Plattform für Wasser, Gas und Wärme
Fachartikel
28. September 2021

Wassermanagement

Projekt «Schwammstadt»

Bedingt durch den Klimawandel werden ausgeprägte Hitzeperioden und intensive Starkregen in Zukunft häufiger auftreten. Darin sind sich die meisten Klimamodelle einig. Höchste Zeit also, dass Gemeinden und Städte das Wassermanagement und die Infrastruktur anpassen und neu ausrichten. Aber wie? Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) will mit seiner strategischen Initiative «Schwammstadt» konkrete Hilfestellungen und Standards erarbeiten und die Gemeinden und Städte in der klimaangepassten Ausgestaltung der Zukunft unterstützen.
Stefan Hasler, Paul Sicher, 

Seit etwa dreissig Jahren steigen die Temperaturen in der Schweiz zweimal so schnell wie im weltweiten Durchschnitt. Weil diese Entwicklung weiterläuft, ist mit ausgeprägteren Hitzeperioden zu rechnen. Zwar wird kein genereller Mangel an Wasser herrschen, aber je nach Region und Jahreszeit kann es knapp werden – umgekehrt führt heftigerer Regen lokal zu mehr Überschwemmungen. Das sind die inzwischen allgemein bekannten Fakten und Prognosen.
Hinzu kommen dichte Bebauungen, Luftschadstoffe und Abwärme, die in Städten und Agglomerationen eigentliche «Wärme- bzw. Hitzeinseln» schaffen, während Vegetation in den Siedlungen oft fehlt. Die Wirkung der ohnehin hohen Temperaturen wird dadurch verstärkt. Der versiegelte Boden kann Regenwasser nur begrenzt aufnehmen, bei intensiven Niederschlägen steigt das Risiko für Überschwemmungen.

Klimaangepasstes Wassermanagement

Zahlreiche deutsche Städte wie Berlin, Hamburg oder Leipzig, aber auch Genf, Fribourg und Sion in der Westschweiz oder Bern, Luzern und Zürich gehen bereits neue, innovative Wege, um besser mit den Auswirkungen des Klimawandels fertig zu werden. A&G hat bereits über mehrere Praxisbeispiele berichtet. Dabei geht es um den «richtigen» Umgang mit Wasser in unseren Siedlungen, damit die Gefahren durch den Klimawandel abgemildert werden: Wasser muss in die Gestaltung von Siedlungen und deren Infrastrukturen integriert, zurückgehalten, verdunstet, gefahrlos abgeleitet und als Gestaltungselement genutzt werden. Dieses «klimaangepasste Wassermanagement» bietet Chancen für Mensch und Natur gleichermassen.
Mit dem klimaangepassten Wassermanagement wird einerseits das Prinzip des Wasserrückhalts gestärkt. So steht durch Versickerung und Retention das Regenwasser der Vegetation zur Überbrückung von Hitze- und Trockenperioden zur Verfügung. Zudem führt der Rückhalt zu einer Entlastung der Kanalisation und damit bei Regenwetter zu einer Reduktion der Schmutzstoffeinträge aus Misch- und Regenwassereinleitungen in die Gewässer. Andererseits wird mit oberflächlichen Notabflusswegen dafür gesorgt, dass bei Starkniederschlägen (und überlasteter Kanalisation) die Schäden durch Oberflächenabfluss möglichst vermieden werden.
Letztlich sind es die Gemeinden und Städte, welche die grosse Herausforderung des klimaangepassten Wassermanagements entwickeln und umsetzen müssen. Standards gibt es noch wenige, einige Gemeinden und Städte haben aber bereits Massnahmen umgesetzt und wertvolle Erfahrung gesammelt.

Mit dem Konzept «Schwammstadt» ans Ziel

Eine verheissungsvolle Massnahme zur Anpassung an den Klimawandel besteht darin, Siedlungen in «Schwammstädte» umzufunktionieren. Diese saugen das Regenwasser wie ein Schwamm auf und helfen so mit, die Schäden durch Starkregen zu minimieren. Zudem verbessern Schwammstädte das Stadtklima während Hitzewellen, indem standortgerechte Bäume Schatten spenden und zusammen mit Fassaden- und Dachbegrünungen so viel Wasser verdunsten, dass eine effiziente natürliche Kühlung gewährleistet bleibt. Damit wird der «Hitzeinseleffekt», der zu einem Temperaturunterschied zwischen Stadtgebiet und Umland von über 10 °Celsius führen kann, erfolgreich abgedämpft. Gleichzeitig fördern die offenen Wasser- und Grünflächen die Biodiversität.

Siedlungen werden grün-blau-bunt

Mit der Umsetzung der «Schwammstadt» werden Beton- und Asphaltwüsten definitiv Geschichte. Siedlungen werden in lebenswerte, grün-blau-bunte Oasen transformiert. Dabei steht «grün» für die Vegetation, «blau» für Wasser und «bunt» für naturnahe Flächen zur Förderung der Biodiversität und eines natürlichen Wasserkreislaufs. Damit werden folgende Ziele erreicht:

Naturnahe Wasserläufe

Offene, naturnahe Wasserläufe brechen Hochwasserspitzen und bieten Erholungsraum für die Menschen. Zusammen mit einer naturnahen Regenwasserbewirtschaftung tragen sie bei Starkregen zur Schadenminimierung bei und sorgen dafür, dass der Vegetation bei Trockenperioden genügend Wasser zur Verfügung steht.

Nicht versiegelte Oberflächen

Nicht versiegelte, durchlässige Oberflächen ermöglichen die Anreicherung des Grundwassers. Sie entlasten Hochwassersituationen und die Kanalisation.

Grüne Flächen

Grüne und helle Oberflächen speichern weniger Wärme als Asphalt und Beton. Bäume, Sträucher und Grünflächen tragen bei Hitze durch ihre Verdunstungsleistung und ihren Schattenwurf zu einem angenehmen Klima bei.

Begrünte Dächer und Fassaden

Begrünte Dächer und Fassaden reduzieren Oberflächentemperaturen, erhöhen den Wasserrückhalt sowie die Biodiversität und binden Feinstaub sowie CO2.

Biodiverstiät

Vielfältige Lebensräume mit mannigfaltigen Strukturelementen und einer standortangepassten Pflanzenauswahl bieten Pflanzen, Nützlingen und Bestäubern eine Heimat und fördern die Biodiversität.

Durch «mehr Natur» in der Siedlung wird die Wohn- und Arbeitsumgebung attraktiver, das Wohlbefinden der Bevölkerung steigert sich.

Die VSA-Strategie «Schwammstadt»

«Gute Praxis» aufarbeiten und verbreiten

In der Strategie «Schwammstadt» will der VSA die «gute Praxis Schwammstadt» im Sinne einer Plattform aufbereiten und in die Breite bringen. Damit können bewährte Anpassungsstrategien an den Klimawandel von jeder Gemeinde umgesetzt werden. So sind beispielsweise die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, die Schaffung von Grün- und Wasserflächen oder die Ausdolung und Revitalisierung von städtischen Fliessgewässern bewährt und bekannt. Um diese «best Practices» möglichst flächendeckend umsetzen zu können, werden die Gemeinden bezüglich Wissensaustausch und Erarbeitung konkreter Hilfsmittel optimal unterstützt und begleitet. Für die Planer sollen die für die Umsetzung der Massnahmen notwendigen Leit- und Richtlinien erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden.

Gemeinschaftsaufgabe interdisziplinär umsetzen

Die wassersensible Siedlungsentwicklung gelingt, wenn von Beginn weg alle an einem Strang ziehen – es ist eine Gemeinschaftsaufgabe schlechthin. Dies betrifft nicht nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Ressorts in den Gemeinden, sondern auch die Zusammenarbeit der Planer aller Fachdisziplinen – eine ehrgeizige Anforderung. Zu oft wird die Entwässerung einer Überbauung nicht als Gesamtkonzept, sondern als Stückwerk geplant und scheitert am «Silodenken».
Der VSA will mit der Schwammstadtstrategie dazu beitragen, dass alle Akteure auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und einen integrierten Planungsprozess etablieren, bei dem das Wassermanagement von Beginn weg in die Siedlungs- und Freiraumplanung integriert ist. Angesprochen werden Städte und Gemeinden, Kantone, Verbände, Bundesbehörden, Planungsbüros, praxisnahe Forschung, Immobiliengesellschaften und Versicherungen.

Erfahrungsaustausch und konkrete Hilfsmittel

Das Projekt «Schwammstadt» erbringt die nachfolgenden Leistungen:

  • Durch die aufbereiteten Beispiele der «guten Praxis» werden kleine, mittlere und grosse Gemeinden von den Besten und den Vorreitergemeinden lernen und profitieren können.
  • Planung, Umsetzung und Vollzug werden schweizweit harmonisiert und die «gute Praxis» des klimaangepassten und nachhaltigen Wassermanagements wird zum schweizweiten Standard. Das bringt für Bund, Kantone, Verbände, aber auch Planer, Investoren und Immobiliengesellschaften einen wesentlichen Mehrwert.
  • Klimaangepasstes Planen wird nicht nur bei Neubauten, sondern übergeordnet in Quartieren und bestehenden Bauten umgesetzt. Das verhindert grössere Schäden durch Extremereignisse, wovon auch die Versicherungen profitieren.

Schwammstadtprojekt unter Leitung des VSA
Der VSA prägt seit Jahrzehnten die Siedlungsentwässerung in der Schweiz und hat sich als Fachorganisation etabliert: Vor über 30 Jahren zeigte der VSA in seinem «GEP-Musterbuch» den Weg von der reinen Kanalisationsplanung zum umfassenden Gewässerschutz auf und verankerte darin u.a. die Versickerung und Retention. Das «GEP-Musterbuch» wurde vor gut zehn Jahren durch das «GEP-Musterpflichtenheft» abgelöst. Demnächst werden dort auch die Aspekte des klimaangepassten Wassermanagements integriert, z. B. der Umgang mit Starkregen, Massnahmen zum Schutz von Oberflächenabfluss, Schwammstadt-Massnahmen, die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung und die Biodiversitätsförderung. Im VSA sind von der Forschung über die Gemeinden und Abwasserverbände bis zu den GEP-Ingenieurbüros sämtliche Akteure der GEP-Bearbeitung involviert. Damit hat er die Kompetenz, diese Themen für die Umsetzung in kleinen, mittleren und grossen Gemeinden praxisgerecht aufzubereiten. Weil jede Gemeinde in der Schweiz über einen GEP verfügt und diesen periodisch aktualisiert, ist garantiert, dass die neuen Themen innerhalb einer GEP-Generation flächendeckend angegangen und umgesetzt werden. Der VSA verfügt zudem über ein breit gefächertes Aus- und Weiterbildungsangebot. Damit ist gewährleistet, dass das zur Umsetzung notwendige Know-how auf allen Ebenen und bei allen Akteursgruppen praxisnah vermittelt wird.

Projektorganisation «Schwammstadt»
Projektoberleitung

Zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), der Präventionsstiftung der Kantonalen Gebäudeversicherungen (PS), dem Schweizerischen Verband kommunale Infrastruktur (SVKI) und dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) nimmt der VSA die Projektoberleitung und Aufsicht wahr.

Begleitgruppe

Eine breit aufgestellte Begleitgruppe, in der alle Akteure eingebunden sind, definiert, welche Projekte umgesetzt werden. Dabei sollen auch Lösungen für mögliche Stolpersteine aufgezeigt werden. Auch wird sie die zu erbringenden Leistungen definieren, das Projekt mittragen und die Kommunikation und Verbreitung unterstützen.

Projektleiter/-in Schwammstadt

Als «Motor» des Projekts konnte eine Fachperson mit Erfahrung und breitem Netzwerk gewonnen werden. Die perfekt dreisprachige Person – deutsch, französisch wie auch italienisch – wird ihre Stelle als Projektleiterin «Schwammstadt» am 1. Februar 2022 antreten.

Terminplanung

Das Projekt ist auf eine Zeitdauer von drei Jahren ausgelegt. Eine erste Sitzung der konstituierten Begleitgruppe ist für Februar 2022 geplant. Das genaue Terminprogramm wird von der Begleitgruppe festgelegt werden. Als Rahmen sind jährliche ERFA-Veranstaltungen geplant sowie Anfang 2025 eine Abschlussveranstaltung.

Finanzierung

Die Projektkosten für drei Jahre werden auf rund 750 000 Franken veranschlagt. Das Interesse bei den angeschriebenen Partnerorganisationen ist gross. Inzwischen konnte die Finanzierung durch zahlreiche Projekt- und Finanzierungspartner gesichert werden.

«Schwammstadt»

Gemäss Wikipedia ist Schwammstadt oder Sponge City ein Konzept der Stadtplanung, anfallendes Regenwasser in Städten lokal aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. Dadurch sollen Überflutungen bei Starkregenereignissen vermieden, das Stadtklima verbessert und die Gesundheit von Stadtbäumen gefördert werden.

Bloomberg TV hat in einem Video das Konzept «Schwammstadt» zusammengefasst und erklärt:

 

«Mich fasziniert, dass man mit dem Schwammstadtkonzept ganz viele Fliegen mit einer Klappe schlägt»

Stefan Hasler ist der Kopf der Schwammstadt-Strategie des VSA. Im Interview gibt der VSA-Direktor Auskunft über seine Motivation und den Ansporn, dem zukunftsträchtigen Projekt zum Durchbruch zu verhelfen.

 

Herr Hasler, wann haben Sie zum ersten Mal vom «Schwammstadtkonzept» gehört bzw. Seit wann wird es innerhalb des VSA diskutiert?
Stefan Hasler: Innerhalb des VSA wird das Thema seit der AquaUrbanica 2019 diskutiert: Damals stellte ich unter dem Titel «Neue Wege der Bewirtschaftung von Abwasser bei Regenwetter» die brandneue VSA-Richtlinie vor. Anschliessend stellte mir ein Teilnehmer aus Deutschland die Frage, ob die Richtlinie auch Vorgaben mache bezüglich Verdunstung. Erst verstand ich die Frage gar nicht, weil wir bis dahin immer nur von der Versickerung gesprochen hatten (wobei diese natürlich impliziert, dass das im Boden gespeicherte Niederschlagswasser der Vegetation zur Verdunstung zur Verfügung steht). Erst durch diese Frage wurde mir so richtig bewusst, dass das «Schwammstadtkonzept» mit der Verdunstung auch die Bekämpfung des Hitzeinseleffekts und damit eben mehr umfasst als unser langjähriges Credo, möglichst alles Regenwasser zu versickern. Dieser Aha-Effekt barg gleichzeitig ein grosses Frustrationspotenzial, weil er bedeutete, dass unsere Richtlinie unmittelbar nach der Publikation bereits veraltet war ...

 

Welche Ziele will der VSA mit Schwammstadt erreichen?
Unser Ziel ist es, dass die «gute Praxis» des klimaangepassten Wassermanagements (mit begrünten Dächern, Feuchtgebieten, Rückhaltebecken, Teichen und Entwässerungsgräben sowie naturnahen Grün- und Freiraumflächen) in der Schweiz zum nachhaltigen Standard wird.

 

Was fasziniert Sie an diesem Konzept?
Mich fasziniert, dass man mit dem Schwammstadtkonzept ganz viele Fliegen mit einer Klappe schlägt: Das klimaangepasste Wassermanagement ist nicht nur die Antwort auf die Klimarisiken Starkregen und Trockenheit/Hitze, es erhöht mit attraktiven Erholungs- und Spielflächen auch die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und fördert durch die Entsiegelung und Schaffung naturnaher Lebensräume die Biodiversität.

 

Sehen Sie auch Risiken und Gefahren in der Umsetzung des Projektes?
Damit die Umsetzung gelingt, müssen alle Akteure sektorübergreifend an einem Strang ziehen. Schwierigkeiten sehe ich deshalb viele – etwa den sehr menschlichen Reflex, nichts an bisherigen Abläufen ändern zu wollen, oder den Widerstand von Fachexperten, die nur gerade ihren Sektor sehen und diesen selbstverständlich als den wichtigsten erachten.

 

... und neben der menschlichen Komponente?
Gefahren und Risiken sehe ich nur ganz wenige: So können beispielsweise offene Wasserflächen zur Brutstätte von Mücken werden, was mit der Einschleppung der Tigermücke nicht ganz ohne ist. Allerdings müssen wir uns wohl sowieso damit abfinden, dass sich nicht nur die Tigermücke, sondern auch andere unerwünschte Neozoen bei uns ausbreiten – Schwammstadt hin oder her.

 

Sind wir als Gesellschaft bereit für mehr Natur in den Siedlungen?
Die grösste Herausforderung für die Umsetzung dürfte darin liegen, die (Deutsch-) Schweizer von ihrer zwanghaften Vorstellung zu befreien, alle Aussenflächen aufzuräumen und herauszuputzen. Eine Wildblumenwiese ist nicht nur viel schöner und wertvoller für die Biodiversität als ein englischer Rasen, sie ist auch wunderbar pflegeleicht, weil sie nur ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht wird; weder Düngen noch Bewässern ist notwendig.

 

Nachdem das Projekt vom Vorstand genehmigt wurde, ging es um die Gewinnung der Partnerorganisationen und die Finanzierung. Wie haben Sie die Gespräche/Rückmeldungen erlebt?
Eigentlich rannten wir überall offene Türen ein und praktisch alle angefragten Organisationen waren sehr froh, dass der VSA den Lead übernimmt und die Aktivitäten unter einem gemeinsamen Dach koordiniert und vorantreibt. Die Gespräche verliefen deshalb durchwegs positiv bis enthusiastisch. Einzig bei der Finanzierung machten sich die Auswirkungen der Corona-Krise bemerkbar. Umso stolzer sind wir, dass wir das Projekt trotz erschwerter Ausgangslage innerhalb weniger Monate auf die Beine stellen konnten.

 

Gibt es innerhalb des Schwammstadtkonzeptes schon konkrete Projektideen?
Projektideen gibt es bereits ganz viele. Kurz zusammengefasst möchten wir:

  • bestehendes Wissen aus dem In- und Ausland zusammentragen und für den schweizerischen Kontext aufbereiten (z. B. in Form von Merkblättern/Empfehlungen);
  • als Anlaufstelle für Fragen bez. Anpassung an den Klimawandel fungieren;
  • im Sinne einer Plattform den Wissens-
    austausch und die Koordination bezüglich klimaangepassten Wassermanagements sicherstellen (Workshops, ERFA etc.);
  • den Städten und Gemeinden die für die Praxis relevanten und notwendigen Werkzeuge zur Verfügung stellen und diese allen Akteuren bekannt machen (Informationsveranstaltungen etc.).

Eine breit aufgestellte Begleitgruppe, in die alle Akteure eingebunden sind, wird die Leistungen konkretisieren und die Prioritäten der Umsetzung innerhalb der Projektperiode definieren.

 

Haben Sie konkrete Vorstellungen, wie das zusammengetragene Wissen geteilt werden kann?
Persönlich liegt mir viel daran, den fachübergreifenden Austausch auch langfristig zu fördern. Analog zum VSA-Kurs «Fachperson Grundstücksentwässerung» könnte der VSA dazu einen Kurs «Fachperson Schwammstadt» aufbauen mit dem Ziel, Bauverwalter, Raumplaner, Landschaftsarchitekten, Ingenieure, Architekten etc. zusammenzubringen, um voneinander zu lernen, die «Silos» zu durchbrechen und den Kontakt auch nach dem Kurs weiter zu pflegen.

 

Ist denn auch ein Austausch mit Fachverbänden und Partnern aus dem Ausland geplant?
Wir werden ganz sicher bestehende Kontakte zu unseren Schwesterverbänden in Deutschland (DWA) und Österreich (ÖWAV) sowie zum Kompetenzzentrum Wasser Berlin nutzen. Zudem sind in der Begleitgruppe mit Nathalie Baumann (ZHAW), Michael Burkhardt (OST) und Max Maurer (ETHZ/Eawag) Personen vertreten, die international bestens vernetzt sind und uns Kontakte zu weiteren spannenden Partnern aus dem Ausland vermitteln können.

 

Im Projekt wird das «Einbeziehen aller Ansprechgruppen» als Erfolgsfaktor betont. Es braucht folglich mehr als nur reines Expertenwissen in der Projektorganisation. Hat der VSA als Wasserfachorganisation diese Kompetenz und Erfahrung?
(S. Hasler schmunzelt.) Seit ich mich erinnern kann, d. h. seit den 1990er-Jahren, ist der VSA für seine ganzheitliche Sicht und das Über-den-Tellerrand-Hinausschauen bekannt. Als Direktor ist es mir ein grosses Anliegen, diese Tradition weiterzuleben. Ich denke deshalb schon, dass wir als Wasserfachorganisation zumindest so weit in die anderen Sektoren Einblick haben, dass wir ihre Anliegen und Ansprüche verstehen und diese für ausgewogene Lösungen aufnehmen können. Wir müssen jedoch nicht überall selbst auf dem letzten Stand des Wissens sein – genau dieses Expertenwissen bringen ja die in der Begleitgruppe engagierten Vertreterinnen und Vertreter ein.

 

Letztlich bauen Gemeinden und Städte die Siedlungen für Bürgerinnen und Bürger. Müsste im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes nicht auch diese vertreten sein?
Eigentlich schon. Allerdings können wir ja nicht Hunderte von Personen involvieren. Und die eine repräsentative Bürgerin zu finden, welche die Meinungen aller vertritt, ist illusorisch. Weil jedoch sämtliche Mitglieder der Begleitgruppe nicht nur Fachperson, sondern auch «normale» Bürgerinnen und Bewohner von Siedlungen sind, werden wir meiner Meinung nach dennoch dem Anspruch gerecht, die Bevölkerung miteinzubeziehen.

 

Der VSA greift das Thema «Schwammstadt» als dreijähriges Projekt auf. Ist dann alle Arbeit getan? Oder könnte der Themenbereich Schwammstadt allenfalls in ein zusätzliches Centre de Compétences überführt werden?
In drei Jahren können wir sicher vieles, aber nicht alles erledigen. Nach Abschluss des Projekts wird also nicht alle Arbeit getan sein. Der VSA-Vorstand hat angedacht, die Schwammstadt-Themen danach ins CC «Siedlungsentwässerung» einzugliedern. Weil das BAFU eine Anpassung der Gewässerschutzgesetzgebung hinsichtlich Klimawandel plant und dieses Paket in rund drei Jahren in Kraft treten soll, ist auch denkbar, dass nahtlos an das VSA-Projekt eine Plattform zur Thematik «Anpassung an den Klimawandel» ins Leben gerufen wird. Diese könnte die im Rahmen unseres Projektes erbrachten Leistungen weiterführen.

 

Herzlichen Dank.

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