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03. Januar 2022

EMV Morgental

Zwei Kläranlagen – eine Elimination

Im Rahmen einer Partnerschaft haben Entsorgung St. Gallen und der Abwasserverband Morgental auf dem Areal der ARA Morgental eine gemeinsame Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen realisiert. Die vielen Synergien, die aus dem gemeinsamen Projekt hervorgegangen sind, sowie die diversen Herausforderungen, die es zu meistern galt, werden nachfolgend beschrieben und diskutiert.

Seit ĂŒber hundert Jahren produziert die Stadt St. Gallen aus dem gereinigten Abwasser der 1917 in Betrieb genommenen KlĂ€ranlage Hofen in Wittenbach im gleichnamigen Kleinwasserkraftwerk bis zu 2 GWh Strom. Bis 2013 wurde das turbinierte Abwasser in den Bach Steinach eingeleitet.
Ausschlaggebend fĂŒr den Einleitungsstopp des gereinigten Abwassers waren die zunehmenden qualitativen GewĂ€sserprobleme der Steinach. Dazu kam der altersbedingte Sanierungsbedarf des Kleinwasserkraftwerks Hofen mit Druckleitung und dem 1914 erbauten Turbinenhaus.

WasserqualitÀt der Steinach

Im Unterlauf der Steinach flossen bei Niedrigwasser bis zu 80% gereinigtes Abwasser. Bei Regenwetter wurde die Steinach zusĂ€tzlich durch ÜberlĂ€ufe aus dem stĂ€dtischen Kanalnetz belastet. Die Steinach war grundsĂ€tzlich zu wenig wasserreich, um derart grosse gereinigte Abwassermengen aufzunehmen, und entsprechend unbefriedigend war die WasserqualitĂ€t der Steinach im Unterlauf. Die gesetzlichen Anforderungen an den GewĂ€sserzustand wurden nicht erfĂŒllt. Als Folge des ungĂŒnstigen MischverhĂ€ltnisses kam es zu massiven BeeintrĂ€chtigungen der Lebensgemeinschaften im GewĂ€sser, sodass auch diesbezĂŒglich die Vorgaben der GewĂ€sserschutzverordnung deutlich verfehlt wurden. Zudem war die Temperatur des Wassers in der Steinach aufgrund der ungĂŒnstigen Mischung von Bachwasser und gereinigtem Abwasser viel zu hoch. Das kantonale Amt forderte deshalb die Stadt St. Gallen 2006 auf, entsprechende Massnahmen zur Verbesserung der GewĂ€sserqualitĂ€t einzuleiten (Art. 6 der GewĂ€sserschutzverordnung).

Unter der FederfĂŒhrung von Entsorgung St. Gallen erarbeitete die Stadt St.Gallen und der Abwasserverband Morgental zusammen mit einer multidisziplinĂ€ren Arbeitsgruppe (Eawag, BAFU, Regionale Wasserversorgung St. Gallen [RWSG], Wasserversorgungen von Arbon und Steinach sowie diverse spezialisierte IngenieurbĂŒros) mögliche Massnahmen zu einer nachhaltigen Verbesserung der WasserqualitĂ€t der Steinach. Dabei wurden zwei Varianten geprĂŒft und beurteilt:

Lösungsvarianten
AufrĂŒstung der ARA Hofen

Das technische AufrĂŒsten inklusive Bau einer eigenen Elimination Mikroverunreinigung auf der ARA Hofen hĂ€tte hinsichtlich Verbesserung der Reinigungsleistung keinen Einfluss auf die Hydrologie der Steinach gehabt. Insbesondere hĂ€tte sich das bei Trockenwetter ungĂŒnstige VerdĂŒnnungsverhĂ€ltnis von Steinachwasser zu eingeleitetem Abwasser nicht geĂ€ndert. Das technische AufrĂŒsten der ARA Hofen, z. B. mit Membranbiologie, Filtration und Ozonung, hĂ€tte zwar bezĂŒglich Stickstoff und organischem Kohlenstoff zu einem besser gereinigten Abwasser gefĂŒhrt, aber infolge des ungĂŒnstigen VerdĂŒnnungsverhĂ€ltnisses wĂ€ren die Phosphor-, Stickstoff- und Kohlenstoffkonzentrationen in der Steinach weiterhin relativ hoch geblieben. Der gewĂ€sserökologische Nutzen wĂ€re somit nicht erreicht worden. Ebenfalls hĂ€tte sich die Temperatur der Steinach auch bei WĂ€rmerĂŒckgewinnung weiterhin je nach Saison zwischen 2 und 8 °C erhöht, was sich insbesondere auf die Fischpopulation negativ ausgewirkt hĂ€tte.

Direkte Ableitung in den Bodensee

Ein Verzicht auf eine Abwassereinleitung in die Steinach zeigte, dass sich die WasserqualitĂ€t unterhalb der Einleitung deutlich und nachhaltig verbessern wĂŒrde. Ebenfalls sollte mit dem Aufheben der Einleitung die dadurch bedingte WĂ€rmebelastung der Steinach gĂ€nzlich verschwinden.
Zusammenfassend bestĂ€tigte der Bericht der Eawag, dass die Variante mit Beibehaltung der Einleitung nur dann einer direkten Ableitung in den Bodensee vorzuziehen wĂ€re, wenn beim Verzicht auf die Einleitung in die Steinach Bachabschnitte wĂ€hrend Trockenperioden hĂ€ufig trocken fallen wĂŒrden. Im sehr trockenen Sommer 2006 wurde der Abfluss der ARA Hofen wĂ€hrend einer lĂ€ngeren Zeit unterbrochen, um die Restwassermenge der Steinach ohne Einleitung der gereinigten AbwĂ€sser aus der ARA Hofen zu beurteilen. Die entsprechenden Abflussmessungen in den Trockenperioden zeigten, dass die Steinach auch ohne den Zufluss aus der ARA Hofen ausreichend Wasser fĂŒhrte. Zudem liegt das bestehende Kleinwasserkraftwerk Hofen mit Druckleitung in einem Hangrutschgebiet. Eine Verlegung hĂ€tte grössere Kosten zur Folge gehabt.

Unter BerĂŒcksichtigung der erwĂ€hnten Probleme und Risiken wurde die direkte Ableitung des gereinigten Abwassers der ARA Hofen zum Bodensee in einer Volksabstimmung in der Stadt St. Gallen und durch die Delegiertenversammlung des Abwasserverbandes Morgental beschlossen. Das Projekt umfasste von 2010 bis 2013 den Bau einer 5 km langen Druckleitung NW 700 mit 190 m Höhendifferenz, die Realisierung des Kleinwasserkraftwerks Morgental sowie die Sanierung der bestehenden Seeleitung NW 1200 mm und den Bau einer zusĂ€tzlichen 1,3 km langen Seeleitung NW 1200 mm

Einleitung in den Bodensee
Aufgrund des hohen Anteils Abwasser und somit des ungĂŒnstigen MischungsverhĂ€ltnisses, der Temperaturproblematik in der Steinach und des altersbedingten Ersatzes des bestehenden Kleinwasserkraftwerkes, verbunden mit geologischen Problemen der Druckleitung, entschied Entsorgung St. Gallen zusammen mit dem Abwasserverband Morgental, dem kantonalen Umweltschutzamt sowie Experten, das gereinigte Abwasser direkt in das grössere Ökosystem Bodensee zu leiten. Mit dem Bau einer 5 km langen Druckleitung NW 700 mm, der Erstellung eines neuen Abwasserkraftwerkes auf dem GrundstĂŒck der ARA Morgental und der Verlegung einer zusĂ€tzlichen, 1,3 km langen Seeleitung NW 1200 mm mit Einleittiefe 25 m, unter der Sprungschicht des Bodensees, konnte die GewĂ€ssersituation massgeblich verbessert werden.
Die vom BAFU aufgestellten Kriterien zur Verpflichtung einer Elimination Mikroverunreinigung wurden von beiden KlĂ€ranlagen ARA Hofen und ARA Morgental erfĂŒllt. Da seit 2014 das gereinigte Abwasser beider KlĂ€ranlagen auf dem GrundstĂŒck der ARA Morgental anfĂ€llt, wird dieses in einer gemeinsamen Elimination Mikroverunreinigung mit Ozonung und nachgeschalteter einschichtiger Sandfiltration ab 2022 am Standort der ARA Morgental behandelt. Nebst der Energiegewinnung kann mit der gemeinsamen Anlage eine weitere Synergie bezĂŒglich Investition, Betrieb und Ökonomie erreicht werden.



Übersichtsplan des Gesamtprojekts Ableitung ARA Hofen Bodensee mit den Standorten des alten Kraftwerks Hofen und der neuen Elimination Mikroverunreinigung Morgental.

Gemeinsame Elimination Mikroverunreinigung 

Mit dem Entscheid zur Realisierung der Ableitung Hofen zum Bodensee und der 2010 unterzeichneten AbsichtserklĂ€rung der beiden Partner Stadt St. Gallen und Abwasserverband Morgental wurde der Grundstein zu einer gemeinsamen Behandlung der beiden gereinigten AbwĂ€sser in einer Elimination Mikroverunreinigung auf dem GrundstĂŒck der ARA Morgental gelegt.

Verfahren – Bau

Das Kantonsspital St. Gallen befindet sich im Einzugsgebiet der ARA Hofen. Wegen dieses grossen Emittenten von pathogenen Keimen, Viren und Mikroverunreinigungen beurteilten die kantonale Fachstelle, die Eawag sowie die beiden Bauherren das Verfahren mit Ozonung zur Entkeimung und nachgeschalteter Sandfiltration als biologische Nachbehandlung als die zweckmĂ€ssigste Reinigungsmethode zur Elimination der Mikroverunreinigungen.

In einer fast ein Jahr dauernden Untersuchungsphase bezĂŒglich der Spurenstoffe und der Thematik Bromid-/Bromatbildung wurde die Verfahrenseignung Ozonung nach den Empfehlungen des VSA abgeklĂ€rt und das Verfahren Ozonung schlussendlich bestĂ€tigt.

Das gereinigte Abwasser der KlĂ€ranlage Hofen fliesst vom Kraftwerk Morgental zum EMV-Pumpwerk, dasjenige der ARA Morgental wird zum Zwischenpumpwerk geleitet und von dort ins EMV-Pumpwerk gepumpt. Dieses beschickt die 2-strassige Ozonungsanlage mit max. je 450 l/s. Danach werden die Spaltprodukte in 2 × 5 einschichtigen Sandfilterzellen abgebaut. Das Ozon wird in zwei Generatoren hergestellt und durch eine Kollektorleitung mittels zwei Begasungsrampen, mit KeramikbelĂŒftern ausgerĂŒstet, in die zwei Ozonreaktoren eingetragen. Der Sauerstoff wird flĂŒssig angeliefert und im Tank gelagert.

Dimensionierungsgrösse der EMV

Angeschlossene Einwohner + Einwohnerwerte: 88'000 E + 72'000 EW
Max. Abwassermenge durch MV-Stufe (inkl. RĂŒcklĂ€ufe): 900 l/s
Sauerstofftank: 46'000 kg
Max. Ozondosierung bei QTW,max (533 l/s): 15,9 mg O3/l
Max. Ozonproduktion: 30,3 kg O3/h
Volumen Kontaktreaktor: 2 × 405 m3
Wassertiefe: 7 m
Anzahl Begasungskammern: 2 x 2
Aufenthaltszeit im Reaktor bei Qmax (2 Reaktoren): 28,5 min
Aufenthaltszeit im Reaktor bei QTW,max: 16,8 min
Anzahl Filterzellen: 10
FlÀche pro Filterzelle: 43,5 m2
LamellenklÀrer zur Behandlung des Schlammwassers: 1 Stk
Die einzelne Filterzelle ist 5 m breit und 8 m lang. Das einschichtige Filterbett ist 1,2 m tief mit Quarzsand gefĂŒllt. Die Schlammwasserbecken sind seitlich zu den Filterzellen angeordnet. Die Filterzellen sind bewusst grösser dimensioniert worden, sodass bei einer allfĂ€lligen spĂ€teren verfahrenstechnischen Anpassung diese mit granulierter Aktivkohle (GAK) gefĂŒllt werden könnten. Der Umstand, dass die grössere KlĂ€ranlage Hofen ihr gereinigtes Abwasser an die kleinere KlĂ€ranlage Morgental zur Behandlung abgibt, fĂŒhrte bezĂŒglich Filtration dazu, dass bei den FilterrĂŒckspĂŒlungen anteilsmĂ€ssig in der ARA Morgental ĂŒberproportional viel Schlammwasser, bis zu 2000 m3/d, hĂ€tte behandelt werden mĂŒssen. Dies hĂ€tte zu einem unvernĂŒnftigen Ausbau der ARA Morgental gefĂŒhrt. Durch den Einsatz eines LamellenklĂ€rers mit vorgeschalteter Flockung kann die Schlammmenge auf ca. 200 m3/d reduziert werden; diese kann in der ordentlichen Schlammbehandlung der ARA Morgental verarbeitet werden.

Das GebĂ€ude ist 3-geschossig, 75 m lang, 25 m breit, 9 m hoch und umfasst vier Bereiche:

  • Technik mit Pumpstationen im UG/EG, Trafostation, Notstromdiesel, HLSK-Raum (Heizungs-, LĂŒftungs-, SanitĂ€r-, Klimaanlage), Niederspannungshauptverteilung, Schaltwarte, Drucklufterzeugung
  • Ozonung mit Generatoren, Analytik und Restozonvernichtung, Bisulfitdosierung, zwei Ozonschlaufenreaktoren, LĂŒftungszentrale
  • Maschinenhalle mit Flockung/Lamel­lenklĂ€rung Schlammwasser, Brauch-wasserstation, SpĂŒlwasserpumpen/SpĂŒlluftgeblĂ€se, Aquarium
  • Filtration mit Filterzellen, SpĂŒlwasserbecken, Leitungsgalerie


Die Bauzeit dauerte von November 2018 bis September 2021. Zurzeit lĂ€uft die Inbetriebsetzung. Ab Januar 2022 soll die Anlage die Spurenstoffe eliminieren. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 22,5 Mio. Franken. Beide Partner haben mit der Realisierung mehrere Millionen Franken an Investitionen gespart: Subventionierung der Ableitung ARA Hofen zur ARA Morgental, Skalierungseffekt der grösseren Anlage. Der Betrieb zweier einzelner Anlagen ist zudem gĂŒnstiger.

Herausforderungen
Voll-/Teilstromauslegung, Sicherstellung 80%-Elimination

Mit der Ausgangslage «zwei KlĂ€ranlagen, eine Elimination Mikroverunreinigung» stellte sich die Frage nach der Auslegung der Dimensionierungswassermenge zur Sicherstellung der Anforderung «80%-Elimination». Das Zusammenspiel der beiden Abflussganglinien hĂ€tte Zuflussspitzen erzeugt, deren Behandlung keinen Sinn macht. Deshalb werden diese in einer Notentlastung bzw. in einem Bypass abgetrennt und nicht beprobt. Die Aufgabe bestand nun darin, diejenige Dimensionierungswassermenge zu bestimmen, die einerseits nicht ĂŒbermĂ€ssige Entlastungsmengen generiert und andererseits die Forderung 80%-Elimination erfĂŒllt.

Mittels einer Monte-Carlo-Simulation der Abwassermengen beider KlĂ€ranlagen ĂŒber fĂŒnf Jahre konnte gezeigt werden, dass bei einer Dimensionierungswassermenge von maximal 900 l/s diese Forderung gesichert erreicht werden kann. In diesem Sinn entsprechen die in der Elimination Mikroverunreinigung behandelten 900 l/s einer Vollstromanlage bzw. dem zweifachen Trockenwetteranfall.

Mithilfe stochastischer Modelle kann die Dimensionierungswassermenge berechnet werden, die der Anforderung 80%-Elimination genĂŒgt.

Organisation, Betrieb

Der Lifecycle Erstellung, Betrieb und RĂŒckbau der gemeinsamen Elimination Mikroverunreinigung ist in einem Vertrag zwischen der Entsorgung St. Gallen und dem Abwasserverband geregelt. FĂŒr die Elimination Mikroverunreinigung wird eine separate Erfolgsrechnung gefĂŒhrt, die Bestandteil des gesamten Budgets bzw. der Rechnung des Abwasser­verbandes Morgental ist. Der Kostenverteiler basiert auf den jĂ€hrlichen Abwassermengen.

Die laufenden GeschĂ€fte werden an einer jĂ€hrlichen Betriebskommissionssitzung mit Vertretern von Entsorgung St. Gallen und dem Abwasserverband Morgental beraten und entschieden.
Operativ betreibt der Abwasserverband Morgental die Elimination Mikroverunreinigung.

Sich frĂŒhzeitig ĂŒber Organisation, Finanzierung und Betrieb Gedanken zu machen, ist zu empfehlen.

Hydraulische Dynamik, Druckstösse, Ozonaustritt, Sicherheitsabschaltung

Aufgrund der Tatsache, dass zwei KlĂ€ranlagen das gereinigte Abwasser zur Elimination Mikroverunreinigung ableiten, ergibt sich eine ausgeprĂ€gtere hydraulische Dynamik als ĂŒblich. Diese wird durch den Kraftwerksbetrieb mit dem Ziel, Spitzenstrom zu produzieren, noch verstĂ€rkt.
Schnelle Änderungen der Durchflussmengen in der Ozonung fĂŒhrten zu Über- und Unterdruckproblemen mit Ozonaustritten bei den Siphons und bei den darauffolgenden Sicherheitsabschaltungen.

Der «nervöse» hydraulische Betrieb konnte durch weniger steile An- und Abfahrrampen ĂŒber lĂ€ngere Zeitfenster im Prozessleitsystem bei der Beschickung des Kraftwerkes und den Beschickungspumpen der beiden Ozonreaktoren bereits wesentlich verbessert werden.

Personenschutz OzonĂŒberwachung, Tiefpunkt im GebĂ€ude

GrundsĂ€tzlich sind die RĂ€ume Ozonerzeugung und Analytik/Restozonvernichtung zum Personenschutz mit Sensoren/Alarmierung zu ĂŒberwachen. Infolge eines Ozonaustrittes bei einer Überdruck-/Unterdrucksicherung ĂŒber einen Siphon, der sich in die Schmutzwasserkanalisation entleeren kann, gelangte das schwerere Ozon ĂŒber die GebĂ€udeentwĂ€sserung im Untergeschoss in den Pumpenraum. Die Ozondetektoren im Raum Analytik/Restozonvernichtung detektierten deshalb nichts. Durch die NachrĂŒstung weiterer OzonschnĂŒffler und Anpassung der RaumlĂŒftung im Pumpenraum im Untergeschoss mit zusĂ€tzlicher Absaugung ĂŒber dem Boden konnte dies entschĂ€rft werden.

Ist die Ozonung in einem GebĂ€ude untergebracht, sind am tiefsten Punkt des GebĂ€udes zwingend ein Ozondetektor und eine entsprechende LĂŒftung anzubringen, auch wenn dieser Raum nicht direkt im funktionalen Zusammenhang mit der Ozonung steht. Ozon ist schwerer als Luft und sucht sich immer die tiefste Stelle im GebĂ€ude.

Hydraulische ÜberfĂ€lle im Ozonreaktor, Ozonverschleppung zur Filtration

Um die Ozonreaktoren bezĂŒglich Off-Gas von der Filtration zu entkoppeln, ist ein Überfall mit Verbindungsleitung und Quellaufstoss in der Filtration gebaut worden. Im Nachhinein zeigte sich, dass ein zu hoher hydraulischer Überfall nicht geeignet ist. Der Überfall wirkt wie ein Wehr mit Tosbecken mit Wassersprung bzw. Walze. Das ozonhaltige Off-Gas wird eingemischt, es entsteht quasi eine ungewollte dritte Begasungsrampe, die hier aber nicht mehr erwĂŒnscht ist. Das ins Wasser eingetragene Off-Gas wird infolgedessen ĂŒber die Verbindungsleitung in den Quellaufstoss der Filtration verschleppt und gast dort aus. Der Ozondetektor stellt dies fest und löst eine Sicherheitsabschaltung aus.

Zuerst wurde versucht, beim Überfall eine entsprechende Energievernichtung mit Entgasung in den beiden Ozonreaktoren mittels LeitwĂ€nden zu erreichen, leider ohne Erfolg. Zudem wird bei zu grossem hydraulischem Durchfluss weiterhin zu viel Off-Gas mitgerissen.

Die Lösung besteht jetzt darin, dass beim Quellaufstoss die Umgebungsluft mit Off-Gas abgesaugt und ĂŒber einen weiteren Restozonvernichter zerstört wird.

Wichtig: Hydraulische ÜberfĂ€lle sind klein zu halten (unvollkommener, eingestauter Überfall) oder zu vermeiden.

Ableitungsbedingungen, Einleitbedingungen

FĂŒr die Überwachung sind zwei Arten von Bedingungen seitens der kantonalen Fachstelle verfĂŒgt worden: die Ableitungsbedingungen und die Einleitbedingungen.

Die Ableitungsbedingungen sind je fĂŒr die ARA Hofen und die ARA Morgental festgelegt worden. Sie dienen primĂ€r zur Überwachung der einzelnen KlĂ€ranlage und zur Feststellung, in welchem Einzugsgebiet allenfalls ein Problem besteht, wenn die Einleitbedingungen in den Bodensee nicht eingehalten werden können. Insofern lassen die Ableitungsbedingungen einen gewissen Spielraum zu, dass bei sehr guter Reinigung der einen KlĂ€ranlage die andere KlĂ€ranlage auch etwas schlechtere Werte aufweisen kann, solange die Einleitbedingungen nicht ĂŒberschritten werden und somit die gesetzlichen Vorgaben erfĂŒllt sind.

Der speziellen Situation mit zwei KlĂ€ranlagen und einer Elimination Mikroverunreinigung ist bezĂŒglich der Probenahme besondere Beachtung zu schenken. Trotzdem soll das Ganze einfach und nachvollziehbar bleiben.

Organisation, Koordination Beprobung, Überwachung

Die beiden KlĂ€ranlagen liegen geografisch unterschiedlich weit entfernt von der Elimination Mikroverunreinigung, die ARA Hofen ca. 5 km, die ARA Morgental 100 m. Somit ist auch die Fliesszeit unterschiedlich. Dies stellt die Probenahme vor die Schwierigkeit der reprĂ€sentativen Probe. Schliesslich sind zwei Rohabwasser und nur eine Probe des gereinigten Abwassers zu untersuchen. Aus den Analysen des Rohabwassers wird ein virtuelles Rohabwasser berechnet. Der Ablauf Elimination wird beprobt und analysiert. So kann aus dem virtuellen Rohabwasser und dem Ablauf der Elimination Mikroverunreinigung die geforderte Eliminationsleistung von 80% ĂŒberprĂŒft werden.

Es ist angedacht, die zeitliche Verschiebung des Abwassers der ARA Hofen im Prozessleitsystem zu berĂŒcksichtigen, um so möglichst reprĂ€sentativ zu untersuchen.

Die Steuerung, Regelung und Überwachung erfolgen ĂŒber Online-SAK-Sonden.

Schlussvotum

Das ZusammenfĂŒhren zweier KlĂ€ranlagen in eine Mikroverunreinigungsanlage stellt schweizweit ein Novum dar. Die Dimensionierung, das Verfahren und der Bau mussten flexibel gestaltet werden, damit eine Entwicklung möglich ist und auf eine Bromid-/Bromat-Problematik infolge der Abwasseremittenten mit der UmrĂŒstung auf eine GAK-Filtration reagiert werden könnte. Insbesondere ist der hydraulischen Dynamik und deren Beherrschung mit der Off-Gas-Verschleppung Rechnung zu tragen.

GebĂ€udetiefpunkte sind zu ĂŒberwachen, denn das schwere Ozon findet immer seinen Weg dorthin. Die ganze Beprobung zweier KlĂ€ranlagen mit einer Elimination Mikroverunreinigung ist klar zu organisieren.
Weitere Herausforderungen werden noch dazukommen. Das erste Betriebsjahr wird deshalb stark durch die Fachleute mitbegleitet und die Daten mĂŒssen ausgewertet werden, damit die gewonnenen Erkenntnisse in Optimierungen umgesetzt werden können. Es bleibt spannend.

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