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07. März 2024

VSA-Plattform Wasserqualität

Das neue Team der VSA-Plattform Wasserqualität stellt sich vor

Seit Anfang Jahr wird die VSA-Plattform Wasserqualität von Anne Dietzel und Silwan Daouk geleitet. Die neue Co-Leitung folgt auf Irene Wittmer, welche die Plattform seit ihrer Gründung 2015 aufgebaut und geführt hat, sich nun aber beruflich neu orientiert. Das Mandat der Plattform wurde Mitte 2023 um weitere vier Jahre verlängert. Die Plattform Wasserqualität ist beim VSA angegliedert und wird weiterhin von der Eawag, dem BAFU und dem VSA getragen. Sie befasst sich mit der Beurteilung der Gewässerqualität und dient als Drehscheibe für die Erarbeitung von Wissen in diesem Bereich. Dabei unterstützt sie den Austausch zwischen Forschung, Praxis und Behörden. Im Fokus stehen etwa problematische Chemikalien in den Gewässern sowie der Einfluss des Klimawandels auf die Bewertung der biologischen Gewässerqualität.
Silwan Daouk, Anne Dietzel, 
VSA-Plattform Wasserqualität unter neuer Leitung

Seit Anfang Jahr leiten Anne Dietzel und Silwan Daouk die VSA-Plattform Wasserqualität. Silwan und Anne arbeiten bereits seit 2016 bzw. 2019 bei der Plattform. «Irene hinterlässt grosse Fussstapfen, die wir zu zweit besser ausfüllen können», meint Anne. Ein Vorteil der Co-Leitung ist zudem, dass Anne und Silwan sehr gut vernetzt sind, Anne vor allem in der Deutschschweiz und Silwan insbesondere in der Romandie. Eine neue Mitarbeiterin, Sofia Barth, ergänzt das Team seit dem 1. März. Das neu organisierte Team setzt sich weiterhin tatkräftig dafür ein, die Qualität unserer Gewässer zu beurteilen und zu schützen. Die Mitarbeitenden freuen sich, dass das Mandat der Plattform Mitte 2023 um weitere vier Jahre verlängert wurde.

Datenbank für Mikroverunreinigungen betreiben

«Als Plattform Wasserqualität pflegen wir eine Datenbank für Mikroverunreinigungen, in der Hintergrundinformationen von über 2000 Mikroverunreinigungen miteinander verknüpft sind», erklärt Silwan. Die Datenbank enthält unter anderem Informationen zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und Arzneimitteln in der Schweiz und zu den prioritären Stoffen gemäss Wasserrahmenrichtlinie der EU. Zudem enthält sie Informationen zur Verwendung der Stoffe und zu chemisch-physikalischen oder ökotoxikologischen Eigenschaften. Schliesslich sind dort auch viele Messdaten zu Konzentrationen von Mikroverunreinigungen in Oberflächengewässern gespeichert. Die Datenbank ist ein zentrales Instrument, um Stoffe fürs Gewässermonitoring auszuwählen und Messdaten zu interpretieren. Silwan ergänzt: «Hierzu können wir auf Anfrage auch Informationen für ausgewählte Stoffe zusammenstellen».

Chemische Gewässerqualität erfassen

Die Auswahl von Wirkstoffen, die in der nationalen Beobachtung der Oberflächengewässerqualität im Bereich Mikroverunreinigungen (NAWA MV) gemessen werden, muss periodisch überprüft werden. Silwan erläutert dazu: «Mit Hilfe unserer Datenbank und unserem Fachwissen identifizieren und priorisieren wir die Wirkstoffe. Dafür arbeiten wir eng mit Lab'Eaux (Kompetenzzentrum der kantonalen Gewässerschutz- und Umweltschutzlaboratorien) und dem BAFU zusammen sowie auch mit der Eawag und dem Oekotoxzentrum».  

Die Fachleute der Plattform unterstützen zudem Bund und Kantone bei der Auswahl der Messstellen für NAWA MV, aber auch für Spezialkampagnen im Rahmen von NAWA SPEZ [1,2]. Ausserdem helfen sie auch die gesammelten Daten auszuwerten und zu interpretieren, zum Beispiel im Rahmen des BAFU-Gewässerberichts [3] oder für spezifische Stoffgruppen, wie die hochtoxischen Pyrethroid-Insektizide [4].

Wirkung von Massnahmen untersuchen

«Für manche Auswertungen der Mikroverunreinigungs-Daten übernehmen wir auch die Federführung», so Anne weiter. Die Expertinnen und Experten untersuchen beispielsweise im Auftrag des BAFU die Wirkung der im Rahmen des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel getroffenen Massnahmen auf unsere Fliessgewässer. Dafür hat die Plattform eine Risikokennzahl entwickelt und eine breite Palette von Auswertungen gemacht.

Die Plattform Wasserqualität unterstützt ausserdem die VSA-Plattform Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen bei der Auswertung der Gewässerdaten für die Erfolgskontrolle des ARA-Ausbaus für die Elimination von Mikroverunreinigungen (siehe Artikel von Gulde et al. im A&G Heft 3/2024).

MSK und biologische Gewässerqualität

Über die Belastung unserer Gewässer mit Mikroverunreinigungen hinaus befasst sich die Plattform Wasserqualität auch mit weiteren Aspekten der Gewässerqualität, insbesondere auch mit dem biologischen Zustand. Seit 2018 leitet die Plattform Wasserqualität zusammen mit dem BAFU das Modul-Stufen-Konzept (MSK, www.modul-stufen-konzept.ch). Das MSK ist eine Sammlung von Methoden zur Erhebung und Beurteilung des Gewässerzustands. Es ist eine Zusammenarbeit von Bund, Kantonen, Eawag und dem VSA. 1998 gestartet, existieren heute Methoden zu den wichtigsten Aspekten, um den Zustand der Fliessgewässer gemäss Gewässerschutzgesetzgebung zu beurteilen. Zusätzlich zu diesen Beurteilungsmethoden für Fliessgewässer gibt es erste Methoden für die Beurteilung des Zustands von Seen sowie Methoden für die Identifizierung von Ursachen der Defizite und für Wirkungskontrollen von Massnahmen.

Die Fachleute der Plattform entwickeln das MSK zusammen mit ihren Partnern laufend weiter. Ein Fokus ist beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebewesen in den Gewässern. Grundlagen für eine solche Weiterentwicklung liefern Forschungsprojekte, beispielsweise im Rahmen des Forschungsprogramms «Klimawandel und aquatische Biodiversität» der Eawag und des BAFU.

Zurzeit werden auch neue Methoden im Betracht gezogen, wie z.B. DNA-basierte Methoden für die Bewertung der Sedimente oder das Aquascope für Planktonmessungen. Ausserdem werden bestehende Methoden, wie das Fischmodul oder das Makrophyten-Modul, überarbeitet und an neue Erkenntnisse und Bedürfnisse angepasst..

Wissen bündeln und Austausch fördern

In all diesen Themen fördert die Plattform Wasserqualität einen aktiven Austausch zwischen Forschung, Praxis und Behörden. Dafür sammeln und verbreiten die Mitarbeitenden Wissen, klären offene Fragen, werten Daten aus, begleiten Forschungsprojekte und organisieren Erfahrungsaustausche. Zusammen mit dem ganzen VSA, dem BAFU, den Kantonen und der Eawag setzt die Plattform sich für saubere und lebendige Gewässer ein.

 

Referenzen:

[1] Doppler T., S. Mangold, I. Wittmer, S. Spycher, R. Comte, C. Stamm, H. Singer, M. Junghans, M. Kunz 2017: Hohe PSM-Belastung in Schweizer Bächen. NAWA-SPEZ-Kampagne untersucht Bäche in Gebieten intensiver Landwirtschaftlicher Nutzung. A&G, 4.

[2] Doppler T., A. Dietzel, I. Wittmer, J. Grelot, P. Rinta, M. Kunz 2020: Mikroverunreinigungen im Gewässermonitoring. Ausbau von NAWA TREND und erste Resultate 2018. A&G, 7/8.

[3] BAFU (Hrsg.) 2022: Gewässer in der Schweiz. Zustand und Massnahmen. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 2207:90 S.

[4] Daouk, S., T. Doppler, R. Scheidegger, A. Kroll, M. Junghans, C. Moschet, H. Singer 2022: Insektizide in Oberflächengewässern. Risiken von Pyrethroiden und Organophosphaten. A&G, 4.

[5] Gulde, R., I. Wittmer, T. Doppler, P. Wunderlin 2024: Arzneimittel überschreiten Grenzwert im Gewässer. Massnahmen an weiteren ARA notwendig. A&G, 3.

 

KONTAKT

Auskünfte und Informationen erteilen Ihnen gerne Silwan Daouk und Anne Dietzel (silwan.daouk@vsa.ch, anne.dietzel@vsa.ch). Weitere Informationen auf der Webseite der Plattform Wasserqualität (www.waterquality.ch).

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