Der SVGW lancierte 2012 den Forschungsfonds Wasser, kurz FOWA, um damit anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Studien, die der Schweizer Wasserversorgungsbranche dienen oder diese unterstützen, zu fördern. Dem FOWA beitreten können SVGW-Wasserversorgungen sowie Mitglieder der Industrie- und Ingenieurgruppe (I+IG), die in der Trinkwasserbranche tätig sind, sowie Institutionen aus dem Bereich Wasserversorgung.
Die jährlichen Mitgliederbeiträge der Versorgungen richten sich nach der Zahl ihrer versorgten Einwohner. So können Kleinstversorgungen mit weniger als 3000 versorgte Einwohner bereits für 300 Franken pro Jahr beim FOWA mitmachen, grosse Versorgungen mit mehr als 150 000 versorgte Einwohner unterstützen den Fonds mit je 5000 Franken pro Jahr. Die I+IG und die Institutionen können ihren jährliche Sponsoring-Beitrag frei wählen: 3000, 1500 oder 500 Franken. Durch die Mitgliederbeiträge kamen im letzten Jahr 165 500 Franken zusammen, die dann wieder in die Projektförderung eingesetzt werden konnten. Per Dezember 2024 zählte der FOWA 77 Mitglieder bei den Wasserversorgungen und 36 Mitglieder aus den Reihen von I+IG. Institutionen waren keine vertreten.
Die FOWA-Fachkommission bewertet die eingereichten Projekte und vergibt die Fördergelder. Die achtköpfige Kommission setzt sich zusammen aus Wasserversorgungsvertretern aus allen Sprachregionen der Schweiz, dem Vorsitzenden der Wasser-Hauptkommission (W-HK) des SVGW und Vertretern der SVGW-Geschäftsstelle.
Durch ein Reglement werden die administrativen Belange des Fonds geregelt. So wird der Fonds von der Geschäftsstelle des SVGW verwaltet und administrativ durch das FOWA-Sekretariat der Geschäftsstelle unterstützt. Als fachliches Aufsichtsorgan über den Fonds fungiert die Wasserhauptkommission. Die Gesamtverantwortung obliegt dem SVGW-Vorstand.
In einem jährlich erscheinenden Tätigkeitsbericht zuhanden des Vorstandes werden die Mitgliederzahlen, die Einnahmen, die Projektentscheide und der Projektfortschritt der laufenden Projekte transparent ausgewiesen. Der Tätigkeitsbericht steht auch allen FOWA-Mitgliedern zur Verfügung.
Seit seiner Lancierung hat der FOWA 39 Projekte mit einem Gesamtbetrag von über 2 Millionen Franken gefördert. Die Projekte befassten sich mit einer Vielzahl von Themen, die für die Wasserversorgung relevant sind: Sie reichen von der Substanzerhaltung von Reservoiren über die Wirksamkeit von Massnahmen zur Senkung der Grundwasserbelastung mit Pflanzenschutzmitteln und dessen Metaboliten bis hin zu Nanoplastik und dessen Verhalten entlang der Trinkwasseraufbereitung.
Die Projektergebnisse tragen zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in der Schweiz bei und fliessen oft auch direkt oder indirekt in das Regelwerk des SVGW ein und leisten so einen Beitrag an die Best Practice der Wasserversorgung. Jedes Projekt verfasst einen Abschlussbericht und publiziert mindestens einen Artikel in der Fachzeitschrift Aqua & Gas. Somit stehen die Ergebnisse der gesamten Branche zur VerfĂĽgung.
Im Folgenden werden drei Projekte kurz vorgestellt. An ihnen wird beispielhaft aufgezeigt, welcher Nutzen von den Ergebnissen fĂĽr die Wasserversorgungsbranche hervorgeht.
Seit 2018 werden in der Schweiz in zahlreichen Rohwässern Metaboliten des Pestizids Chlorothalonil nachgewiesen. Bei den am häufigsten nachgewiesenen Metaboliten handelt es sich um polare Verbindungen, die sich mit herkömmlichen Aufbereitungsverfahren praktisch nicht aus dem Wasser entfernen lassen.
Das Projektteam unter der Leitung des Ingenieurbüros RWB Groupe SA, verschiedenen Partnern aus der Wasserversorgungsbranche, der Forschung und dem kantonalen Vollzug untersuchte die Wirksamkeit der Elimination dieses Metaboliten mit optimierten Aktivkohleverfahren. Ziel der optimierten Verfahren war die Elimination der Metaboliten bei einem gleichzeitig möglichst geringen Verbrauch an Aktivkohle. Es konnte aufgezeigt werden, dass mit einem optimierten Aktivkohleverfahren die Metaboliten aus dem Wasser zuverlässig entfernt werden können bei einem halb so grossen Verbrauch an Aktivkohle wie bei konventionellen Aktivkohlefiltern.
Zusätzlich konnte nachgewiesen werden, dass die verbrauchte Aktivkohle aus der Wasseraufbereitung anschliessend in einer Kläranlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen eingesetzt werden kann (Fig. 1).
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Dieses FOWA-Projekt aus der Westschweiz zu einem optimierten Aktivkohleverfahren behandelt eine aktuelle Fragestellung, ist lösungsorientiert und hat einen Nutzen für die gesamte Trinkwasserbranche. Info: Detaillierte Informationen zum Projekt enthält der A&G-Artikel 7/8-2022 |
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Grundwasser ist die wichtigste Trinkwasserressource in der Schweiz. Aber das grösste Gewässer unter unseren Füssen ist ebenfalls ein Ökosystem und beheimatet eine Vielzahl von Lebewesen. Das Ökosystem Grundwasser und die darin lebenden Arten sind aber noch weitestgehend unerforscht. Das Projekt Amphiwell unter Leitung der Eawag und der Universität Zürich und mit Beteiligung vieler Wasserversorgungen will hier Licht ins Dunkle bringen und die Grundwasserfauna besser erforschen. Dazu sollen einerseits die in der Schweiz im Grundwasser lebenden Organismen identifiziert und charakterisiert werden, andererseits soll mittels eines e-DNA-Tests eine Methode entwickelt werden, um anhand einer Grundwasserprobe die Biodiversität zu bestimmen und daraus Rückschlüsse über den «Gesundheitszustand» des jeweiligen Grundwasserleiters zu ziehen. Der FOWA hat einen Teil dieses Projektes gefördert.
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Dieses Projekt liegt etwas näher an der Grundlagenforschung. Trotzdem liefert es einen wichtigen Beitrag zum Schutz der wichtigsten Trinkwasserressource, dem Grundwasser. Der Ansatz das Grundwasser als Ökosystem zu sehen, liefert einen weiteren Beitrag zu einem umfassenden Grundwasserschutz. Ein e-DNA-Test, der in der Lage ist, aus einer Grundwasserprobe etwas über den Zustand des Grundwasserleiters auszusagen, hilft bei der Früherkennung von nachteiligen Veränderungen und ermöglicht somit das Einleiten von Schutzmassnahmen. Der Ansatz, das Grundwasser als Ökosystem zu sehen, floss bei der jüngsten Überarbeitung der Gewässerschutzverordnung ebenfalls mit ein und trägt damit zum verbesserten Schutz des Grundwassers bei (Fig. 2).
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Das FOWA-Projekt zur Grundwasserfauna etabliert einen neuen Ansatz fĂĽr den Grundwasserschutz, es hat einen Nutzen fĂĽr die gesamte Trinkwasserbranche und liefert neue Erkenntnisse rund um die wichtigste Trinkwasserressource: das Grundwasser. Info: Detaillierte Informationen zum Projekt enthalten die A&G-Artikel 7/8-2020 und 4-2022 |
Die Zuströmbereiche bilden ein wichtiges Element für den planerischen Grundwasserschutz. Die korrekte Ausscheidung dieser Bereiche erfordert aber aufwändige hydrogeologische Untersuchungen und Abklärungen. Der hohe Aufwand trägt unter anderem dazu bei, dass in der Schweiz nur ein kleiner Anteil der benötigten Zuströmbereiche ausgeschieden sind. Das FOWA-Projekt, unter der Leitung vom Amt für Wasser und Abfall (AWA) des Kantons Bern, hatte zum Ziel, durch die Verwendung eines GIS-basierten Werkzeugs die Ausscheidung eines Zuströmbereichs zu vereinfachen und damit zu beschleunigen. Von Interesse ist die Methode vor allem dann, wenn es kein numerisches Grundwassermodell gibt.
Die Überprüfung des Modells am Ende des Projektes hat aber ergeben, dass die Methode noch nicht ausgereift ist, für eine breite Anwendung oder Grundlage zur Ausscheidung der Zuströmbereiche.
Auch wenn die Ergebnisse dieses FOWA-Projektes nicht die Erwartungen erfüllten, so hat dieses Projekt doch wertvolle Erkenntnisse im Bereich der Ausscheidung der Zuströmbereiche aufgezeigt.
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Dieses FOWA-Projekt zur Abschätzung von Zuströmbereichen hat die Limiten eines GIS-basierten Modells aufgezeigt. Aus dem Projekt gehen wertvolle Erkenntnisse für die kantonalen Vollzugsstellen im Bereich Gewässerschutz hervor. Es liefert eine Basis für weitere Modellierungen und Modelle, um den Zuströmbereich zu bestimmen. Info: Detaillierte Informationen zum Projekt enthält der A&G-Artikel 3-2025 |
Die drei beschriebenen Beispiele illustrieren nicht zuletzt die Themenbreite der angewandte Trinkwasserforschung im FOWA. Auch zeigen sie auf, welchen direkten und indirekten Nutzen die geförderten Projekte für die Schweizer Wasserversorgung haben. Zwar hat nicht jedes Projekt einen direkt erkennbaren Nutzen für sämtliche Wasserversorgungen, aber jedes Projekt weist einen Gesamtnutzen für die Trinkwasserbranche in der Schweiz auf. Die Projekte sollen zudem möglichst kosteneffizient sein und somit ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielen. Auch ist eine Konstellation mit den richtigen Projektpartnern sinnvoll, sie sichert eine breite fachliche Abstützung. Durch die Eigenleistungen der Beteiligten wird das FOWA-Budget entlastet.
Alle diese Punkte werden von der FOWA-Fachkommission bei der Bewertung der Projekte und der Fördermittelvergabe berücksichtigt. Es besteht auch die Möglichkeit eigene Projekte gemeinsam mit Partnern einzureichen und damit aktiv an der Forschung und Entwicklung im Trinkwasserbereich mitzuwirken.
Der Fördertopf des FOWA ist in seinen Mitteln beschränkt. Es stehen pro Jahr gut 165 000 Franken zur Verfügung. Oft werden pro Jahr aber Förderanträge im Umfang von einigen Hunderttausend Franken eingereicht. Und auch wenn alle eingereichten Projekte die Förderkriterien erfüllen würden, können nicht mehr Gelder gesprochen werden, als der Fonds einnimmt.
Aktuell sind nur gut 10% der SVGW-Mitglieder auch Mitglied beim FOWA. Vor allem kleine und mittlere Versorgungen sind wenig vertreten, obwohl gerade sie am meisten von den FOWA-Ergebnissen profitieren könnten, da sie keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsprojekte finanzieren können.
Unser Trinkwasser fliesst mit einer beständig guten Qualität jederzeit zuverlässig in die Haushalte. Teilweise wird es mit einer Infrastruktur verteilt, die schon länger als 80 Jahre im Einsatz ist. Somit erfüllen bewährte Technologien aus den vergangenen Jahrzehnten noch heute die Anforderungen nach Stand der Technik. Trotzdem darf sich die Branche nicht vor Innovationen und neuen Entwicklungen verschliessen – im Gegenteil: Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, wird sich auch im Bereich der Trinkwasserversorgung in den kommenden Jahren noch vieles verändern. Genau um solche Entwicklungen und Veränderungen anzustossen, oder um Lösungen für bestehende Probleme im Versorgungsalltag bereit zu stellen, gibt es den Forschungsfonds Wasser (FOWA). Ganz nach dem Motto des SVGW: von der Branche für die Branche.
Werden auch Sie FOWA-Mitglied. Dadurch unterstĂĽtzen Sie die angewandte Forschung und Entwicklung im Bereich Trinkwasser.
www.svgw.ch/wasser/forschungsfonds-fowa
Alle Informationen rund um den Forschungsfonds sind auf der SVGW-Website zu finden. Dort können sich FOWA-Mitglieder einloggen. Ihnen stehen sämtliche Informationen zu allen geförderten FOWA-Projekten zur freien VerfĂĽgung:Â
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