEau ein Informationsschreiben erarbeiten.

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