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28. Mai 2025

Wasserquellen

Wert einer Quelle für die Wasser­versorgung

Quellwasser geniesst bei der Bevölkerung einen guten Ruf und Brunnenmeisterinnen und -meister sind zu Recht stolz auf die Quellfassungen ihrer Versorgung. Nicht jede Quelle ist aber für die Trinkwasserversorgung geeignet. Gleichzeitig gilt es, gute Quellen zu erhalten, da sie die Resilienz der Versorgung stärken.
Christos Bräunle 

Quellen hatten in der Geschichte der Menschheit schon immer eine immense Bedeutung – sowohl für die Wasserversorgung als auch kulturell, wirtschaftlich und spirituell. Viele Siedlungen und Städte wurden gezielt in der Nähe von Quellen gegründet, da diese eine konstante Wasserversorgung ermöglichten,was nicht nur die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser sicherstellte, sondern auch Handwerksbetriebe wie Mühlen oder Gerbereien mit Wasser versorgte. Es erstaunt daher nicht, dass Quellen oft als heilig galten und mit Göttern oder übernatürlichen Kräften in Verbindung gebracht wurden. Quellwasser spielt in der Trinkwasserversorgung unserer Bevölkerung noch heute eine wichtige Rolle, obschon der steigende Wasserbedarf vermehrt durch Grund- und Oberflächenwasser gedeckt werden muss. Quellwasser kann aber auch dort, wo Grund- und Seewasser zur Verfügung steht, bei Katastrophen unschätzbare Dienste leisten und ist oft unentbehrlich. Gute, bestehende Quellfassungen inkl. Schutzzone und Zuströmbereich sind daher mit aller Sorgfalt zu schützen, zu unterhalten und nötigenfalls zu erneuern.

Resilienz stärken

Der SVGW empfiehlt entsprechend, gute Quellen nicht ohne Not aufzugeben, denn sie stärken die Resilienz der Versorgung. Treten im Grundwasser beispielsweise Qualitätsprobleme auf, können Quellen dazu beitragen, Höchstwerte einzuhalten, indem belastetes Grundwasser mit unbelastetem Quellwasser gemischt wird, oder sie können helfen, bei einem Ausfall eines Grundwasserpumpwerks Versorgungsengpässe zu überbrücken. Ein Verzicht auf eine Quellfassung und damit auf ihren Schutz darf daher niemals ausschliesslich aufgrund von Rentabilitätsüberlegungen erfolgen, weil das in der Regel in freiem Gefälle einer Versorgung zufliessende Quellwasser sehr oft das Rückgrat der Trinkwasserversorgung in Notlagen bildet. Dennoch können die vom Gesetzgeber für eine einwandfreie und sichere Trinkwasserversorgung verlangten Schutzmassnahmen in Einzelfällen so hohe Kosten für den Betrieb und Unterhalt der Quelle verursachen, dass die Nutzung einer Quelle für Versorgungszwecke aus wirtschaftlichen Erwägungen infrage gestellt wird, insbesondere wenn die Versorgung den Trinkwasserbedarf bereits über Grundwasserbrunnen decken kann.

Eignung einer Quelle

Obwohl Quellwasser noch heute in der Bevölkerung einen guten Ruf geniesst und für die Versorgung wertvoll sein kann, sollten Versorger den Wert einer Quelle genau prüfen, bevor sie diese fassen oder wenn ihnen Quellrechte zum Erwerb angeboten werden. Der Wert einer Quelle für die Wasserversorgung richtet sich massgeblich daran, wie gut sie für die Trinkwassernutzung geeignet ist. Denn ist sie das nicht oder nur in geringem Masse, hat sie für den Versorger nur einen geringen oder gar keinen Wert, generiert aber Kosten. Die Eignung einer Quelle für die Trinkwassernutzung wird im Wesentlichen durch ihre Lage, Wasserqualität und Ergiebigkeit bestimmt. In Bezug auf die Lage ist beispielsweise zu prüfen, ob rechtskonforme Schutzzonen vorhanden sind bzw. eine Ausscheidung möglich ist oder ob sich bereits Siedlungen oder andere nicht zonenkonforme Anlagen und Nutzungen im Einzugsgebiet befinden. Zeichnen sich bereits Nutzungskonflikte ab, vermindert das den Wert der Quelle. Ausserdem ist die Entfernung und Höhendifferenz zum Versorgungsgebiet zu berücksichtigen. Denn letztlich muss die Quelle an das Versorgungsnetz angeschlossen werden, was oft mit erheblichen Kosten verbunden ist, insbesondere wenn auch noch Pumpleistung notwendig ist. Die Wasserqualität spielt für die Beurteilung eine zentrale Rolle. Zwar zeichnen sich Quellen typischerweise durch eine gute Wasserqualität aus, ist die physikalische, chemische oder mikrobiologische Beschaffenheit des Wassers aber ungenügend, vermindert dies den Wert der Quelle ebenfalls, da zusätzliche Anlagen für die Filtration oder Desinfektion notwendig wären, um Trinkwasserqualität zu erreichen. Und zu guter Letzt muss die Quelle auch genügend und möglichst konstant Wasser liefern, um einen Mehrwert für die Trinkwasserversorgung zu schaffen. Für die Beurteilung der Ergiebigkeit sind Kennzahlen zum mittleren Jahresertrag und zu Temperaturveränderungen hilfreich. Aber auch die Konstanz der Quellschüttung ist bei Evaluation des Werts einer Quelle für die Trinkwassergewinnung zu beachten.

Risiken bei Aufgabe einer Quelle

Vermindert sich der Wert einer Quelle über die Jahre, weil beispielsweise die Schüttung zurückgeht, Qualitätspro­bleme auftreten oder aufgrund von Schutzzonenkonfliktendie Konzession nicht mehr erteilt wird, kann sie für die Wasserversorgung zu einem reinen Kostenfaktor werden. Es stellt sich dann die Frage, wie mit der Quelle weitergefahren werden soll. Falls ein Rückbau in Betracht gezogen wird, gilt es zu bedenken, dass eine Quellfassung nicht immer einfach entfernt und dem Quellwasser freier Lauf gelassen werden kann. Ein Feuchtgebiet kann nicht immer problemlos eingerichtet werden. Oft sind seit dem Bau der Quellfassung Gebäude oder andere Infrastrukturen unterhalb der Quelle errichtet worden, die dann durch das wieder frei fliessende Wasser beschädigt werden können. Und kommt es durch das abgeleitete Wasser zu Schäden bei Dritten, haftet der Eigentümer der Quelle dafür. Wird auf einen Rückbau verzichtet und das Quellwasser über den Verwurf in ein Fliessgewässer abgeleitet, muss die Fassung dennoch regelmässig kontrolliert und instand gehalten werden, was wiederum mit Aufwand und Kosten verbunden ist. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, eine Quelle genau zu beurteilen, bevor diese erworben oder neu gefasst wird.

Was tut der SVGW?

Die Thematik der Quellwasserfassungen sind in der SVGW-Richtlinie W10 beschrieben. In der aktuellen Ausgabe sind detaillierte Vorgaben zur Planung und Bauausführung enthalten. In der in Kürze startenden Revision der W10 werden die Aspekte «Bewertung der Güte» (quantitativ und qualitativ) einer Quelle, deren «Betrieb» sowie der allfällige «Rückbau» noch detaillierter beleuchtet. Dabei soll auch der wirtschaftlichen Betrachtung ausreichend Rechnung getragen werden.

Dieser Artikel erschien zuerst im Wasserspiegel (Ausgabe 01/2025).

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