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07. Februar 2022

VSA-Blog

Mut zur Innovation fördert die Attraktivität unserer Branche

Mit den Young Professionals konnte der VSA in kurzer Zeit 160 junge Berufsleute motivieren, sich verstärkt in unserer Branche zu engagieren. Diese Verjüngung zeigt sich bereits in verschiedenen VSA-Anlässen. Reicht dies jedoch aus, unsere Branche zukunftsorientierter zu gestalten? Müssten nicht viel mehr junge Berufsleute für unsere Branche begeistert werden?
Heinz Habegger 

Wir alle haben in der Abwasserbranche über die letzten 60 Jahre gute Arbeit geleistet. Das Halten der erreichten Leistungen erfordert nun viel Engagement. Doch…, ist unsere Branche nicht etwas langweilig geworden? Ausser der vierten Reinigungsstufe hat sich in den letzten 20 Jahren nicht viel Neues getan. Oft wird das Gleiche etwas verbessert oder ausgebaut. Bestehende Netze werden in der gleichen Art erneuert oder Generelle Entwässerungsplanungen, die seit 20 Jahren bestehen, angepasst.

Ich bin überzeugt, wir könnten die Attraktivität der schweizerischen Siedlungsentwässerung mit ihrem Qualitätsstandard, der Zuverlässigkeit sowie den guten Hochschulen und Universitäten für Nachwuchsfachkräfte steigern. Dazu braucht es aber etwas Mut der Entscheidungsträger, Leuchtturmprojekte umzusetzen. Beispielsweise könnte eine Region mit dezentralen Systemen oder einzelne Quartiere mit konsequenten Schwammstadt-Ansätzen aufgebaut werden.

Solche Vorzeigeprojekte, welche das «emotionale» Wasser mit Themen wie Klimawandel oder Artenschwund verbindet, würden das Interesse von jungen Berufsleuten wecken und wären wesentlich wertvoller als eine gross angelegte Kommunikationskampagne. Was meinen Sie?

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Kommentare (6)

Sabine Niebel am 21.02 2022 um 13:20

Neue Wege gehen

Danke für diesen spannenden Beitrag / Diskussion. Auch in meinem Arbeitsalltag gehen Idealismus und Realität weit auseinander. Während ich mich im Studium intensiv mit neuartigen Sanitärsystemen beschäftigt habe (Vorteile Wassereinsparung, Nährstoffrückgewinnung, dezentrale Behandlungsmöglichkeiten etc.) oder mich Vorträge über Schwammstädte begeisterten, plane ich momentan eher im konservativen Rahmen, im Bestand. Diese Diskrepanz ist verständlich, wenn auch nicht zufriedenstellend, da wir nicht unsere vorhandene Infrastruktur von heute auf morgen komplett auf den Kopf stellen können. Doch für neue Projekte sollten solche zukunftsweisenden Ansätze immer stärker berücksichtigt werden, Leuchtturm- / Pilotprojekte müssen unbedingt fachübergreifend geplant werden (Berücksichtigung Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft, Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung etc.). Die Arbeitsgruppe P-Recycling sowie das 2021 gesetzte Schwerpunktthema Schwammstadt mit der Schaffung einer Koordinationsstelle finde ich wichtige Schritte in die richtige Richtung. Weiter so! Vielleicht kann ein Blick auf den DWA-Fachausschuss NASS – Ressourcenorientierte Sanitärsysteme einen weiteren Input für die Zukunft geben.

Bastian Etter am 10.02 2022 um 14:03

VaLoo - Netzwerk für kreislauffähige Sanitärsysteme

Vielen Dank, Herr Habegger, für Ihren weitsichtigen Blog-Beitrag. Innovative Vorzeigeprojekte bringen uns alle weiter. Zu dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen kurz das Netzwerk VaLoo (www.va-loo.ch) vorstellen: Mit 44 Gründungsmitgliedern haben wir im letzten November VaLoo als Netzwerk für kreislauffähige Sanitärsysteme gegründet. Mit dabei sind u.a. Planungsbüros, Anlagenbauer, Forschungsinstitute. Unterstützt wird das Netzwerk vom Migros Pionier-Fond. Natürlich möchten wir keine Konkurrenz zum VSA sein, sondern eine Ergänzung mit starkem Fokus auf Kreislaufsysteme. Gerne setzen wir uns auch mit Ihnen zusammen, um eine mögliche Zusammenarbeit, insbesondere im Hinblick auf Vorzeigeprojekte, zu besprechen.
Heinz Habegger am 10.02 2022 um 14:39

Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Gerne können Sie sich bei mir melden.

Joschko Ruppersberg am 09.02 2022 um 11:41

Prozesse und Abläufe in Planung und Ausführung müssen überdacht werden

Ob unsere Projekte inhaltlich unattraktiv sind, wage ich zu bezweifeln. Es wird immer mehr "sexy", für die Umwelt einzustehen. Da sind wir grundsätzlich ja mal gut aufgestellt. Die Baubranche an sich ist jedoch vermutlich insofern recht unattraktiv, als dass Prozesse und Abläufe verankert sind, wie sie seit Jahrzehnten existieren. Strukturelle Mankos führen zu den immer gleichen Themen: Nachträge, Silodenken, nicht eingehaltene Terminpläne, etc. Seitens Bauherrschaft versuchen wir hier durchaus neue Wege zu gehen. Nur leider ist das dafür notwendige Know-How (und auch teilweise die Bereitschaft) bei den Planern nur sehr rar vorhanden. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn sich allgemein vermehrt mit Themen, wie Lean Construction/ integrierte Projetabwicklung befasst werden würde. Inspirationen dafür liessen sich sicher in der Forschung holen: FHNW: https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/hochschulen/architektur-bau-geomatik/institute/institut-digitales-bauen ETH: https://ic.ibi.ethz.ch/ Ein eine starke Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum ist ausserdem das German Lean Construction Institute: https://www.glci.de/
Heinz Habegger am 10.02 2022 um 14:42

Lieber Joschka, Danke für deinen Input. Du hast ja "Lean Construction/ integrierte Projetabwicklung" am Herbstanlass der Young Professional vorgestellt, zweifelsohne ein spannender und anspruchsvoller Ansatz.

Jürg Suter am 07.02 2022 um 09:11

Mut zur Innovation

Wir gehen in unserem Denken immer noch zu stark vom Abwasser und der bestehenden Infrastruktur aus. Es reicht auch nicht, wenn wir uns populären Themen, wie Artenschwund und Klimawandel annähern. Wir müssen konsequent vom Thema Wasser (-kreislauf) und grüner Wiese (bez. Infrastruktur) ausgehen. Dies befreit und ebnet den Weg für neue Wege, die automatisch Leuchtturmprojekte generieren.
Heinz Habegger am 08.02 2022 um 08:22

Lieber Jürg, danke für deine wertvolle Rückmeldung, welche wir gerne aufnehmen. Ja genau, ich denke beispielsweise das Schammstadtprojekt (http://vsa.ch/schwammstadt ) bietet genau solche Möglichkeiten für Leuchtturmprojekte.

Luca Keller am 07.02 2022 um 08:57

Bis 2050 sind die grossen Trends mit natürliche Ressourcen, Globalisierung, Demografie, Energie und Klimawandel sowie Digitalisierung gesetzt. Die Wasserwirtschaft ist in fast allen Bereichen davon betroffen. Es scheint als würden andere Branchen mehr vom Bezug zu diesen Themen profitieren zu können. In Anbetracht dessen, dass unsere Demografie die Auswahl an Naturwissenschaftler/Ingenieuren einschränkt, müssen wir uns überlegen wie der Bereich spannend genug bleibt, um Leute dafür zu motivieren. Viele Ingenieurbüros und Behörden sind wahrlich nicht "sexy" und viele Projekte entsprechen diesem Bild und werden im Vergleich zu IT auch noch sehr langsam und fast altmodisch abgewickelt. Ich glaube es liegt viel an den tatsächlichen Arbeitgebern die Attraktivität der Branche aktiv zu gestalten.
Heinz Habegger am 08.02 2022 um 08:17

Danke für die konstruktive Rückmeldung, gerne nehmen wir dies in unsere Überlegungen auf.

Heinz Habegger am 08.02 2022 um 08:19

Danke für die konstruktive Rückmeldung, gerne nehmen wir dies in unsere Überlegungen auf.

Daniel Baumgartner am 07.02 2022 um 08:10

Kleine und schnelle statt grosse und träge Pilotprojekte?

Lieber Heinz. Dein Beitrag spricht mir aus dem Herzen - Taten statt Worte! Als Vertreter eines Planungsbüros kann ich das natürlich leicht sagen und sehe bei unseren Auftraggebern schon, dass es wirklich Mut und Energie braucht, um die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Gerade beim Thema Schwammstadt bieten umfangreiche Gesamtüberbauungen das grösste Potential, Schwammstadtkonzepte umfassend umzusetzen. Vielleicht könnten wir das Thema aber schneller vorantreiben, wenn wir nicht gleich ganze Schwammstadt-Quartiere anvisieren. Bei grossen Leuchtturmprojekten steht viel auf dem Spiel und sie stehen im Scheinwerferlicht, daher ist Scheitern verboten. Wenn es im Laufe der Projektierung und Realisierung eng wird, speckt man ab und landet am Schluss wieder nah am Konventionellen. Kleinere Pilotprojekte bieten da vielleicht mehr Raum zum Experimentieren und Erfahrungen sammeln und sind auch schneller umgesetzt. Einige Städte verfolgen bereits diese Strategie. Die Kommentare zu Zeitungsartikeln über solche Projekte sind natürlich nicht weniger kontrovers als bei Grossprojekten - es ist einfach anzuzweifeln, ob nun z.b. solche "Luxus-Schwammstadt-Strässchen" wirklich nötig sind. Mut braucht es also trotzdem. Aber wenn es darum geht, motivierte und initiative Leute in unsere Branche zu locken, gilt eigentlich "only no news is bad news".
Heinz Habegger am 08.02 2022 um 08:16

Ich bedanke mich für deine konstruktive Rückmeldung, gerne nehmen wir dies in unsere Überlegungen auf. Kleiner Pilotprojekte haben durchaus ihre Vorteile.

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